ENSI folgt WENRA-Empfehlungen zur Überprüfung der Reaktordruckbehälter

Die Schweizer Kernkraftwerke Beznau und Gösgen müssen das Grundmaterial der Reaktordruckbehälter nach möglichen Fehlern untersuchen. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI setzt mit dieser Forderung eine Empfehlung der Western European Nuclear Regulators Association WENRA um.

Reaktordruckgefäss des Kernkraftwerks Gösgen (Historische Aufnahme)
Reaktordruckgefäss des Kernkraftwerks Gösgen (Historische Aufnahme)

Die Untersuchung mittels Ultraschall soll im Rahmen der nächsten Wiederholungsprüfung der Schweissnähte des Reaktordruckbehälters im Laufe der nächsten drei Jahre erfolgen. „Damit wollen wir sicherstellen, dass mögliche wasserstoffinduzierte Fehler im Grundmaterial der Reaktordruckbehälter sicher ausgeschlossen werden können“, erklärt Georg Schwarz, stellvertretender ENSI-Direktor und Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke. Solche Einschlüsse von Wasserstoff können beim Schmieden des Stahls entstehen.

Im Januar 2013, also bereits vor der Empfehlung durch die WENRA, hatte das ENSI von den Kernkraftwerken Beznau und Gösgen die Zusammenstellung von Informationen über Herstellung, Grundwerkstoff und Prüfung der Reaktordruckbehälter-Schmiedeteile verlangt. Die Unterlagen wurden vom Kernkraftwerk Gösgen bereits eingereicht. Bis Ende September müssen jene des Kernkraftwerks Beznau dem ENSI vorliegen.

Befunde in Belgien kein Sicherheitsproblem

Im Sommer 2012 waren in den belgischen Kernkraftwerken Doel-3 und Tihange-2 zahlreiche Befunde im Grundmaterial der Reaktordruckbehälter festgestellt worden. Die belgische Aufsichtsbehörde Federaal Agentschap voor Nucleaire Controle FANC liess diese detailliert abklären und kam im Frühling dieses Jahres zum Schluss, dass ein Weiterbetrieb der beiden Anlagen aus ihrer Sicht möglich ist.

Die WENRA hat sich intensiv mit den Befunden in Belgien befasst. „Auch wenn die eingehenden Prüfungen der Reaktordruckbehälter der Kernkraftwerke Doel-3 und Tihange-2 in Belgien gezeigt haben, dass die im vergangenen Jahr entdeckten Befunde kein Sicherheitsrisiko darstellen, sind wir der Ansicht, dass eine Überprüfung der Druckbehälter in allen europäischen Kernkraftwerken wichtig und notwendig ist“, erklärt Hans Wanner, WENRA-Vorsitzender und ENSI-Direktor. Die WENRA hat deshalb dazu Empfehlungen veröffentlicht.

KKW Mühleberg und Leibstadt bereits abgeklärt

Als Reaktion auf die ersten Berichte aus Belgien mussten die Kernkraftwerke Mühleberg und Leibstadt im August 2012 Informationen über Herstellung, Grundwerkstoff und Prüfung der Reaktordruckbehälter einreichen. Das Kernkraftwerk Mühleberg, das über geschmiedete Druckbehälterringe verfügt, hat zudem eine Ultraschallprüfung des Grundmaterials vorgenommen. Die Analysen der Prüfresultate durch das ENSI bestätigten, dass der Grundwerkstoff des Reaktordruckbehälters den Qualitätsanforderungen entspricht, die neue Reaktoren erfüllen müssen. Die Ultraschallüberprüfung ergab keine Hinweise auf Befunde wie im belgischen Kernkraftwerk Doel.

Für den Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerkes Leibstadt sind die Untersuchungen der Befunde von Doel-3 und Tihange-2 von geringerer Bedeutung. Das KKL war zwar auf der von der belgischen Aufsichtsbehörde publizierten Liste aufgeführt, unterscheidet sich aber sowohl bezüglich Hersteller als auch bezüglich Herstellungsprozess von den belgischen Reaktoren. Für die zylindrischen Mantelringe, den gewölbten Boden und für den Deckel des Reaktordruckbehälters wurde kein geschmiedetes sondern gewalztes Material verwendet.