KKB: Leckage vom 16. Juni 2014 an einer Entleerungsleitung im Rücklauf des primären Nebenkühlwassersystems

BETROFFENES WERK / TITEL

KKW Beznau, Block 1: Leckage an einer Entleerungsleitung im Rücklauf des primären Nebenkühlwassersystems

DATUM / ZEIT

16. Juni 2014, 10:00 Uhr

SACHVERHALT

Bei einem regulären Rundgang wurde an der Schweissnaht einer Entleerungsleitung im Rücklauf des primären Nebenkühlwassersystems eine geringfügige Leckage festgestellt. Sie betrug maximal 1 Liter pro Stunde und verringerte sich nach der Montage einer Rohrschelle zur Sicherung der Entleerungsleitung deutlich.

Um die Reparatur der Leckage durchzuführen, wurde die Anlage vom Betreiber noch am selben Tag abgefahren. Der Reaktorkern wurde ins Brennelementlagerbecken ausgeladen, von wo aus die Nachwärmeabfuhr über das unabhängige Brennstofflager-Notkühlsystem erfolgte. Damit konnte das primäre Nebenkühlwassersystem ausser Betrieb genommen und entleert werden. Das Schadensbild zeigte einen von der Schweissnaht ausgehenden Riss, der sich in das Material der Rücklaufleitung fortgesetzt hatte. Dementsprechend wurde ein Stück der Rücklaufleitung ersetzt. Die Entleerungsleitung wurde gegenüber der ursprünglichen Konfiguration leicht versetzt angebracht, um so das Schwingungsverhalten zu verbessern. Die Untersuchung des herausgetrennten Rohrleitungsstückes ergab hochfrequente Schwingungen als Hauptursache für die Rissbildung.

Das primäre Nebenkühlwasser führt die Wärme aus dem primären Zwischenkühlsystem ab, versorgt die Containmentumluftkühler mit Kühlwasser und kühlt das Dampferzeuger-Abschlämmsystem. Bei tiefer Temperatur des Primärkreislaufs, wenn die Wärmeabfuhr über die Dampferzeuger aus physikalischen Gründen nicht möglich ist, wird die Wärme aus dem Reaktorkern über das primäre Zwischenkühlsystem und das primäre Nebenkühlwassersystem abgeführt. Dies gilt im Normalfall auch für die Kühlung des Brennelementlagerbeckens.

Das primäre Nebenkühlwassersystem stand bis zu seiner Freischaltung für die Reparatur uneingeschränkt zur Verfügung. Bei einem Ausfall wäre das Notstand-Kaltabfahren zur Anwendung gekommen mit Notstand-Brunnenwasser als vom primären Nebenkühlwasser unabhängige Wärmesenke.

EINSTUFUNG (NACH RICHTLINIE ENSI-B03)

INES: unterhalb der Skala

MASSNAHMEN DES BETREIBERS

Das KKB hat die Anlage umgehend abgefahren und das betroffene Rohrleitungsstück der Rücklaufleitung des primären Nebenkühlwassersystems ersetzt. Die Entleerungsleitung, von deren Schweissnaht der Riss gegangen war, wurde geringfügig an einen schwingungstechnisch günstigeren Ort versetzt.

MASSNAHMEN DES ENSI

Das ENSI hat die Massnahmen des Betreibers geprüft und grundsätzlich für zweckmässig befunden. Darüber hinaus wurden weitere Analysen in Hinblick auf ähnlich positionierte Leitungen im primären Nebenkühlwassersystem gefordert. Das ENSI hat die Wärmeabfuhr aus dem Brennelementlagerbecken über das Brennstofflager-Notkühlsystem während der Nichtverfügbarkeit des primären Nebenkühlwassersystems freigegeben.

BEURTEILUNG DURCH DAS ENSI

Das Vorkommnis führte zu einem Unterbruch des Leistungsbetriebs wegen Reparaturarbeiten vom 16. Juni 2014 bis zum 2. Juli 2014. Es hatte eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit.

KRITERIUM FÜR DIE AUFSCHALTUNG AUF DER ENSI-WEBSITE

Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen aber weniger als 1 zu 1 Million zu einem Kernschaden führt

Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:

  • INES-Stufe 1 oder höher
  • Auslösung von Sicherheitssystemen
  • Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt
  • Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv

 

Stand: 9. Oktober 2014