AUTANOVE: ENSI beaufsichtigt Projekt für neue Notstromversorgung in Beznau

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI hat nach einem INES-1-Vorkommnis im August 2007 eine Verbesserung der Notstromversorgung im Kernkraftwerk Beznau gefordert. Diese wird derzeit im Rahmen des Projekts „Autarke Notstromversorgung“ (AUTANOVE) realisiert.

Nach dem Vorkommnis vom 21. August 2007 hat das ENSI vom Kernkraftwerk Beznau gefordert, die Auslegung der Notstromversorgung umfassend zu überprüfen und ein Konzept zu deren Verbesserung vorzulegen. Das Vorkommnis trug einen signifikanten Anteil – im Bereich von 20 Prozent – zur totalen Kernschadenswahrscheinlichkeit im Jahr 2007 bei. Es wurde der Stufe 1 der internationalen Ereignisskala INES zugeordnet. Grund für die Einstufung war, dass die Sicherheitsvorsorge für den Fall eines Sicherheitserdbebens deutlich geschwächt war.

 

Verbesserung der Sicherheitsfunktionen

AUTANOVE
Vier neue Dieselgeneratoren verstärken die Notstromversorgung. (Bild: Axpo)

Mit den Nachrüstmassnahmen werden die Einzelfehlersicherheit sowie die funktionale Unabhängigkeit und räumliche Trennung von Sicherheitssträngen in beiden Blöcken des Kernkraftwerks Beznau nochmals deutlich verbessert.

So wird insbesondere neben dem Notstandssystem ein weiteres Notspeisesystem für die Sicherheitsfunktion „sekundärseitige Wärmeabfuhr“ bestehen, welches durchgehend erdbebensicher ist. Diese Funktion ermöglicht es, die Wärme von den Brennelementen über die Dampferzeuger abzuführen.

Damit wird auch die Anfälligkeit gegen systemübergreifende Störfälle wie Brand, Überflutung und Erdbeben konsequent weiter verringert.

Die zwei Notstanddieselgeneratoren bleiben zusätzlich zu den vier neuen Dieselgeneratoren weiterhin Teil der Notstromversorgung.

 

Anlageänderungen

Das laufende Nachrüstprojekt AUTANOVE umfasst folgende Änderungen:

  • Ersatz des bisher durch das Wasserkraftwerk Beznau sichergestellten Teils der Notstromversorgung durch zwei Dieselgeneratorgruppen pro Kernkraftwerksblock
  • Neuaufbau einer Notstromschiene pro Block in jeweils einem der neuen Dieselgebäude
  • Einbau einer erdbebensicheren Nachspeisung der Notspeisewassertanks aus einem separaten Grundwasserbrunnen
  • Einbau eines zusätzlichen erdbebensicheren Sperrwassersystems

Die ersten Gesuchsunterlagen für das Nachrüstprojekt AUTANOVE hat das Kernkraftwerk Beznau im Dezember 2008 beim ENSI eingereicht. Das ENSI hat für das Projekt AUTANOVE im Juni 2009 die ersten Freigaben erteilt.

Das Projekt AUTANOVE wurde im Rahmen der Stellungnahme des ENSI zum Langzeitbetrieb des Kernkraftwerks Beznau berücksichtigt. Das ENSI hat Ende 2010 festgestellt, dass keine sicherheitstechnischen Einwände gegen einen Betrieb beider Blöcke des Kernkraftwerks Beznau über 40 Jahre hinaus bestehen. Auf der Basis des heutigen Kenntnisstandes werden die festgelegten Ausserbetriebnahmekriterien bis 2020 weder im Block 1 noch im Block 2 des Kernkraftwerks Beznau erreicht.

Begriffe

Einzelfehlersicherheit

Sicherheitsfunktionen müssen auch bei Eintreten eines beliebigen vom auslösenden Ereignis unabhängigen Einzelfehlers wirksam bleiben, und zwar auch dann, wenn eine Komponente wegen Instandhaltung nicht verfügbar ist. Als Einzelfehler gilt das zufällige Versagen einer Komponente, das zum Verlust ihrer Fähigkeit führt, die vorgesehene Sicherheitsfunktion zu erfüllen. Folgefehler aus diesem zufälligen Versagen werden als Teil des Einzelfehlers betrachtet.

Kernschadenswahrscheinlichkeit

Wahrscheinlichkeit einer Kernabdeckung und aufheizung und einer signifikanten Freisetzung radioaktiver Stoffe aus dem Kern.

Sicherheitserdbeben

Für Sicherheitsnachweise festgelegtes 10‘000-jährliches Erdbeben.