ENSI und BFE prüfen den Nachweis der BKW zum Wohlensee-Stauwehr
Die BKW hat den geforderten Nachweis für das Wohlensee-Stauwehr fristgerecht beim ENSI eingereicht. Das ENSI wird den Nachweis jetzt zusammen mit dem BFE überprüfen. Im Interview erläutert Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke, das weitere Vorgehen.
Herr Schwarz, das ENSI hat am 10. Januar 2012 festgehalten, dass bei der Erdbebensicherheit des Wohlensee-Stauwehrs Klärungsbedarf bestehe. Man könne es nicht verantworten bis Ende März auf die Einreichung des Nachweises zur Beherrschung des 10‘000-jährlichen Erdbebens und der Kombination von Erdbeben und erdbebenbedingtem Versagen der Stauanlagen im Einflussbereich des Kernkraftwerks zu warten. Ist die Frage nach der Erdbebensicherheit des Wohlensee-Staudamms jetzt geklärt?
Georg Schwarz: Für uns als Aufsichtsbehörde noch nicht. Mit der Erarbeitung und der Einreichung des Nachweises wurde aber ein wichtiger Zwischenschritt gemacht. Das ENSI verfügt jetzt über die nötigen Daten, um in Zusammenarbeit mit dem Talsperren-Spezialisten des Bundesamts für Energie eine Beurteilung vornehmen zu können.
Mühleberg kommt offenbar nach Prüfung der Daten zum Schluss, dass der Wohlensee-Staudamm keine Gefahr für das Kernkraftwerk Mühleberg darstellt. Stimmt das?
Die Ausserbetriebnahmeverordnung schreibt vor, dass ein Kernkraftwerk abgeschaltet werden muss, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Die BKW kennt diese Verordnung und hat zuletzt im vergangenen Sommer schon danach gehandelt. Dieses Mal kommen sie offenbar zum Schluss, dass kein Ausserbetriebnahmekriterium erfüllt ist.
Heisst das, die Bevölkerung muss sich keine Sorgen machen?
Gemäss der Beurteilung der Betreiberin des Kernkraftwerks Mühleberg braucht sich die Bevölkerung keine Sorgen zu machen. Das ENSI wird sich aber auch ein eigenes Urteil bilden und die eingereichten Daten unabhängig überprüfen. Es wird zusammen mit den Nachweisen, die bis Ende März eingereicht werden müssen, eine umfassende Beurteilung vornehmen.
Warum ist es so wichtig, dass das Stauwehr einem 10‘000-jährliches Erdbeben standhält?
Das ENSI interessiert sich wegen der Sicherheit des Kernkraftwerks Mühleberg für die Erdbebensicherheit des Wohlensee-Stauwehrs. Sollte dieses brechen, gäbe es eine Flutwelle. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, um das Kernkraftwerk zu schützen: entweder es ist so gebaut, dass es diese Flutwelle so übersteht, dass dadurch die Sicherheit nicht beeinträchtigt ist, oder es wird dafür gesorgt, dass es keine Flutwelle gibt. Diesen Nachweis muss die BKW bis am 31. März 2012 erbringen.
Bis wann liegt die Stellungnahme des ENSI vor?
Die umfassende Beurteilung unter Einbezug aller Daten werden wir voraussichtlich Mitte dieses Jahres präsentieren können.