Kernkraftwerk Mühleberg überprüft den Reaktordruckbehälter

Das Kernkraftwerk Mühleberg führt noch während der Jahresrevision am Reaktordruckbehälter eine Ultraschallprüfung durch. Die Betreiberin BKW reagiert damit auf Befunde, die im Reaktor 3 des belgischen Kernkraftwerks Doel festgestellt wurden. Die Überprüfung erfolgt nach Vorgaben des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI.

Reaktordruckbehälter des KKM vor dem Einbau (historische Aufnahme)
Reaktordruckbehälter des KKM vor dem Einbau (historische Aufnahme)

Der Reaktordruckbehälter in Mühleberg besteht wie der Druckbehälter von Doel im Wesentlichen aus Bauteilen, die von der niederländischen Firma Rotterdamsche Droogdok Maatschappij geschmiedet wurden. Dies belegen die Dokumente, die die BKW wie gefordert Mitte August beim ENSI eingereicht hat. Gemäss der Herstellungsdokumentation wurden alle Schmiedeteile des Reaktordruckbehälters während der Herstellung geprüft. Dabei wurden keine unzulässigen Anzeigen festgestellt.Dennoch hat die BKW entschieden, den Reaktordruckbehälter zu prüfen. Mittels Ultraschall soll eine repräsentative Fläche des Grundmaterials unter die Lupe genommen werden. Diese zusätzliche Prüfung erfolgt nach Vorgaben des ENSI. Sie stützt sich auf die aktuellen, in der Schweiz gültigen internationalen Vorgaben für Ultraschallprüfungen bei der Abnahme von Reaktordruckbehältern, wie sie auch für neue Kernkraftwerke gelten würden.„Das ENSI begrüsst den Entscheid der BKW“, sagt Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke beim ENSI. Er hält aber auch fest, dass das ENSI dem Wiederanfahren von Mühleberg erst zustimmen wird, „wenn nachgewiesen wurde, dass der Reaktordruckbehälter die Qualitätsanforderungen gemäss den aktuellen Normen erfüllt.“

Kernkraftwerk Leibstadt nicht betroffen

Das Kernkraftwerk Leibstadt gehört aufgrund der Abklärungen des ENSI nicht zu den betroffenen Anlagen. Das Kernkraftwerk Leibstadt war zwar auf der von der belgischen Aufsichtsbehörde publizierten Liste aufgeführt weil es geschmiedete Stutzen aus Rotterdam bezogen hat. Diese Stutzen sind jedoch nicht mit dem fehlerhaften Grundmaterial des Reaktordruckbehälters von Doel 3 vergleichbar. Der eigentliche Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Leibstadt unterscheidet sich sowohl bezüglich Hersteller als auch bezüglich Herstellungsprozess von Doel 3. Für die zylindrischen Mantelringe, den gewölbten Boden und für den Deckel des Reaktordruckbehälters wurde kein geschmiedetes sondern gewalztes Material verwendet. Die einzelnen Mantelringe wurden in Japan und Frankreich aus gewalztem Plattenmaterial hergestellt. Zwei Flansche und ein Bodenring wurden in Japan geschmiedet. Die niederländische Firma Rotterdamsche Droogdok Maatschappij hat lediglich die genannten Stutzen geliefert.

Die belgische Aufsichtsbehörde FANC hatte die ausländischen Aufsichtsbehörden Anfang August über Unregelmässigkeiten im Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Doel 3 informiert. Da Mühleberg und Leibstadt auf einer Liste der FANC als mögliche Betroffene aufgeführt wurden, verlangte das ENSI von beiden Kraftwerken grundlegende Angaben zu Hersteller, Grundwerkstoff, Schmiedeverfahren, Herstellungszeitraum, Umfang und Art der Herstellungsprüfungen der Schmiedeteile des Reaktordruckbehälters. Zudem mussten Angaben zur Abnahmeprüfung des Grundmaterials eingereicht werden. Mitte August informierten sich zudem Fachleute des ENSI aus erster Hand in Belgien.