Das ENSI inspiziert in allen Kernkraftwerken die gefilterte Druckentlastung

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI setzt einen weiteren Prüfpunkt aus den Lehren nach den Ereignissen in Fukushima um. Zwischen Mitte November und Anfang Dezember 2011 überprüfen Fachleute des ENSI die Systeme der gefilterten Druckentlastung der Containments in allen vier Kernkraftwerken der Schweiz. Damit soll sichergestellt werden, dass die Systeme die Anforderungen, die aus den neusten Erkenntnissen stammen, erfüllen.

Die gefilterte Druckentlastung erfolgt bei allen Werken über einen Kamin (Bild: KKW Mühleberg mit Kamin).

Die Analyse der Ereignisse in Fukushima durch das ENSI hat bei der Druckentlastung des Containments, dem sogenannten Venting, folgende Schwierigkeiten aufgezeigt: Die elektrischen Antriebe der Armaturen standen infolge des Stromausfalls nicht mehr zur Verfügung, wodurch eine Bedienung vom Kontrollraum aus nicht mehr möglich war. Zudem war die Handbedienung der Armaturen vor Ort wegen hoher Ortsdosisleistungen innerhalb der Anlage erschwert. Schliesslich führten ungünstige Leitungsführungen zu mehreren Knallgasreaktionen. Gemäss den zusammenfassenden Berichten der japanischen Regierung soll in die Ventingsysteme künftig eine Rückhaltefunktion für radioaktive Stoffe eingebaut werden.

Die in den Schweizer Kernkraftwerken installierten Systeme zur gefilterten Druckentlastung haben die Funktion eines Sicherheitsventils, das den gasdichten Sicherheitsbehälters vor Überdruck schützt. Der Sicherheitsbehälter ist die Barriere zwischen Reaktordruckbehälter und Umwelt; seine Integrität/Dichtigkeit ist ein wichtiges Schutzziel. Im Bedarfsfall strömen die austretenden Gase durch leistungsfähige Filter, welche aerosolförmige Radionuklide wie Iod und Caesium stark zurückhalten.

Die Systeme zur gefilterten Druckentlastung werden auch im Rahmen des EU-Stresstests geprüft. Die Resultate der Schwerpunktinspektion von Venting-Systemen wird das ENSI voraussichtlich im ersten Quartal 2012 veröffentlichen.