WENRA: 15 Jahre Zusammenarbeit für Sicherheit von Kernkraftwerken in Europa

Die Western European Nuclear Regulators Association WENRA kann in diesem Jahr auf ihr 15-jähriges Bestehen zurückblicken. Einige Mitglieder der Europäischen Union und die Schweiz starteten im Jahr 1999 ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der nuklearen Sicherheit in Europa. Das Schweizer Regelwerk richtet sich nach den WENRA-Anforderungen.

„Die nukleare Sicherheit von Kernanlagen darf nicht einfach eine länderisolierte Aufgabe sein“, betont der amtierende WENRA-Präsident und ENSI-Direktor Hans Wanner. Dank den Anstrengungen der WENRA wird Nuklearsicherheit auf europäischer Ebene koordiniert wahrgenommen und die Standards dafür werden länderübergreifend vereinheitlicht. „Die europäischen Sicherheitsstandards sind damit höher als die Sicherheitsstandards weltweit“, erklärt Hans Wanner weiter.

Die Western European Nuclear Regulators Association WENRA hat keinen formellen Status und die Mitarbeit ist freiwillig. Trotzdem hat sie grosse Bedeutung, weil die Verantwortlichen für die nukleare Sicherheit in Europa zusammenarbeiten und gemeinsame Kriterien und Massnahmen für das Erreichen und den Erhalt eines hohen Sicherheitsstandards in den Mitgliedsländern erarbeiten.

ENSI-Richtlinien basieren auf WENRA-Anforderungen

Die Schweiz hat sich verpflichtet, die Anforderungen der WENRA umzusetzen. Der Detaillierungsgrad der WENRA-Anforderungen übersteigt meist diejenigen, die im Kernenergiegesetz und in der Kernenergieverordnung stehen. Deshalb werden die Anforderungen in den Richtlinien des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI berücksichtigt.

Harmonisierung der Sicherheitsstandards in Europa

Die Vorsitzenden von zehn westeuropäischen Nuklearaufsichtsbehörden, darunter der Schweiz, gründeten im Jahre 1999 die WENRA. Diese Vereinigung verfolgt in Europa das Ziel, die Sicherheitsstandards für den Betrieb und die Stilllegung der Kernkraftwerke sowie für die Entsorgung radioaktiver Abfälle zu harmonisieren und entsprechend dem Stand von Wissenschaft und Technik laufend zu verbessern.

Die Fachleute der WENRA treffen sich nebst den Plenar-Konferenzen in zwei spezifischen Arbeitsgruppen:

  • Reactor Harmonisation Working Group RHWG
  • Working Group on Waste and Decommissioning WGWD

Die Resultate aus den Arbeitsgruppen dienen der Vereinheitlichung der Sicherheitsstandards in der WENRA und somit in Europa.

Die Schweiz ist in der WENRA durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI vertreten. „In der WENRA werden die Anforderungen an einen hohen Sicherheitsstandard breit diskutiert und verbindlich festgelegt. Die Partner profitieren von einem gut funktionierenden Netzwerk im Bereich der Aufsicht“, resümiert Hans Wanner. Er ist der fünfte Präsident und nimmt diese Funktion seit November 2011 wahr.

Aufsichtspraxis in den neuen EU-Staaten verbessern

Die Gründung der WENRA war massgeblich mitbestimmt durch die damalige Erweiterung der Europäischen Union EU. Die WENRA wollte Gewissheit, dass die Sicherheitsanforderungen an Kernkraftwerke und Aufsichtspraxis in den Ländern, die neu zur EU stossen sollten, vergleichbar mit denjenigen in Westeuropa sind. Mit der Erweiterung der EU wuchs auch die Zahl der Mitglieder der WENRA. Heute gehören der WENRA 17 europäische Staaten an.

Einige Mitglieder der Europäischen Union und die Schweiz starteten im Jahr 1999 ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der nuklearen Sicherheit in Europa. Mit der Erweiterung der EU wuchs auch die Zahl der Mitglieder der WENRA. Heute gehören der WENRA 17 europäische Staaten an. Neun Länder haben Beobachterstatus.
Karte: WENRA

Die 17 Mitgliedstaaten der WENRA

  • Belgien
  • Bulgarien
  • Deutschland
  • Finnland
  • Frankreich
  • Grossbritannien
  • Italien
  • Litauen
  • Niederlande
  • Rumänien
  • Schweden
  • Schweiz
  • Slowakei
  • Slowenien
  • Spanien
  • Tschechien
  • Ungarn

Neun Länder mit Beobachterstatus in der WENRA

  • Armenien
  • Dänemark
  • Irland
  • Luxemburg
  • Norwegen
  • Österreich
  • Polen
  • Russland
  • Ukraine
Dank der grossen Zahl der Mitgliedsländer und ihrer aktiven Mitarbeit in der WENRA haben die Mitglieder Zugang zu vielfältigen Erfahrungen in der nuklearen Sicherheit und zu umfangreichen Kenntnissen im nuklearen Aufsichtsbereich.

Die WENRA war 2011 im Nachgang zum Reaktorunfall in Fukushima massgeblich am EU-Stresstest beteiligt. Auf der Vollversammlung im März 2011 entschied die WENRA, die EU beim Stresstest zu unterstützen. Sie erarbeitete in der Folge das Konzept und die technischen Spezifikationen sowie das Verfahren für die Überprüfung der Stresstestberichte durch internationale Experten aus ganz Europa. Auch die Schweiz nahm am Stresstest teil.

Darüber hinaus hat die WENRA nach dem Unfall in Japan mehrere Arbeitsgruppen innerhalb der Reactor Harmonisation Working Group RHWG gegründet.