45 Jahre Unfall in Lucens: „Man hat gelernt, dass man der Sicherheit heute oberste Priorität einräumen muss“

(Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv)
(Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv)

Im waadtländischen Lucens ereignete sich am 21. Januar 1969 das bislang grösste Reaktorunglück auf Schweizer Boden. In einem Video-Interview zeigt der ehemalige Direktor der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK, Roland Naegelin, auf, dass man damals für ein solches Unglück vorbereitet war und welche Lehren danach gezogen wurden.

„Es ist etwas passiert, das man wohl vorausgesehen hat, aber nicht so schnell erwartet hat“, fasst Roland Naegelin das Reaktorunglück vor 45 Jahren zusammen. Er hält klar fest, dass der Versuchsreaktor zu klein war, um ein Katastrophenpotenzial zu haben.

Naegelin: „Die nötigen Massnahmen, dass sich keine schlimmen Auswirkungen in der Umgebung ergeben können, sind getroffen worden, und die haben funktioniert.“

 

 

Lehren aus dem Unglück

„Man hat gelernt, dass man der Sicherheit heute oberste Priorität einräumen muss“, betont Roland Naegelin, auf die Lehren aus dem Reaktorunglück angesprochen. Damals habe man zunächst andere Prioritäten gehabt. „Man ist heute wachsamer geworden“, sagt er weiter.

 

Schweizer Eigenentwicklung

Die Schweiz war damals nicht alleine bei der Entwicklung eines eigenen Schwerwasserreaktors. Auch in Deutschland und Frankreich wurden solche Projekte verfolgt. „Dieser Reaktortyp hat einige gewichtige Vorteile gegenüber dem später aufkommenden Leichtwasserreaktor“, erklärt Roland Naegelin.

Roland Naegelin

Nach seinem Diplom als Maschineningenieur an der ETH Zürich arbeitete er von 1956 bis 1980 bei der Gebrüder Sulzer AG in Winterthur in der Reaktorentwicklung, unterbrochen durch einen Studienaufenthalt beim Commissariat à l’Energie Atomique CEA in Frankreich und eine Tätigkeit beim Kernkraftwerkhersteller Combustion Engineering in den USA. Von 1970 bis 1980 war er Mitglied der Kommission für die Sicherheit der Atomanlagen KSA, von 1980 bis 1995 leitete er als Direktor die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK. Nach seiner Pensionierung war er bis 2001 Präsident der KSA. Roland Nägelin ist der Verfasser des Buches „Geschichte der Sicherheitsaufsicht über die schweizerischen Kernanlagen 1960-2003“.