Das ENSI genehmigt das Wiederanfahren des Kernkraftwerks Leibstadt nach der Revision
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI genehmigte dem Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) am Mittwochabend, 15. September 2010, nach dem Abschluss der Revision, den Reaktor wieder in Betrieb zu nehmen. Die Anlage war vom 31. Juli bis 15. September 2010 abgestellt, um Brennelemente zu wechseln sowie umfangreiche Instandhaltungs- und Revisionsarbeiten auszuführen. Während der Revision ereignete sich ein Vorkommnis, bei dem ein Taucher eine unzulässige Dosis an der rechten Hand erhielt.
Während der Revision des KKL wurden 126 der insgesamt 648 Brennelemente ersetzt. Im abgelaufenen Zyklus traten – wie bereits in den vorangegangenen fünf Jahren – keine Schäden an Brennelementen auf.
Nebst dem Brennelementwechsel einschliesslich der Inspektionen an Brennelementen und Steuerstäben wurden während der Revision auch die geplanten Instandhaltungs- und Revisionsarbeiten durchgeführt. Das KKL tauschte namhafte Grosskomponenten aus: zwei Niederdruck-Vorwärmer, die drei Niederdruck-Turbinen, die Blocktransformatoren sowie die Generatorableitung. Mit diesen Modernisierungen wird der Wirkungsgrad der Anlage verbessert. An den Stutzen des Reaktordruckbehälters wurden mittels Ultraschallprüfung die Anschlussnähte der Rohrleitungen geprüft. Mit den diesjährigen Prüfungen wurden einige Untersuchungen aus der letztjährigen Revision nachgeholt. Es traten keine bewertungspflichtigen Messanzeigen auf. Zudem wurden auch Schweissnähte der Umwälzleitungen untersucht. Der Vergleich mit den früheren Prüfungen zeigte keine Veränderung der Messanzeigen.
Die Wiederholungsprüfungen sowie die Instandhaltungsarbeiten an den druckführenden Komponenten wurden vom ENSI zusammen mit dem Schweizerischen Verein für Technische Inspektionen (SVTI) beaufsichtigt.
Während der Revisionsarbeiten kam es zu einem Vorkommnis: Ein Taucher nahm im Brennelement-Transferbecken Instandhaltungsarbeiten vor. Nach Beendigung dieser Arbeiten sammelte er unter Wasser loses Material ein. Darunter war auch ein rund 30 cm langer rohrähnlicher Gegenstand. Der Taucher legte diesen in seinen Werkzeugkorb. Beim Hochziehen des Korbs löste die Raumstrahlungsüberwachung einen Alarm aus. Der Korb wurde darauf wieder tiefer ins Wasser abgesenkt. Beim geborgenen rohrähnlichen Gegenstand handelte es sich um einen Teil eines ehemaligen Mantelrohrs der Reaktorkerninstrumentierung.
Die Auswertung der vom Taucher getragenen Dosimeter zeigte, dass der gemäss Strahlenschutzverordnung für Hände geltende Dosisgrenzwert an den Fingern der rechten Hand um rund den Faktor 2 überschritten wurde. Bei Dosen in diesem Bereich sind keine bleibenden gesundheitlichen Folgen zu erwarten. Das ENSI überwacht die noch laufende Ermittlung der effektiven Dosis des Mitarbeiters und untersucht den Vorkommnisablauf und dessen Ursachen. Es stufte das Vorkommnis auf der siebenstufigen internationalen Ereignisskala INES provisorisch auf Stufe 2 ein. Zusätzliche Information findet sich auf der Website des ENSI unter der Rubrik „Vorkommnisse“.
Die Strahlendosis, die das Personal während der Revision insgesamt erhielt, lag im Bereich des geplanten Werts. Die Grenzwerte für beruflich strahlenexponierte Personen wurden eingehalten, mit Ausnahme des oben erwähnten Tauchers.
Nach Abschluss der Arbeiten und der Funktionsprüfungen führten das ENSI und der SVTI ihre Schlussrundgänge im Werk durch. Dabei haben sich keine Befunde ergeben, die ein Wiederanfahren der Anlage und einen sicheren Leistungsbetrieb in Frage stellen. Das ENSI erteilte aufgrund der Ergebnisse seiner Überprüfungen dem Kernkraftwerk Leibstadt am 15. September 2010 die Genehmigung zum Wiederanfahren der Anlage.