Internationale Experten der Tiefenlagerung treffen sich beim Felslabor Mont Terri

Zwischen dem 11. und dem 14. November 2013 haben sich beim Felslabor Mont Terri rund 40 internationale Experten des Bereiches Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle getroffen. Sie haben sich dort über Prozesse ausgetauscht, die im Umfeld eingelagerter Endlagerbehälter stattfinden werden. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI nutzt die Erkenntnisse für seine Aufsichtstätigkeit.

gruppenbild_01„Mit der Beteiligung an internationalen Projekten und der Berücksichtigung der Erkenntnisse, die daraus resultieren, können wir die Sicherheit von Tiefenlagerkonzepten nach dem Stand der Wissenschaft und Technik beurteilen“, betont Michael Wieser, Leiter des Aufsichtsbereichs Entsorgung beim ENSI. Somit kann die Schweiz von internationalen Erfahrungen profitieren.

Das internationale Treffen wurde im Rahmen des Projekts DECOVALEX-2015 organisiert. DECOVALEX ist ein Akronym für «DEvelopment of COupled models and their VALidation against Experiments”. Ziel des Projektes ist es, die rechnergestützte Modellierung von Prozessen zu optimieren, welche in einem Tiefenlager ablaufen. Im Zentrum steht dabei der Vergleich von computergestützten Rechenergebnissen mit den konkreten Resultaten von Experimenten in Forschungslaboratorien wie dem Mont Terri Felslabor.

Forschung hat eine hohe Bedeutung

Michael Wieser unterstrich vor den vierzig Spezialisten, dass diesem und einer Vielzahl weiterer Forschungsprojekte eine hohe Bedeutung beim ENSI zugemessen wird. Der Bundesrat hat die eingereichten Entsorgungsnachweise der Nagra aufgrund von Gutachten des ENSI, von Kommissionen und von Experten genehmigt. Damit bestätigte der Bundesrat, dass die Entsorgung aller radioaktiven Abfälle in der Schweiz prinzipiell möglich ist.

Forschungsprojekte ermöglichen es nun, noch offene Fragen zu beantworten und entscheidende Themengebiete zu vertiefen. „Das Projekt DECOVALEX betrifft in diesem Rahmen verschiedene Sicherheitskriterien der Standortevaluation und spielt deshalb eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Sicherheit von Tiefenlagern.“

Barrieren im Fokus

Die Mitarbeit im Projekt DECOVALEX-2015 erweitert die interne Fachkompetenz des ENSI hinsichtlich der relevanten Modellierung von Prozessen im Bentonit und in Tongestein. Diese technischen und natürlichen Barrieren spielen eine entscheidende Rolle bei der langfristigen Rückhaltung von Radionukliden im Schweizer Tiefenlagerkonzept.

Die internationalen Experten haben anlässlich ihrer Tagung auch das Felslabor Mont Terri in St.-Ursanne besucht. Dabei wurde unter anderem auch ein Heizexperiment im Felslabor Mont Terri thematisiert: Darin wird das Verhalten der technischen und natürlichen Barrieren während der Aufsättigungsphase untersucht.

Heizexperiment im Mont-Terri

Bei diesem Experiment wurden zwei Heizelemente in einem Stollen installiert, und der Hohlraum wurde mit Bentonitpellets bzw. mit einem Bentonit-Sand-Gemisch verfüllt. Das Ziel des Experiments ist die Untersuchung des gekoppelten thermischen, hydraulischen und mechanischen Verhaltens der Bentonitbarriere und des Opalinustons während der Aufsättigungsphase, also in der Zeit, in der sich der Bentonit mit Wasser vollsaugt. Dazu sind Sensoren zur Messung der Temperatur, des Porenwasserdruckes und der Gesteinsverschiebung installiert. Das Experiment begann im Juni 2011 und wird mindestens drei Jahre laufen.

Internationale Vernetzung des ENSI

DECOVALEX-2015 ist Teil der internationalen Vernetzung des ENSI. So kann die Aufsichtsbehörde gute Kontakte beispielsweise zum Beispiel Lawrence Berkeley National Laboratory (USA), zur U.S. Nuclear Regulatory Commission, zum Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire, zur Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und dem Helmholtzzentrum für Umweltforschung pflegen.

Teilnehmer am Projekt DECOVALEX

  • BGR & UFZ Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zusammen mit dem Helmholtzzentrum für Umweltforschung, Deutschland, Geowissenschaftlicher Dienst
  • CAS Chinese Academy of Sciences, China, Forschungseinrichtung
  • DOE U.S. Department of Energy & Lawrence Berkeley National Laboratory, USA, Betreiber
  • IRSN Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire, Frankreich, Forschungseinrichtung der Aufsichtsbehörde
  • JAEA, Japan Atomic Energy Agency, Japan, Betreiber
  • KAEA Korea Atomic Energy Research Institute, Korea, Forschungseinrichtung
  • NDA Nuclear Decommissioning Authority, Grossbritannien, Betreiber
  • U.S.NRC U.S. Nuclear Regulatory Commission, USA, Aufsichtsbehörde
  • RAWRA Radioactive Waste Repository Authority, Tschechien, Betreiber