ENSI veröffentlicht seinen Strahlenschutzbericht 2015

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI erweitert im Bereich Strahlenschutz sein Informationsangebot. Neben den üblichen Angaben zu den Strahlendosen beruflich strahlenexponierter Personen werden die Informationen über die Emissionen radioaktiver Stoffe erweitert. So werden unter anderem in einem speziellen Kapitel des heute veröffentlichten Strahlenschutzberichts die C-14-Abgaben behandelt, die zu einigen Anfragen geführt haben.

„Wir haben ein zunehmendes öffentliches Interesse an Daten zur Strahlungsbelastung festgestellt und daher einige Neuerungen eingeführt“, erklärt Georges Piller, Leiter des Fachbereichs Strahlenschutz. Im vergangenen Jahr hat das ENSI entsprechend im Bereich Strahlenschutz das Informationsangebot ausgebaut. So sind beispielsweise die monatlichen Abgaben der Kernkraftwerke seit anfangs 2015 auf dem Internet verfügbar. Auch betreffend der Daten des Messnetzes zur Automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke (MADUK) gab es eine Neuerung. Die Zehnminuten-, Stunden- und Tagesmittelwerte seit 1994 sind seit Ende 2015 MADU-Messwerte online einsehbar.

Emissionen des radioaktiven Kohlenstoff-Isotops C-14

Abgaben von Kohlenstoff-14 mit der Abluft
Abgaben von Kohlenstoff-14 mit der Abluft

Die Kernkraftwerke sind gemäss den Abgabereglementen nicht verpflichtet, die C-14-Emissionen zu bestimmen. Dennoch messen alle schweizerischen Kernkraftwerke seit einigen Jahren auf freiwilliger Basis die Abgabe von Tritium und C-14. Sie melden die Messwerte mindestens jährlich in periodischen Berichten dem ENSI.

Über die Entstehung des C-14 wurden schon verschiedentlich in früheren Strahlenschutzberichte berichtet. Aufgrund einiger Anfragen stellt das ENSI seit diesem Jahr Angaben zum radioaktiven Kohlenstoff-Isotop C-14 und dessen Emissionen in einem separaten Kapitel des jährlichen Strahlenschutzberichts zusammen.

C-14 aus Kernkraftwerken

Die Produktionsrate des radioaktiven Kohlenstoff-Isotops C-14 ist von der Reaktorleistung abhängig und ändert sich in der Regel über die Jahre hinweg nicht. Die Strahlenexposition infolge der Abgaben von C-14 beträgt weniger als 0,01 Millisievert pro Jahr.

Bei den C-14-Abgaben können sich in den Einzelmonaten Schwankungen durch unterschiedliche Betriebsparameter und -zustände Schwankungen ergeben. So sind die C-14-Emissionen während Revisionen und beim Wiederanfahren von Druckwasserreaktoren in der Regel höher, da dann verschiedene Systeme geöffnet werden oder sich die Temperatur des Reaktorwassers beim Ab- beziehungsweise Wiederanfahren der Anlage stark verändert.

In den vergangenen fünf Jahren ergaben sich bei den Abgaben des Kernkraftwerks Gösgen und des Kernkraftwerks Leibstadt monatliche Schwankungen des dosisrelevanten CO2-förmigen C-14 von etwa einem Faktor 5 gegenüber dem Mittelwert.

Der Mensch nimmt C-14 hauptsächlich über den Verzehr von Pflanzen auf, die C-14 während der Vegetationszeit via CO2 einlagern. Es ist daher radiologisch unbedeutend, ob das C-14 in einem kurzen Zeitraum oder verteilt über die Vegetationszeit abgegeben wird. Über die letzten zehn Jahre schwankten die C-14-Jahresabgaben der einzelnen Werke um den Faktor 2 bis 3. Diese Feststellungen sind konsistent mit Untersuchungen zu den C-14-Abgaben aus Kernkraftwerken, die zu Beginn der Achtzigerjahre national und international durchgeführt wurden.

Abgaben stabilisiert

Die flüssigen Abgaben der schweizerischen Kernanlagen lagen unter dem Zielwert von 1 GBq (Gigabecquerel) pro Jahr. Dieser Zielwert wurde vom ENSI aufgrund internationaler Empfehlungen festgesetzt. Einzig Kernkraftwerk Mühleberg lag etwa 10 Prozent über diesem Zielwert. Dort wurde im Berichtsjahr wieder eine Torusentleerung durchgeführt, die bisher mit einigen Gigabecquerel zu Buche schlug. Diese Abgaben konnte jetzt um einen Faktor fünf reduziert werden. Das Zwischenlager Zwilag und das Paul Scherrer Institut PSI haben die 2013 und 2014 gestiegenen Abgaben stabilisiert beziehungsweise wieder reduziert.

Betreiber haben behördliche Grenzwerte auch 2015 eingehalten

Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene) in der Umgebung der schweizerischen KKW
Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene) in der Umgebung der schweizerischen KKW

„Im Aufsichtsbereich des ENSI wurden letztes Jahr keine Limiten überschritten. Die Abgaben radioaktiver Stoffe aus den Kernanlagen führten nur zu einer geringen Strahlenbelastung der Bevölkerung“, zieht Georges Piller über das vergangene Jahr Bilanz.

Die Emissionen der schweizerischen Kernanlagen führten in der unmittelbaren Umgebung zu einer Dosis von weniger als 0,01 mSv (Millisievert) pro Jahr. Im Vergleich dazu liegt bereits die Dosis aufgrund medizinischer Anwendungen (Röntgendiagnostik) mit 1,2 mSv pro Jahr und Person rund 100 Mal höher.

Dosen beruflich strahlenexponierter Personen kaum verändert

Enwicklung Kollektivdosen 1969-2015
Entwicklung der Kollektivdosen (Pers.-mSv) in den Kernanlagen, 1969 bis 2015

Die mittlere jährliche Individualdosis der beruflich strahlenexponierten Personen hat sich gegenüber den letzten Jahren nicht wesentlich geändert. Sie liegt weiterhin bei 0,6 mSv und ist damit deutlich kleiner als die mittlere jährliche Strahlendosis der Bevölkerung in der Schweiz von 5,5 mSv. Die höchste Individualdosis beträgt knapp 11 mSv pro Jahr, sodass auch 2015 keine Überschreitung des Grenzwerts von 20 mSv pro Jahr zu verzeichnen ist.

Die Kollektivdosen liegen 2015 in der Grössenordnung der letzten Jahre. Im Kernkraftwerk Leibstadt hat sich der Trend zu höheren Kollektivdosen jedoch fortgesetzt und die langen Revisionsstillstände in Beznau sind im Verbund der Kollektivdosen erkennbar. Die Strahlenschutzplanungen der Kernanlagenbetreiber weisen generell einen hohen Stand auf, sodass die resultierenden Kollektivdosen in der Regel gut mit den Planwerten übereinstimmen.