Kernkraftwerk Mühleberg bei Hochwasser ausreichend gegen Verklausung geschützt

Das Kernkraftwerk Mühleberg ist bei Hochwasser ausreichend gegen die Auswirkungen von Verklausung, die mögliche Verstopfung von Engpässen in Flüssen beispielsweise bei Brücken oder Wehranlagen, geschützt. Zu diesem Schluss kommt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI in seiner Stellungnahme zur entsprechenden Studie. Auch bei den Kernkraftwerken Beznau und Gösgen weisen die bisher vorliegenden Informationen darauf hin, dass der Schutz vor den Auswirkungen von Verklausungen ausreicht.

Kernkraftwerk Mühleberg
Kernkraftwerk Mühleberg

Im Rahmen des Schweizer Länderberichts zum EU-Stresstest hatte das ENSI von den Kernkraftwerken Gösgen und Mühleberg verlangt, Engstellen zu identifizieren, die bei einer vollständigen Verklausung möglicherweise einen relevanten Einfluss auf die Überflutungssituation ihrer Anlagen haben können. Diese mussten sie als auslegungsüberschreitendes Worst-Case-Störfallszenario bewerten.

Das Kernkraftwerk Mühleberg untersuchte Brücken und Wehranlagen stromauf bis zur Stadt Bern auf ihr Verklausungspotenzial und mögliche Auswirkungen einer Verklausung. Der Betreiber kam zum Schluss, dass eine vollständige Verklausung der Wehre und Brücken unwahrscheinlich ist. Dennoch wurden für die Beurteilung der Gefährdung eine Verklausung und deren Durchbruch angenommen. Auch wurden die Folgen einer Verklausung unterhalb des Kraftwerkstandorts betrachtet.

„Auch wenn die Untersuchungen weiter verfeinert werden können, ist aus Sicht des ENSI das Kernkraftwerk Mühleberg gegen die Auswirkungen von Verklausungen bei Hochwasser geschützt“, fasst Ralph Schulz, Leiter des Fachbereichs Sicherheitsanalysen, die Stellungnahme zusammen. Dazu trage auch der Umstand bei, dass das Kernkraftwerk Mühleberg wegen seiner Lage unterhalb des Wohlensees in Bezug auf Schwemmholz und Geschiebe günstige Bedingungen aufweise. „Die Verfeinerungen betreffen insbesondere die Verwendung von gekoppelten hydraulischen/sedimentologischen 2D Rechnungen“, wie Ralph Schulz präzisiert. Solche Modelle sollen auch Gegenstand von entsprechenden Weiterentwicklungen und eines Forschungsprojektes sein.

Für eine abschliessende Beurteilung der Situation bei den Kernkraftwerken Gösgen und Beznau hat das ENSI weitere Informationen angefordert. Die bereits vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass Verklausungen keinen so genannten Cliff-Edge-Effekt, eine sprunghafte Verschlechterung des Anlagenzustandes durch eine geringe Änderung von Anlagen- oder Einwirkungsparametern, auslösen können. Das Kernkraftwerk Leibstadt ist auf Grund seiner erhöhten Lage nicht durch allfällige Verklausungen gefährdet.

Forschungsprojekt zur Hochwassergefährdung

Das ENSI initiiert derzeit zusammen mit anderen Bundesbehörden ein Forschungsprojekt zur Hochwassergefährdung des Aare-Einzugsgebiets. Damit sollen die Grundlagen für die Auslegung und den Schutz von wichtigen Infrastrukturanlagen systematisch zusammengestellt und harmonisiert werden. Verklausungen werden ein Thema dieses Forschungsprojekts sein.

Im Nachgang zur Reaktorkatastrophe in Fukushima mussten 2011 die Schweizer Kernkraftwerke bereits nachweisen, dass sie ein extremes Hochwasser, wie es durchschnittlich alle 10’000 Jahre einmal vorkommen kann, beherrschen. Das ENSI kam in seinen Stellungnahmen zum Schluss, dass alle Anlagen in einen sicheren Zustand überführt werden können, auch wenn gleichzeitig die externe Stromversorgung ausfällt. Die geltenden Grenzwerte werden von allen Anlagen deutlich eingehalten.