ENSI bestätigt den geologischen Kenntnisstand für 41 Forderungen

Der geologische Kenntnisstand zu den 41 Forderungen des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI ist ausreichend. Dies ist das Ergebnis von elf Fachsitzungen mit Expertengremien des Sachplanverfahrens geologische Tiefenlager. Die Nagra präsentierte in diesen Sitzungen Daten aus ergänzenden Untersuchungen für Etappe 2. Die beteiligten Experten beurteilen den Ablauf und die Ergebnisse der Fachsitzungen als positiv.

Ende 2010 reichte die Nagra dem ENSI ihren technischen Bericht NTB 10-01 ein, in dem sie den aktuellen Kenntnisstand darlegte und ergänzende Untersuchungen ankündigte. Das ENSI prüfte diesen Bericht und formulierte im März 2011 in seiner Stellungnahme ENSI 33/115 zusätzlich 41 Forderungen. Es kam zum Schluss, dass damit der notwendige Kenntnisstand erreicht werden kann, um in Etappe 2 des Sachplans geologische Tiefenlager belastbare Aussagen zur sicherheitstechnischen Einstufung und zur bautechnischen Machbarkeit machen zu können.

Vorgehen im Sachplan geologische Tiefenlager

Übersichtskarte der vorgeschlagenen geologischen Standortgebiete aus Etappe 1
Übersichtskarte der vorgeschlagenen geologischen Standortgebiete aus Etappe 1.
Standorte für geologische Tiefenlager radioaktiver Abfälle werden in der Schweiz mit dem Sachplanverfahren in 3 Etappen gesucht. Die Nagra muss für die geologischen Standortgebiete, die in Etappe 1 zur weiteren Untersuchung ausgewählt wurden, in der aktuellen Etappe 2 provisorische Sicherheitsanalysen durchführen. Diese beziehen sich auf die Langzeitsicherheit nach Verschluss des Lagers. Die Kenntnisse über die Standorte müssen die Durchführung der Sicherheitsanalyse und einen sicherheitstechnischen Vergleich erlauben. Die Nagra musste die Notwendigkeit ergänzender geologischer Untersuchungen frühzeitig mit dem ENSI abklären. Dieser Schritt wurde bereits im Konzeptteil des Sachplanverfahrens vorgegeben.
Auf Anregung der Arbeitsgruppe Sicherheit der Kantone, der Kantonalen Expertengruppe Sicherheit und der Kommission für nukleare Sicherheit legte das ENSI im Detail fest, wie der geologische Kenntnisstand zu beurteilen ist, bevor die Unterlagen eingereicht werden. Auch wurde von verschiedenen Expertengremien der Wunsch geäussert, an der Beurteilung des Kenntnisstands beteiligt zu werden.

Elf Fachsitzungen mit Experten der kantonalen und nationalen Behörden

Zwischen März 2013 und Juli 2014 wurden deshalb elf Fachsitzungen durchgeführt. Der Teilnehmerkreis an den Fachsitzungen bestand aus Fachexperten des Bundes, der Kantone und Deutschlands. An diesen Fachsitzungen informierte die Nagra die Behörden und Gremien, über die Ergebnisse ihrer ergänzenden Untersuchungen zur Behandlung der 41 ENSI-Forderungen. Nach Abschluss der Fachsitzungen äusserten sich die beteiligten Gremien positiv über den Ablauf und die erzielten Resultate. Auch aus Sicht der Kantone, der KNS und der EGT hat sich der geologische Kenntnisstand im Vergleich zu Etappe 1 deutlich verbessert.

„Die Fachsitzungen haben gezeigt, dass der geologische Kenntnisstand nun den Anforderungen der Etappe 2 des Sachplanverfahrens entspricht. Die abschliessende Beurteilung kann allerdings erst basierend auf den definitiven Unterlagen der Nagra zu Etappe 2 erfolgen“, betont Michael Wieser, Leiter des Bereichs Entsorgung beim ENSI.

Beteiligte Behörden und Gremien

  • Arbeitsgruppe Sicherheit der Kantone AG SiKa
  • Kantonale Expertengruppe Sicherheit KES
  • Bundesamt für Energie BFE
  • Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI
  • Expertengruppe Geologische Tiefenlagerung EGT
  • Kommission für Nukleare Sicherheit KNS
  • Deutsches Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit BMUB
Nach Abschluss der Fachsitzungen hat das ENSI nun dem BFE das Resultat seiner Überprüfung des geologischen Kenntnisstands mitgeteilt. Die Fachsitzungen sind damit abgeschlossen.

Resultat der Überprüfung des Kenntnisstands

  • Die Bearbeitung der Forderungen durch die Nagra erfolgte sorgfältig und mit einer umfangreichen Berichterstattung.
  • Die in den Forderungen angesprochenen Themen und Aspekte wurden vollständig und detailliert behandelt.
  • Die Präsentationen an den Fachsitzungen waren zielführend und fachlich kompetent. Die Fachsitzungen wurden von den Beteiligten rege genutzt, um sich über den erreichten Kenntnisstand zu informieren und diesen sachkritisch zu diskutieren.
  • Das ENSI erwartet, dass die Nagra die Hinweise und Ergänzungen aus der jeweiligen Zwischenhalt-Fachsitzung bei der Finalisierung ihrer Berichte für Etappe 2 SGT berücksichtigt.
  • Zusammenfassend bilanziert das ENSI, dass von der Nagra 10 Forderungen vollständig erfüllt wurden. Für 31 Forderungen ist der Kenntnisstand für Etappe 2 SGT genügend; die in diesen Forderungen verlangte Umsetzung kann jedoch seitens ENSI erst im Rahmen der Detailprüfung zu Etappe 2 SGT abschliessend beurteilt werden. Für keine der 41 Forderungen ist der Kenntnisstand für Etappe 2 SGT ungenügend. Die jeweiligen Variabilitäten und Ungewissheiten in den Daten und Prozessen wurden in den Berichten aufgezeigt.
Voraussichtlich Anfang 2015 wird die Nagra mindestens zwei Standortgebiete je für hochaktive sowie schwach- und mittelaktive Abfälle vorschlagen. Sie wird dazu die sicherheitstechnischen Unterlagen beim BFE einreichen. Das ENSI wird diese bis Anfang 2016 detailliert prüfen und dazu Stellung nehmen.