20. Jahrestagung der französisch-schweizerischen Kommission für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz

Die französisch-schweizerische Kommission für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz (CFS) hat ihre 20. Jahrestagung am 11. und 12. Juni 2009 in Genf abgehalten. Zentrale Themen der Tagung waren der Informationsaustausch über die Sicherheit der Kernanlagen und den Strahlenschutz in den beiden Ländern, die Koordination der Notfallschutzmassnahmen, die Anforderungen an neue Kernkraftwerke und die Fortschritte bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle. Sie stand unter dem gemeinsamen Vorsitz von André-Claude Lacoste, dem Präsidenten der französischen Behörde für nukleare Sicherheit (ASN), und von Ulrich Schmocker, dem Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI).

Die CFS wurde 1989 mit einer Vereinbarung zwischen den Regierungen Frankreichs und der Schweiz geschaffen. Die Kommission setzt sich aus Vertretern der französischen Aufsichtsbehörde ASN und schweizerischer Bundesstellen zusammen. Beim Notfallschutz und Strahlenschutz im konventionellen Bereich gibt es spezielle Arbeitsgruppen. Zudem führen französische und schweizerische Fachleute regelmässig gemeinsame Inspektionen in Kernanlagen und Strahlenschutzeinrichtungen in beiden Ländern durch. Diese bilaterale Zusammenarbeit wird von beiden Staaten als wertvoll und lehrreich beurteilt.

Das ENSI informierte die französische Seite über den Übergang von der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) ins ENSI auf den 1. Januar 2009. Die mit diesem Schritt verbundene Eigenständigkeit im Bereich der Personal- und Budgetplanung stiess auf besonderes Interesse seitens Frankreichs.

Die ASN informierte ausführlich über die Erfahrungen beim Bau des neuen Kernkraftwerks in Flamanville. Herausfordernd sind dabei die Qualitätssicherung und -kontrolle, insbesondere bei Unterlieferanten. Zudem informierte die ASN über die im September beginnende dritte 10-Jahresrevision im Kernkraftwerk Fessenheim 1. Diese umfassende Revision dauert rund ein halbes Jahr, während der die Anlage umfassend überprüft und inspiziert wird. Der Vertreter der Kantone in der Kommission übergab der ASN einen Fragenkatalog zu Sicherheitsaspekten des KKW Fessenheim.

Das ENSI berichtete über die weiteren Arbeiten in der Schweiz zum Erdbebenprojekt ‚Pegasos‘. Um die Streuungen in den Ergebnissen dieser Studie einzugrenzen, wurden an allen KKW-Standorten der Schweiz spezifische Bohrungen abgetäuft, um die genaue Boden­beschaffenheit zu erfassen. Die ASN machte auf das gemeinsam mit dem ENSI organisierte Erdbebenseminar vom 17. Juni 2009 in Strassburg aufmerksam.

Beim Strahlenschutz im konventionellen Bereich fand die in der Schweiz lancierte ‚Canupis‘-Studie zur Krebshäufigkeit von Kindern in der Umgebung von Kern­anlagen Beachtung. Das in der Schweiz geplante Auditwesen beim Strahlenschutz im medizinischen Bereich wird von der französischen Seite unterstützt.

Im Weiteren wurden die geplanten Notfallübungen im Jahr 2009 und erste Erfahrungen aus der gemeinsam mit Schweizer Teilnehmern durchgeführten Notfallübung in Fessenheim vom 20. November 2008 besprochen. Experten des ENSI haben als aktive Beobachter an der Notfallübung vom 9. Juni 2009 mit dem Szenario eines Unfalls beim Transport radioaktiver Stoffe teilgenommen. Die Mitglieder der CFS haben einmal mehr den Nutzen von Notfallübungen mit Beteiligung von Nachbarstaaten hervorgehoben.