Technisches Forum Sicherheit nimmt Einfluss der Hebung im Schwarzwald unter die Lupe

Auf Anfrage des Kantons Aargau hat das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI die Auswirkungen der Hebung des Schwarzwaldgebirges analysiert. Die Hebung erfolgt sehr langsam. Dies geht aus der Antwort hervor, die im Technischen Forum Sicherheit verabschiedet wurde.

„Wir können aufgrund der heutigen Datenlage mit grosser Wahrscheinlichkeit ausschliessen, dass aus dem Schwarzwald heraus seismisch aktive Zonen oder Störungszonen, die von Hebungen geprägt sind, in die Nordschweizer Standortgebiete für geologische Tiefenlager reichen“, fasst Meinert Rahn, Leiter der Sektion Geologie des ENSI, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammen.

Was heisst „Hebung“?

Mit dem Begriff „Hebung“ werden in den Geowissenschaften vertikale Bewegungen des geologischen Untergrunds beschrieben. Hebungs- und Senkungsprozesse können durch magmatische Aktivitäten im Untergrund, durch Bewegungen entlang von Störungszonen oder grossräumige Plattenbewegungen, durch Erosionsprozesse, mehrheitlich aber durch Kombinationen dieser Prozesse verursacht werden.

Die heutige Bergkette der Alpen stellt beispielsweise das Resultat einer Kombination einer Plattenkollision mit folgender Krustenverdickung und seit mindestens 30 Millionen Jahren andauernder Erosion dar. Dabei wurden Gesteinspakete zum Teil viele Kilometer aus der Tiefe hoch gehoben.

Die aktuellen Hebungsbeträge in den Alpen betragen eineinhalb Millimetern pro Jahr, im Alpenvorland sind diese Beträge viel kleiner, im Jura gibt es sogar Gebiete, die sich aktuell senken.

Beim Schwarzwald handelt es sich um ein altes Gebirge, das bereits stark durch Erosion eingeebnet wurde. Betrachtet man die Hebung der letzten 10 Millionen Jahre, dann ergeben sich Gesamthebungsbeträge von 400 bis etwas mehr als 1000 Meter. Da die der Hebung zugrundeliegenden Prozesse andauern, wie zum Beispiel die Öffnung des Oberrheingrabens, werden diese Hebungsraten (0.04 bis 0.1 Millimeter pro Jahr) auch in der kommenden Million Jahre anhalten.

Für die Nordschweiz, in der fünf der sechs von der Nagra für Etappe 1 vorgeschlagenen SMA-Standortgebiete (schwach- und mittelaktive Abfälle) und alle HAA-Standortgebiete (hochaktive Abfälle) liegen, rechnet man mit einer gesamthaften Hebung zwischen 100 und 200 Metern in einer Million Jahre. Das sind durchschnittlich maximal 0.2 Millimeter pro Jahr. „Wir erwarten deshalb keinen signifikanten Einfluss auf eines der Standortgebiete in der Nordschweiz aufgrund der Hebung im Schwarzwald“, erklärt Meinert Rahn.

Hebungs- und Erosionsprozesse können über lange Zeiträume das Mehrfachbarrierensystem eines geologischen Tiefenlagers beeinträchtigen. Sie können langfristig die Gesteinsüberdeckung verringern, die Gesteinsschichten auflockern und die Durchlässigkeit für Wasser erhöhen. Deshalb wird dieser Aspekt zusammen mit zwölf weiteren Kriterien aus dem Sachplan geologische Tiefenlager bei der sicherheitstechnischen Prüfung der Standortvorschläge der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra durch das ENSI bewertet.

Information über die Standorteinengung

Im Rahmen der 24. Sitzung des Technischen Forums informierte die Nagra zudem die Mitglieder des Forums aus erster Hand über ihren Vorschlag zur Einengung der Standortgebiete in Etappe 2 des Sachplanverfahrens. Das ENSI prüft derzeit diesen Vorschlag und wird Anfang 2016 dazu Stellung nehmen.