Schweizer Kernkraftwerke haben Hochwasseranalysen aktualisiert

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Schweizer Kernkraftwerke sind ausreichend gegen Hochwasser geschützt, das durch Schwebstoffe und Geschiebe Wehre und Brücken verstopfen könnte. Dies zeigen aktualisierte Sicherheitsanalysen zur Hochwasser-Gefährdung, die die KKW beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI eingereicht haben. Das ENSI forderte diese Analysen im Rahmen letzter Abklärungen zu Sensitivitätsstudien aus dem EU-Stresstest.

Die Kernkraftwerke Beznau, Gösgen und Mühleberg hatten aufgrund einer entsprechenden ENSI-Forderung im Dezember 2013 neue Analysen zur Gefährdung durch Hochwasser eingereicht. Neu wurde der Feststofftransport nach vereinheitlichten, anspruchsvollen Vorgaben des ENSI bei Überflutungen berücksichtigt. Geschiebe und Treibgut können bei Brücken und anderen Engstellen in Flüssen zu Verstopfungen – so genannten Verklausungen – führen und so die Hochwassersituation verschärfen. Diese Thematik war bereits Gegenstand des EU-Stresstests.

Die verfeinerten Analysen haben gezeigt, dass die jeweiligen Hochwasserpegel unter der Annahme, dass eine Brücke oder ein Wehr vollständig verstopfen, auch bei Berücksichtigung von Geschiebe und Schwebstoffen keine kritischen Werte erreichen. „Die Gefährdungsannahmen für Hochwasser aus dem EU-Stresstest verändern sich mit den neuen Berechnungen nur marginal: Die Schweizer KKW sind vor Überflutungen mit geschiebehaltigem Wasser ausreichend geschützt“, sagt Ralph Schulz, Leiter des Fachbereichs Sicherheitsanalysen beim ENSI.

Qualität der Nachweise deutlich verbessert

Bereits die Hochwassernachweise, die nach dem Reaktorunglück in Fukushima gefordert und eingereicht wurden, hatten gezeigt, dass die Kernkraftwerke in der Schweiz ausreichend gegen die Auswirkungen eines 10‘000-jährlichen Hochwassers geschützt sind.

Durch die eingereichten 2D-Überflutungsberechnungen mit fraktioniertem Feststofftransport – also Wasser mit Schwebstoffen und Geschiebe kombiniert – ist die Qualität der Aussagen zur Gefährdung der Kernkraftwerke Beznau, Gösgen und Mühleberg deutlich verbessert worden.

„Die Überflutungsrechnungen der Kernkraftwerke Beznau, Gösgen und Mühleberg sind nun auf dem gleichen und wissenschaftlich neusten Stand“, betont Ralph Schulz. Das Kernkraftwerk Leibstadt weist aufgrund seiner erhöhten geographischen Lage und wegen der breiten Ebene nördlich des Rheins einen sehr hohen Schutz gegen extreme Überflutungen auf. Verfeinerte Analysen waren deswegen nicht erforderlich.

ENSI-Forderung nach verfeinerten Hochwasseranalysen erfüllt

Das ENSI bestätigte Ende September 2014 nach Prüfung der Dokumente, dass die Werke die Forderung vom März 2013 durch das Einreichen vollständiger Unterlagen erfüllt haben. Es wird im Rahmen der periodischen Sicherheitsüberprüfungen der Werke die Aktualität der Gefährdungsanalysen beurteilen und somit die Thematik weiter verfolgen.

Ämterübergreifendes Projekt zur Hochwassergefährdung

Das Bundesamt für Umwelt BAFU ist derzeit daran, zusammen mit dem Bundesamt für Energie BFE, dem ENSI, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS und dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz gemeinsame Grundlagen für die Beurteilung der Hochwassergefährdung an Aare und Rhein zu erarbeiten. Das Projekt wird  unter der Leitung des BAFU durchgeführt. Ziel dieses Projekts ist es, harmonisierte und konsolidierte Szenarien für extreme Hochwasserereignisse auszuarbeiten, die auf einer gemeinsamen Datengrundlage beruhen. Ausgehend davon werden die zuständigen Stellen daraufhin die Risiken für die Bauten und Anlagen im betroffenen Gebiet beurteilen.