Artikelserie Tschernobyl: Die Aufsichtsbehörde verbessert ihre Notfallorganisation

Stadt Pripjat während der Evakuierung am 27. April 1986. Die damaligen Räumlichkeiten der Schweizer Aufsichtsbehörde boten insbesondere bei Störfällen mit Freisetzung von Radioaktivität keinen ausreichenden Schutz (Quelle: http://chnpp.gov.ua).
Stadt Pripjat während der Evakuierung am 27. April 1986. Die damaligen Räumlichkeiten der Schweizer Aufsichtsbehörde boten insbesondere bei Störfällen mit Freisetzung von Radioaktivität keinen ausreichenden Schutz (Quelle: http://chnpp.gov.ua).

Der Reaktorunfall Tschernobyl hat auch zu Massnahmen bei der damaligen Aufsichtsbehörde geführt. Die Notfallorganisation der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK muss in der Lage sein, lange Einsätze zu bewältigen. Dies zeigte die Erfahrung mit dem Tschernobyl-Unfall.

Bei einem Vorkommnis in einer ausländischen Kernanlage spielt die nukleare Aufsichtsbehörde eine zentrale Rolle: Sie stellt der nationalen Notfallorganisation ihr Fachwissen zur Verfügung und wertet die Lehren aus dem Vorkommnis für die Schweiz aus.

Nachdem in der Schweiz die Folgen des ukrainischen Reaktorunfalls bewältigt waren, wurden die Organisation und die Abläufe analysiert. Die Erfahrungen beim Einsatz der HSK zeigten, dass deren Notfallorganisation auf die Unterstützung der ganzen HSK angewiesen war. Knackpunkte waren insbesondere ein länger dauernder Einsatz über Wochen und die Bewältigung von Sonderaufgaben. Deshalb wurde die HSK-Notfallorganisation im Nachgang zu Tschernobyl neu gestaltet.

Neugestaltung der Notfallorganisation

Neu waren sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HSK und des Sekretariates der Kommission für die Sicherheit von Kernanlagen (KSA) in einer bestimmten Funktion in der HSK-Notfallorganisation eingeteilt. Funktionen wurden mehrfach besetzt, um Ferienabwesenheiten und einen Mehrschichtbetrieb abdecken zu können.

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI betreibt weiterhin eine Notfallorganisation, die rund um die Uhr einsatzbereit ist.

Geschützter Notfallraum

Im Rahmen der Untersuchungen zur Verbesserung der Notfallbereitschaft nach Tschernobyl wurde auch die Zweckmässigkeit des Notfallraumes der HSK kritisch hinterfragt. Es stellte sich rasch heraus, dass die damaligen Räumlichkeiten, insbesondere bei Störfällen mit Freisetzung von Radioaktivität, keinen ausreichenden Schutz bieten.

Das ENSI verfügt auch am Standort in Brugg über einen modern ausgerüsteten Notfallraum, in welchem die Notfallorganisation sehr rasch seine Arbeit aufnehmen kann.
Das ENSI verfügt auch am Standort in Brugg über einen modern ausgerüsteten Notfallraum, in welchem die Notfallorganisation sehr rasch seine Arbeit aufnehmen kann.

Dies führte zur Überlegung, dass die HSK wie der Gemeindeführungsstab der umliegenden Gemeinden einen geschützten Notfallraum erhalten muss. Dabei wurde an einen Kommandoposten, wie er sich im Zivilschutz mehrfach bewährt hat, gedacht. Der Notfallraum musste einen unterirdischen Schutz gegen externe Bestrahlung sowie ein Filtersystem bieten. Die Notfallorganisation musste auch in der Lage sein, ihre Aufgabe im Bedarfsfall über Wochen und bei kontaminierter Umgebung des Standortes wahrzunehmen. Entsprechend musste der Notfallschutzraum ausgestattet sein.

Das ENSI verfügt auch am Standort in Brugg über einen modern ausgerüsteten Notfallraum, in welchem die Notfallorganisation sehr rasch seine Arbeit aufnehmen kann. Regelmässig übt die Notfallorganisation eigenständig oder im Verbund mit anderen Notfallschutzpartnern die Abläufe.

Das ist der neunte von sechzehn Teilen zur Geschichte des Unfalls Tschernobyl.