Technisches Forum Sicherheit behandelt Extrem-Szenarien
Experten haben im Rahmen des Technischen Forums Sicherheit TFS über die Gefahren gesprochen, die von radioaktiven Abfällen ausgehen. Sie zeigten auf, mit welchen Mitteln diesen Gefahren begegnet wird, um den Schutz von Mensch und Umwelt zu gewährleisten.
Radioaktive Materialien können für Lebewesen gefährlich sein. Aufgrund von eingereichten Fragen aus der Öffentlichkeit haben Experten an der 22. und 23. Sitzung des TFS darüber informiert, welche Gefahren im Zusammenhang mit der Entsorgung der radioaktiven Abfälle zu berücksichtigen sind. Sie erläuterten dazu verschiedene Untersuchungen und zeigten vereinfachte Rechenbeispiele.
Weil sich Störfälle nicht ausschliessen lassen, hat der Gesetzgeber vorgeschrieben, dass Mensch und Umwelt ausreichend dagegen zu schützen sind. Der Betreiber muss Schutzmassnahmen gegen Störfälle mit Ursprung innerhalb oder ausserhalb der Anlage treffen. Je nach Eintrittshäufigkeit muss der Betreiber nachweisen, dass entsprechende Dosisgrenzwerte für die Bevölkerung eingehalten und damit der Schutz von Mensch und Umwelt gewährleistet ist.
Umgang mit Extrem-Szenarien
„Um die Sicherheit bei der Entsorgung von radioaktiven Abfällen zu beurteilen, sollen extreme, aber realistische Szenarien berücksichtigt werden“, betonte Meinert Rahn, Leiter der Sektion Geologie beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI, einleitend zur TFS-Sitzung. Zudem führte er aus: „Damit wir aus den Szenarien etwas lernen können, sind ein Bezug zu Wissenschaft und Technik und die Berücksichtigung von Ereignisabläufen notwendig.“
In den aktuellen Fragen aus der Öffentlichkeit zu Extremszenarien spiegelt sich das Informationsbedürfnis zur Gefährlichkeit radioaktiver Abfälle wieder. Mit der Diskussion im Technischen Forum Sicherheit und der anschliessenden Publikation der Erläuterungen der verschiedenen Experten trägt das ENSI diesem Informationsbedürfnis Rechnung.
Vor diesem Hintergrund informierten Experten des LABOR SPIEZ, des ENSI und der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra über die Gefährlichkeit radioaktiver Abfälle und die Wirksamkeit von Schutzmechanismen auch unter extremen Situationen.
Referenzszenarien dienen der Vorbereitung des Notfallschutzes
Andreas Bucher vom LABOR SPIEZ erläuterte das Ziel von übergeordneten Referenzszenarien. Interdisziplinäre Expertengruppen erarbeiten dabei unter Leitung des Bundes die Szenarien und möglichen Auswirkungen von Ereignissen. Nicht nur Naturkatastrophen, sondern auch atomare, biologische und chemische Unfälle können sich ereignen und die Bevölkerung gefährden. Solche Referenzszenarien dienen der Vorbereitung von geeigneten Schutzmassnahmen.
Mehrere Barrieren sorgen für Sicherheit
Sowohl in Kernanlagen wie auch beim Transport von radioaktiven Stoffen werden Barrieren zur Rückhaltung der radioaktiven Stoffe eingesetzt. Detaillierte Störfallbetrachtungen sollen diese Barrieren berücksichtigen, denn diese spielen eine wesentliche Rolle bei allen möglichen Störfällen, wie zum Beispiel bei einem Flugzeugabsturz oder einem Brand in einem Lager. Bei der schrittweisen Realisierung eines Tiefenlagers unterzieht das ENSI die Projekte der Nagra deshalb einer mehrfachen kritischen Prüfung.
„Ein Tiefenlager stützt sich auf ein Mehrfachbarrieren-System“, erklärte Meinert Rahn. Die vorliegenden Wirtgesteine sind sehr gering durchlässig. Zudem halten technische Barrieren wie beispielsweise Abfallbehälter die radioaktiven Stoffe während des Betriebes und auch nach Verschluss des Tiefenlagers für lange Zeit zurück. Damit wird verhindert, dass auch bei extremen, aber realistischen Szenarien Mensch und Umwelt einer unzulässigen Strahlendosis ausgesetzt sein werden.