ENSI-Bericht zu Fukushima III: Lessons Learned

Die Analyse des Unfalls von Fukushima bestätigt: Die Schweizer Kernanlagen sind sicher. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI hat aber eine Vielfalt von Erkenntnissen (Lessons Learned) aus Fukushima identifiziert, die jetzt zur weiteren Optimierung der Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke genutzt werden sollen. Bis 2015 sollen alle Massnahmen umgesetzt sein, die aufgrund dieser Erkenntnisse ergriffen werden müssen.

Aufräumarbeiten in Fukushima zwei Monate nach dem Unfall.

Nach dem Unfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Dai-ichi am 11. März 2011 hat das ENSI umgehend Sofortmassnahmen zur Überprüfung der Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke verfügt. Parallel dazu hat ein interdisziplinär zusammengesetztes Expertenteam des ENSI (das „Japan-Analyseteam“) das Unfallgeschehen rekonstruiert und einer vertieften Analyse unterzogen. Die Ergebnisse wurden Ende August 2011 in zwei Berichten der Öffentlichkeit vorgestellt.

Prüfpunkte für mehr Sicherheit

Der Ende Oktober 2011 veröffentlichte dritte Bericht zum Unfall von Fukushima stellt dar, wie die Schweiz auf der Grundlage der Erfahrungen in Japan die Sicherheit der eigenen Kernkraftwerke weiter optimieren kann. Die Schweizer KKW weisen keine signifikanten Sicherheitsdefizite auf. Dennoch hat das ENSI aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima untersucht, ob an der bisherigen Einschätzung der Vorkehrungen gegen schwere Reaktorunfälle weitere Optimierungen anzubringen sind und ob für den Schutz der Bevölkerung allenfalls zusätzliche Massnahmen ergriffen werden müssen.

Um das Optimierungspotenzial zu identifizieren, hat das ENSI 37 Prüfpunkte erarbeitet, die den Inhalt des vorliegenden Berichts bilden. Die Prüfaufträge betreffen die Bereiche Auslegung der Anlagen, Notfallmanagement, Erfahrungsrückfluss, Aufsicht, Strahlenschutz und Sicherheitskultur. Einen Schwerpunkt stellt dabei die Optimierung des Notfallschutzes in der Schweiz dar. Ein Teil der Prüfpunkte ist von übergeordneter Natur und fällt primär in die Zuständigkeit von Bund und Kantonen, weist aber auch Relevanz für das ENSI auf. Auf Bundesebene ist seit Mai die Interdepartementale Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Notfallschutzmassnahmen bei Extremereignissen in der Schweiz (IDA NOMEX) tätig.

Im Interesse der Bevölkerung

Die vom ENSI geforderten Überprüfungen haben sich zum Teil bereits in Massnahmen niedergeschlagen, die teilweise auch schon umgesetzt sind. Die Massnahmen verlangen von den Betreibern der Schweizer KKW weitere Investitionen in die Sicherheit ihrer Werke. Das ENSI kontrolliert die Umsetzung der Nachrüstungen konsequent. Für das ENSI steht das Schutzinteresse der Bevölkerung an oberster Stelle. Die Umsetzung der Nachrüstungen erfolgt im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben, die das Interesse der Betreiber nach Rechts- und Investitionssicherheit gewährleisten.

Die heute vorgestellten Prüfpunkte beruhen auf der Analyse des Unfallgeschehens, die das ENSI in den ersten beiden Fukushima-Berichten vorgenommen hat. Das Japan Analyseteam hat dort das Verhalten von Mensch, Technik und Organisation beim Unfallgeschehen unter Einbezug der international verfügbaren Quellen ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Analyse sind dem vorliegenden Bericht in Form von zusammenfassend formulierten „Lessons Learned“ angefügt.

Umsetzung der Massnahmen bis 2015

Ursache und Umstände des Unfalls von Fukushima sind zurzeit noch nicht abschliessend geklärt. Das ENSI setzt seine Analyse des Unfallgeschehens daher kontinuierlich fort und wird daraus – wo angezeigt – weitere Prüfpunkte ableiten. Die Durchführung der Prüfaufträge, die Ableitung von Massnahmen sowie deren anschliessende Umsetzung bilden einen Schwerpunkt der künftigen Aufsichtstätigkeit des ENSI. Die erforderlichen Überprüfungen und die daraus abzuleitenden Massnahmen werden nach Wichtigkeit und Dringlichkeit in einem Aktionsplan zusammengefasst. Der Aktionsplan wird ab 2012 wirksam und ist auf vier Jahre angelegt.

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