Die HSK erteilt dem Kernkraftwerk Leibstadt die Freigabe zum Wiederanfahren nach fünfmonatigem Stillstand

Die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) hat dem Kernkraftwerk Leibstadt am Samstag, 27. August 2005, die Freigabe für den 22. Betriebszyklus erteilt. Das Werk war seit dem Schadensereignis am Generator vom 28. März 2005 abgestellt. Nebst der fast fünfmonatigen Reparatur am Generator führte das Werk ein erweitertes Programm von Unterhalts- und Revisionsarbeiten durch und wechselte Brennelemente im Reaktor aus. Die HSK hat die Arbeiten verfolgt, gezielte Inspektionen vorgenommen und Aufsichtsgespräche geführt. Sie hat dem Betreiber einige Forderungen für den Anlagenbetrieb gestellt.

Das Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) war seit dem 28. März 2005 wegen eines Erdschlusses am Generator abgestellt. Die Abklärung der Schadensursache und die Reparatur des Generators benötigten viel Zeit. Diese Zeit nutzte das KKL, um nebst den ursprünglich vorgesehenen Revisionsarbeiten und dem Brennelementwechsel zusätzliche, umfangreiche Unterhaltsarbeiten sowie spezifische Weiterbildungsprogramme des Personals durchzuführen.

Erweiterter Umfang der Arbeiten und Prüfungen

Die lange Dauer der Reparatur am Generator ermöglichte es dem KKL, den Umfang der Arbeiten und Prüfungen auszudehnen. In dieser Zeit konnten auch Arbeiten, die ursprünglich für spätere Revisionen vorgesehen waren, mit wesentlich geringerer Dosisbelastung (Strahlenbelastung) des Personals ausgeführt werden. In Erweiterung der geplanten Revisionsarbeiten wurden beispielsweise 54 von insgesamt 149 Steuerstäben anstatt im Jahre 2006 bereits dieses Jahr ausgewechselt. Des Weiteren wurde eine der Niederdruckturbinen auf Spannungsrisskorrosion untersucht. Im Maschinenhaus wurden die Fenster auf der Ostseite bereits in diesem Stillstand zugemauert. Dies entspricht einer Forderung der HSK zum Schutz der Umgebung vor zusätzlicher Strahlung, welche durch die in den nächsten Jahren zum Einsatz kommende, korrosionshemmende Wasserchemie im Reaktorwasser (Wasserstoffzugabe) verursacht würde. Die ausgedehnten Inspektionen und Prüfungen an baulichen, elektrischen und mechanischen Komponenten zeigten, dass sich die Anlage in einem guten Zustand befindet. Die HSK hat mit gezielten Inspektionen die korrekte Durchführung und Qualität der Arbeiten überwacht und Prüfresultate kontrolliert.

Bei der Überprüfung des Ablaufs des durch den Generatorschaden verursachten Vorkommnisses stellte die HSK fest, dass sich der nukleare Teil der Anlage auslegungsgemäss verhielt. Die HSK informierte sich über die Schadensursache (unzulässig hohe Temperaturen im Bereich der Pressplatten des Statoreisenpakets) und verfolgte die Reparatur des Generators. Die aus der Ursachenanalyse gewonnenen Erkenntnisse flossen in die Herstellung der beiden neuen Pressplatten ein. Der Einbau zusätzlicher Sensoren erlaubt nun eine bessere Überwachung des Generators. Relevante Parameter wie zum Beispiel Nuttemperatur, Kühlwasseraustrittstemperatur, Oberflächentemperatur der Pressplatten und Wasserstoff-Gasstrom werden nun ständig überwacht. Die Überschreitung eines entsprechenden Grenzwertes führt zur Alarmierung des Betriebspersonals im Kommandoraum. Aufgrund der Prüfergebnisse während und nach der Reparatur kann davon ausgegangen werden, dass die zuverlässige Funktion des Generators gewährleistet ist.

Während der Revision wurden 76 der insgesamt 648 Brennelemente im Kern des Reaktors durch neue ersetzt. Weil der vergangene Zyklus kürzer als vorgesehen war, mussten weniger neue Brennelemente als in anderen Jahren nachgeladen werden. Der diesjährige Brennelementwechsel wurde in zwei Phasen durchgeführt: Im April wurde der Reaktor entsprechend der ursprünglichen Planung beladen. Bei diesem Brennelementwechsel trat am 23. April 2005 eine Fehlerhandlung auf, indem ein Brennelement in den Reaktor eingesetzt wurde, obwohl zwei Steuerstäbe noch nicht eingefahren waren. Damit wurde die „Technische Spezifikation“ verletzt. Die HSK hat dieses Vorkommnis deshalb der Stufe 1 auf der siebenstufigen internationalen Störfall-Bewertungsskala INES zugeordnet (siehe Medienmitteilung der HSK vom 27. April 2005). Wegen des längeren Stillstandes passte das KKL die Kernbeladung durch erneute Umplatzierung von Brennelementen im August an. Die HSK überzeugte sich von den vorschriftenkonformen Arbeiten und der korrekten Beladung.

Bei allen Arbeiten, im Speziellen auch bei der Reparatur des Generators in der kontrollierten Zone des Maschinenhauses, wurden die Bestimmungen der Strahlenschutzgesetzgebung eingehalten. Um den Schutz des Personals sicherzustellen, begleiteten Fachleute des Strahlenschutzes diese Arbeiten. Die Strahlendosen, die das Personal während der Revision erhalten hat, liegen trotz des grossen Arbeitsumfangs unterhalb der geplanten Werte. Die behördlich festgelegten Abgabelimiten für radioaktive Stoffe an die Umgebung wurden eingehalten.

Das Kernkraftwerk hat die Zeit des langen Revisionsstillstands intensiv genutzt, um das Personal weiterzubilden, insbesondere wurden alle Schichtmannschaften am Simulator weitergeschult. Ein spezifisches Schulungsprogramm beinhaltete das Wiederanfahren mit der neuen Reaktorkernbeladung.

Aufgrund des verlängerten Stillstands wurden viele Systeme und Komponenten speziell konserviert. Zum Wiederanfahren der Anlage mussten diese getestet werden, was einen mehrtägigen Aufwand erforderte. Die Tests wurden von der HSK inspiziert. Erst nach erfolgreicher Prüfung hat die HSK das Wiederanfahren für den Leistungsbetrieb freigegeben.

Freigabe für den neuen Betriebszyklus mit Forderungen der HSK

Nach Beendigung der Prüfungen, der umfangreichen Funktionstests und der abschliessenden Inspektion der Anlage durch die HSK und durch den Schweizerischen Verein für Technische Inspektionen (SVTI) erteilte die HSK dem Kernkraftwerk Leibstadt am 27. August die Freigabe für den Betrieb mit der neuen Kernbeladung. Das Wiederanfahren wird mehrere Tage in Anspruch nehmen, wobei die Leistung schrittweise erhöht und Tests und Prüfungen durchgeführt werden. Dies führt zu Leistungsänderungen, was von aussen an der unterschiedlichen Grösse der Dampffahne sichtbar sein wird.

Mit Bezug auf die jüngsten Vorkommnisse fordert die HSK vom KKL einige Verbesserungsmassnahmen. Diese betreffen den Umgang mit und die Gestaltung von Betriebsvorschriften, die Organisation im Schichtbetrieb, speziell beim An- und Abfahren der Anlage, sowie die Pflege der Sicherheitskultur.