Radioaktive Hotspots in Japan

Radioaktivität kann sich lokal konzentriert zu so genannten Hotspots ansammeln. In Japan beunruhigen derzeit Meldungen über die Funde von Hotspots die Bevölkerung. Dabei handelt es sich um punktförmige oder kleinflächige Strahlungsquellen, die oft in Wasserrinnen auftreten. Hotspots in der Nähe von Wohngebieten werden abgetragen.

Die Karte zeigt die Ortsdosisleistung in der Umgebung von Tschernobyl (links) und von Fukushima (rechts) jeweils etwa einen Monat nach dem Unfall. Gut erkennbar ist die ungleichmässige Verteilung der Radioaktivität. Grafik: ENSI

Nach dem Unfall in Fukushima Dai-ichi, bei dem signifikante Mengen radioaktiver Stoffe in die Atmosphäre freigesetzt wurden, sorgen derzeit Medienberichte über Hotspots auch in der weiteren Umgebung des Kernkraftwerks für Schlagzeilen und beunruhigen die japanische Bevölkerung. Vor allem im Gebiet nordwestlich von Fukushima Dai-ichi findet sich eine grosse Anzahl solcher Hotspots. Japanische Experten vermuten noch weitere Hotspots in Japan ausserhalb der Region um Fukushima. Jüngst sorgte denn auch der Fund eines Hotspots in Kashiwa, mehr als 200 Kilometer südwestlich von Fukushima, für Aufregung, denn die Regierung sagte laut Medienberichten, dass der Hotspot in Verbindung zu Fukushima stehe.

Hotspots sind punktförmige oder kleinflächige Ansammlungen radioaktiver Stoffe. Durch Phänomene der Ausbreitung oder durch wetterbedingte Aktivitätsverlagerungen kann es zu kleinflächigen Ansammlungen radioaktiver Stoffe kommen. Die durch Regen oder atmosphärische Deposition abgelagerten radioaktiven Stoffe, die staubförmig oder gelöst auftreten können, gelangen auf Oberflächen (Erdboden, Hartbeläge, Dächer) und werden dort durch Anschwemmungen aufkonzentriert. Deshalb findet man Hotspots häufig in Strassengräben, Regenrinnen, Abflüssen oder anderen kleinen Wasserläufen. Von einem Hotspot spricht man dann, wenn die Aktivität an einer eng begrenzten Stelle mindestens drei bis zehn Mal grösser ist als die Aktivität in der Umgebung.

Hotspots auch nach Tschernobyl

Wird Radioaktivität freigesetzt, breitet sie sich normalerweise über die Luft aus und wird dabei meist über grössere Gebiete verteilt. Die radioaktiven Stoffe liegen gasförmig oder in Form kleiner Partikel (Grösse im Mikrometerbereich) vor. Radioaktive Partikel wurden insbesondere beim Unfall in Tschernobyl 1986 freigesetzt. Wegen des lang anhaltenden starken Brandes des zerstörten Reaktorgebäudes gelangten die Partikel in grosse Höhen und verteilten sich durch die atmosphärischen Strömungen über fast ganz Europa. Durch Partikelniederschlag und Aufkonzentrationen bildeten sich Hotspots.

Meist verursacht Cäsium einen Hotspot

Bei den radioaktiven Stoffen, die nach einem schweren Unfall in einem Kernkraftwerk einen Hotspot verursachen, handelt es sich überwiegend um Cäsium- und Iod-Isotope. Während das radioaktive Iod mit einer Halbwertszeit von acht Tagen rasch abklingt, verbleibt das Cäsium länger im Boden. Seine Halbwertszeit beträgt je nach Isotop ca. 2 oder ca. 30 Jahre.

Von einem Hotspot allein kann nicht auf die Umgebungsstrahlung und damit auch nicht auf die gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen geschlossen werden. Meist ist die Aufenthaltszeit im Strahlenfeld eines Hotspots zeitlich sehr begrenzt oder der Abstand zum Hotspot ist genügend gross, um eine signifikante Dosis zu akkumulieren.

Entsorgung in Deponien

Hotspots können geborgen oder – als einfachste und schnellste Massnahme – abgeschirmt werden. In Japan werden Hotspots, die in oder in der Nähe von Wohngebieten festgestellt werden, durch Abtrag von Erdreich entfernt. Das führt aber dazu, dass grosse Mengen an Erdreich entsorgt werden müssen. Das belastete Material wird deponiert – zumindest in einer ersten Phase. Die japanische Regierung hegt jedenfalls solche Pläne. Denn radioaktives Cäsium verliert bereits ab einer Erdbedeckung von etwa einem halben Meter seine Gefährlichkeit. Die Deponie muss aber auf einer absolut wasserdichten Schicht liegen, um zu verhindern, dass das Cäsium ins Grundwasser gelangt. Wo in Japan solche Deponien errichtet werden sollen, ist bisher noch nicht geklärt.