Technisches Forum Kernkraftwerke

Frage 16: Stilllegung

Zwei Fragen zum AKW Mühleberg:

1) Ist nicht auch während dem Nachbetrieb des AKW Mühleberg eine von der Aare unabhängige Notkühlung notwendig?

2) Wie lange wird die Nachbetriebsphase des AKW Mühleberg dauern?

Etwas ausführlicher zu den beiden Fragen:

Aufgrund des von der BKW bekannt gegebenen, früheren Abschalttermins 2019 möchte das ENSI der BKW unverständlicherweise u.a. Zugeständnisse in Bezug auf die von der Aare unabhängige Notkühlung (Saane) machen – gemäss der von Herrn Gasche gewählten (und für den Bürger höchste Besorgnis erregenden) Analogie der „Blache“ auf dem Hausdach, welche den Regen in den letzten Jahren vor dem Abbruch des Hauses nur noch behelfsmässig abhalten muss – da sich grössere Investitionen für die Betreiberin wirtschaftlich nicht lohnen.

Da mir die persönliche Sicherheit, bzw. die Sicherheit der Bevölkerung (welche letztendlich für vielerlei der externen Kosten des AKW aufkommen muss) mehr am Herzen liegt als die Profitgier einzelner Grossunternehmen erlaube ich mir die Frage: Ist eine solche Argumentation legitim? Wie wird denn die Notkühlung beim Nachbetrieb des AKW Mühleberg sichergestellt? Weit und breit ist doch noch kein Endlager in Sicht… Ist nicht auch für die sichere Nachbetriebsphase eine von der Aare unabhängige Notkühlung sinnvoll und für die Sicherheit notwendig? Wird da das Argument der BKW nicht hinfällig, die Nachrüstung in Bezug auf die Sicherheit lohne sich „für die paar Jahre“ nicht mehr? Müssen nicht viel mehr Jahre in die Bilanz von Kosten und Nut-zen einfliessen? Wie lange schätzen Sie die Dauer der Nachbetriebsphase ein?

Thema Bereich
Eingegangen am 1. Dezember 2013 Fragende Instanz Fragen aus der Bevölkerung
Status beantwortet
Beantwortet am 5. Juni 2015 Beantwortet von

Beantwortet von ENSI

1) Wie lange wird die Nachbetriebsphase des AKW Mühleberg dauern?

Gemäss der Richtlinie ENSI-G17 – Stilllegung von Kernanlagen – beginnt der Nachbetrieb mit der endgültigen Ausserbetriebnahme (EABN) und endet mit der Rechtskraft der Stilllegungsverfügung. Ausgehend von der bisherigen Planung der BKW sind die Stilllegungsphasen in der nachfolgenden Grafik dargestellt. Demnach beginnt der technische Nachbetrieb im Jahr 2019 und dauert ca. 5 Jahre bis die Anlage brennelementfrei ist.

Stilllegungsprojekt_KKW_Phasen

2) Ist nicht auch während dem Nachbetrieb des AKW Mühleberg eine von der Aare unabhängige Notkühlung notwendig?

Es wird auch während des Nachbetriebs des Kernkraftwerks Mühleberg eine von der Aare unabhängige Notkühlung sichergestellt sein. Zurzeit kann die unabhängige Notkühlung im Kernkraftwerk Mühleberg über mobile Feuerwehrpumpen und Schlauchverbindungen von der Saane hergestellt werden (Alternative 1). Am Ende der Jahresrevision 2015 wird eine festinstallierte Notkühlung über das Hochwasserreservoir und das erneuerte Pumpspeicherwerk REWAG wie auch die Trinkwasserversorgung Bern verfügbar sein (Alternative 2).

Die Alternative 2 ist überflutungssicher aber nicht durchgängig erdbebenfest. Durch die im Jahr 2014 durchgeführte seismische Ertüchtigung der Stauanlage Mühleberg wurde die Sicherheitsmarge des Kernkraftwerkes Mühleberg gegen Erdbeben bereits deutlich erhöht. Dadurch kann nach einem Erdbeben weiterhin Kühlwasser aus der Aare bezogen werden. Neues Sicherheitssystem des Brennelementbeckens Es gibt heute eine betriebliche Kühlung und eine Verdampfungskühlung des Brennelementbeckens. Bei der letzteren Variante wird Wasser von aussen ins Becken eingespiesen. Die Wärme wird dann über Kondensationseffekte abgeführt.

Das ENSI hat bis zur Umsetzung des Sicherheitssystems eine Übergangslösung für die Kühlung des Brennelementbeckens gefordert, die bis Ende 2016 nachzurüsten ist. Diese Nachrüstung umfasst den Einbau eines neuen Kühlers im Brennelementbecken, der über unterschiedliche Wassereinspeisepfade versorgt werden kann. Damit wird im Gegensatz zur Verdampfungskühlung ein geschlossener Kühlkreislauf sichergestellt. Die Übergangslösung erfüllt nicht alle Anforderungen an ein Sicherheitssystem, ist aber erdbebenfest und überflutungssicher. Das Sicherheitssystem wird die Kühlung des Brennelementbeckens übernehmen, wenn in der Nachbetriebsphase alle Brennelemente aus dem Reaktordruckbehälter in das Brennelementbecken ausgelagert sind. Für das neue Sicherheitssystem werden dann bestehende Sicherheitssysteme verwendet. Im Hinblick auf den geplanten Rückbau muss der ganze Kern ins Brennelementbecken ausgeladen werden, um anschliessend die Brennelemente abtransportieren zu können. Bis zur Auslagerung aller Brennelemente aus dem Reaktordruckbehälter bleiben die für die Reaktorkühlung notwendigen Sicherheitssysteme in Betrieb.

 

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