Aufsichtschefs sehen Einfluss von Politik und Wirtschaft auf Behörden

ENSI-Direktor Hans Wanner.
ENSI-Direktor Hans Wanner.

Der ehemalige Vorsitzende der US-Atomaufsichtsbehörde NRC, Gregory Jaczko, und ENSI-Direktor Hans Wanner haben am Nuclear Phaseout Congress in Zürich über die Herausforderung im Umgang mit politischem und wirtschaftlichem Druck referiert. Sicherheit sei nicht nur eine technische Frage, sondern werde auch politisch und wirtschaftlich beeinflusst.

„Nuklearaufsicht und -regelung ist ein komplexer Mix aus Politik, öffentlicher Meinung, Wissenschaft und Stakeholder-Input“, sagte Gregory Jaczko, ehemaliger Vorsitzender der US Nuclear Regulatory Commission NRC vor den Teilnehmenden der Veranstaltung der Schweizerischen Energiestiftung SES. Objektive Entscheide sollten ausschliesslich auf der Basis von technischen Informationen erfolgen und nicht durch politische oder emotionale Faktoren beeinflusst werden. „Dies ist per Definition jedoch nicht möglich, seit Sicherheit eine politische Angelegenheit geworden ist“, betonte Gregory Jaczko.

Auch für Hans Wanner, Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI steht seit einiger Zeit die Sicherheit nicht mehr im Zentrum der politischen Diskussion. Entsprechend liege die Herausforderung bei alternden Reaktoren nicht nur im technischen, sondern auch im politischen Bereich. Dazu habe massgeblich die veränderte wirtschaftliche Situation beigetragen. „Diese kann die Aufsicht in heikle Situationen führen“, warnte Hans Wanner, denn zu teure Nachrüst-Forderungen könnten das Aus für eine Anlage bedeuten.

Er betonte erneut: „Wir wollen kein Ausfahren der Kernkraftwerke, sondern ständige Investitionen in die Sicherheit.“ Die Sicherheit müsse weiterhin hoch gehalten werden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass politische und wirtschaftliche Überlegungen zu Abstrichen bei der Sicherheit der KKW führen.“ Hans Wanner warnte aber auch vor überrissenen Forderungen und hielt fest: „Auch die Betreiber haben Rechte.“