Technisches Forum Sicherheit diskutiert die Kosten der Erschliessung eines Tiefenlagers

Die Wahl einer Erschliessungsvariante bei einem geologischen Tiefenlager wird einzig nach Sicherheitskriterien erfolgen. Für den Entscheid sollen die Kosten keine Rollen spielen. Dies legte das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI anlässlich der 18. Sitzung des Technischen Forums Sicherheit TFS dar.

Geologische Tiefenlager können sowohl mit Schächten als auch mit Rampen erschlossen werden, wie die internationale Erfahrung zeigt. Für ein Tiefenlager in der Schweiz stehen zwei Zugangsvarianten zur Diskussion: Eine Variante sieht den Bau einer Rampe und zwei Schächten (Bau- und Lüftungsschacht) vor, bei der anderen soll das geologische Tiefenlager über drei Schächte (Transport-, Bau- und Lüftungsschacht) erschlossen werden.

„Bautechnisch haben beide Varianten Vor- und Nachteile“, kommentiert Meinert Rahn, Leiter der Sektion Geologie beim ENSI. „Das ENSI wird die Sicherheit der Zugangsbauwerke im Rahmen des laufenden Sachplans und der anstehenden Bewilligungsverfahren beurteilen.“ Auf die Frage der Regionalkonferenz Südranden nach den Kostenunterschieden von Rampe und Schacht hält das ENSI fest, dass die Kosten für die Rampe deutlich höher sind.

Für den Variantenvergleich ist die Frage der Betriebs- und Langzeitsicherheit massgebend, nicht die Frage der Kosten. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat in ihrem Entsorgungsprogramm und der dazugehörigen Kostenstudie 2011 die teuerste Variante gewählt.

 

Vorgaben priorisieren die Sicherheit

Die definitive Wahl der Zugangsvariante wird erst in späteren Bewilligungsschritten gefällt. Mit diesem Vorgehen können neue Erkenntnisse auch noch ins Projekt einfliessen. Für das Rahmenbewilligungsgesuch, welches circa 2022 eingereicht wird, wird die Nagra einen Variantenvergleich auf der Basis von Sicherheitsanforderungen durchführen müssen. Bei diesem Schritt sind keine Kostenüberlegungen zu berücksichtigen.

Das ENSI wird bei jedem Schritt der Realisierung des Tiefenlagers (Rahmenbewilligung, Baubewilligung, Betriebsbewilligung, Verschluss) verlangen, dass eine sichere Variante gewählt wird. In der aktuell laufenden Etappe 2 des Auswahlverfahrens für Tiefenlager sind für die Zugangsbauwerke bautechnische Risikoanalysen durchzuführen. Die Nagra hat diese Risikoanalysen bei der Wahl der Standortvorschläge, und somit bei der Wahl der Zugangsbauwerke, zu berücksichtigen. Die Sicherheit hat dabei die oberste Priorität.

 

Nutzungskonflikte und Tiefenlager

Das Technische Forum befasste sich zudem mit möglichen Nutzungskonflikten in ferner Zukunft. „Bei der Wahl eines Standorts für Tiefenlager werden die aktuellen und absehbaren Nutzungskonflikte berücksichtigt“, erklärt Meinert Rahn. Eine geeignete Auslegung des Lagers, dessen gesetzlich geforderte Markierung, Dokumentation und Archivierung ermöglichen es, künftige Nutzungskonflikte möglichst zu vermeiden. Veränderungen an der Oberfläche wie zum Beispiel Auswirkungen von Eiszeiten sind im Markierungskonzept zu berücksichtigen. Dieses Thema wird weiter vertieft und im Rahmen der Realisierung eines Tiefenlagers konkretisiert werden.


Im Rahmen der 18. Sitzung des Technischen Forums Sicherheit wurden folgende weitere Themen behandelt:

Aufstiege von Kohlenstoffdioxid-Gas durch die Opalinuston-Formation

Anhand eines Vortrags von swisstopo wurde gezeigt, dass in der Opalinustonschicht des Felslabors Mont-Terri kein Kohlendioxidfluss beobachtet wird. Aufstiege sind in solcher Tiefe wegen der Gasdichte des Tons auch nicht zu erwarten.

Freisetzung von Tritium aus einer Oberflächenanlage

Bei dieser Frage hat das ENSI dargelegt, dass Tritium aus den bestehenden Kernanlagen in Mengen freigesetzt wird, die für Mensch und Umwelt keine Gefahr darstellen. Die Nagra hat anhand ihres Oberflächenanlagen-Modells erläutert, dass bei einem hypothetischen Störfallszenario der gesetzliche Grenzwert eingehalten wird. Die verbindlichen Grenzwerte für eine Oberflächenanlage werden erst mit der Betriebsbewilligung festgelegt.

Asbest als Alternatives Material für Lagerbehälter

In ihrer Antwort hat die Nagra dargelegt, dass Asbest Vor- und Nachteile als Material für Lagerbehälter aufweist. Klar ist aus Sicht der Nagra, dass für einen Asbestbehälter die notwendige Dichtheit des Behälters über 1000 Jahre nicht gewährleistet werden kann. Sie wird die Frage des alternativen Materials für Lagerbehälter jedoch weiter erforschen. Bei der Wahl eines Materials hat die Sicherheit oberste Priorität.

Frage 79 zu Gefahren während der Betriebsphase verabschiedet

Im Rahmen der 18. Sitzung des Technischen Forums Sicherheit wurde folgende Antwort verabschiedet:

  •  Frage 79 zu Gefahren während der Betriebsphase

Die schriftlichen Antworten werden nach Verabschiedung unter www.technischesforum.ch aufgeschaltet.