MADUK: Regen kann die Resultate der Radioaktivitätsmessung beeinflussen

Während eines Sommergewitters nach einer längeren Trockenperiode steigen meist auch die Messwerte der MADUK-Sonden rund um die Kernkraftwerke in der Schweiz an. Dies hat in der Regel nichts mit dem benachbarten KKW zu tun, sondern mit natürlichen radioaktiven Stoffen, die der Regen aus der Luft auswäscht.

Die wichtigste Ursache für die Strahlenbelastung der Bevölkerung in der Schweiz ist Radon in Wohnräumen. Radon entsteht beim natürlichen Zerfall von Uran und dessen Tochternukliden. Uran ist natürlicherweise überall im Boden vorhanden, auch in Gärten, Spielplätzen und Feldern. Radon kann sich als Edelgas ziemlich frei im Boden bewegen und sich auch in die Atmosphäre verflüchtigen. Es zerfällt weiter und es entstehen Polonium, Bismut und Blei. Diese sogenannten Radonzerfallsprodukte sind ebenfalls radioaktiv und schweben in der Luft.

Bei Niederschlägen werden sie aus der Luft ausgewaschen und lagern sich auf dem Boden ab. Dies führt zu kurzfristigen lokalen Erhöhungen der Ortsdosisleistung. Diese stellen keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Das Phänomen lässt sich überall in der Schweiz feststellen.

 

Die Nationale Alarmzentrale NAZ misst mit ihrem Messnetz NADAM die Umweltradioaktivität respektive Ortsdosisleistung schweizweit.
Die Nationale Alarmzentrale NAZ misst mit ihrem Messnetz NADAM die Umweltradioaktivität respektive Ortsdosisleistung schweizweit.

Auch das Messnetz MADUK des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI kennt dieses Phänomen der lokalen Messwerterhöhung. Dabei kann der Anstieg manchmal sogar so stark sein, dass beim ENSI automatisch Alarm ausgelöst wird.

MADUK misst nicht nuklidspezifisch

Die MADUK-Sonden messen die Ortsdosisleistung. Sie machen keine Aussage über die radioaktiven Stoffe, so genannte Nuklide, die dafür verantwortlich sind. Die zuständigen Behörden verfügen jedoch über das nötige Knowhow, um anhand von Ortsdosisleistungen, Meteodaten und Ausbreitungsrechnungen zu eruieren, ob künstliche Aktivität im Spiel ist oder nicht.

Das ENSI listet in seinem Strahlenschutzbericht und im “Umweltradioaktivitätsbericht Schweiz” des Bundesamts für Gesundheit BAG die Ereignisse auf, bei denen der Nettodosisleistungsschwellwert von 50 nSv/h überschritten wurde. Darin sind auch die möglichen Ursachen erörtert.

Kontrollmessungen bei Unklarheiten über Ursache

Bei Unklarheit führt das ENSI bei einem grossen Anstieg umgehend eine Kontrollmessung vor Ort durch. Mit einer speziellen Spektrometrie-Sonde (LaBr-Detektor) lassen sich Radionuklide identifizieren. Werden dabei künstliche Radionuklide wie Cäsium-137 oder Iod-131 entdeckt, ist vermutlich eine Kernanlage für den Anstieg mitverantwortlich. Werden aber nur Nuklide wie Blei-212, Blei-214 oder Bismut-214 festgestellt, ist der Ursprung natürlich. Auch das natürliche Nuklid Kalium-40 kommt in unseren Böden vor.

Gamma-Spektrometer sind wesentlich teurer, aufwendiger im Unterhalt und brauchen länger um ein auswertbares Spektrum zu akkumulieren. Es sind heute aber nuklidspezifische Messsonden auf dem Markt, die auch für kontinuierliche Messungen in Frage kommen. Das BAG wird bei der Erneuerung des landesweiten RADAIR-Netzes einige solcher Messsonden in der Umgebung der Kernkraftwerke aufstellen. Der Bundesrat hat einem entsprechenden Projekt bereits zugestimmt.

Steht der Anstieg im Zusammenhang mit einer Kernanlage, werden die Behörden – darunter auch das ENSI – prüfen, ob Massnahmen gemäss dem Dosismassnahmenkonzept in der ABCN-Einsatzverordnung zu ergreifen sind und diese gegebenenfalls anordnen.