KKL: Reaktorschnellabschaltung vom 17. Februar 2017 nach Ausfall der Abgasanlage des Kondensators

Betroffenes Werk/Titel

KKW Leibstadt: Reaktorschnellabschaltung nach Ausfall der Abgasanlage des Kondensators

Datum/Zeit

17.02.2017 / 23:30 Uhr

Sachverhalt

Am 17. Februar 2017 wurde das KKL nach dem verlängerten Revisionsstillstand wieder in Betrieb genommen. Bei einer Reaktorleistung von 24 % der Nennleistung erfolgte eine geplante Umschaltung von einem Strang der Abgasanlage des Kondensators auf den zweiten, um auch die Betriebsbereitschaft des zweiten Abgasstrangs zu prüfen. Nachdem die vorgesehene Umschaltung auf den zweiten Strang nicht funktioniert hatte, funktionierte auch die Rückschaltung auf den ersten Strang, der ursprünglich in Betrieb war, nicht. In der Folge schaltete sich die Abgasanlage automatisch ab. Vorschriftsgemäss löste die Schicht von Hand eine Reaktorschnellabschaltung aus. Die Anlage verhielt sich auslegungsgemäss.

Die Abgasanlage führt die Gase, die im Normalbetrieb anfallen und nicht kondensierbar sind, aus dem Kondensator ab. Ein Rekombinator verbrennt Wasserstoff und Sauerstoff katalytisch zu Wasser. Anschliessend werden die Abgase nach einer Abklingstrecke für kurzlebige Isotope und einem Aktivkohlefilter zur Rückhaltung langlebiger Edelgase über den Kamin abgeführt. Die Abgaben über den Kamin werden gemessen und bilanziert.

Je ein defektes Rückschlagventil in beiden Strängen führte dazu, dass die vorgesehene Umschaltung und die Rückschaltung nicht durchgeführt werden konnten und es so zum Ausfall der Abgasanlage kam. Eine erhöhte Reibung zwischen den Spindeln der Ventilstempel und ihren Führungsbuchsen verursachte den Ausfall der beiden Ventile. Sichtbare Reibspuren an den betroffenen Komponenten erhärteten diesen Befund. Die Ursache ist Gegenstand vertiefter Abklärungen.

Nach dem Ersatz der betroffenen Rückschlagventile konnte die Anlage am 20. Februar 2017 den Betrieb mit Zustimmung des ENSI wieder aufnehmen.

Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)

INES: unterhalb des Skala

Massnahmen des Betreibers

Der Reaktor wurde abgeschaltet. Das KKL ersetzte die betroffenen Rückschlagventile. Eine vertiefte Ursachenabklärung ist im Gang.

Massnahmen des ENSI

Die vom KKL getroffenen Massnahmen erachtet das ENSI als zweckmässig. Die Ergebnisse der vom KKL eingeleiteten vertieften Abklärungen sind dem ENSI einzureichen.

Beurteilung durch das ENSI

Die Abgaben von radioaktiven Edelgasen, Aerosolen und Iod-131 betrugen deutlich weniger als ein Promille der Kurzzeitabgabelimiten. Die Bilanzierung der Abgaben an die Umgebung war jederzeit gewährleistet. Die Wärmeabfuhr aus dem abgeschalteten Reaktor erfolgte auslegungsgemäss über die dafür vorgesehenen Systeme.

Das Vorkommnis hatte eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit.

Kriterien für die Aufschaltung auf der ENSI-Website

Auslösung von Sicherheitssystemen

Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt.

 

Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:

  • INES-Stufe 1 oder höher
  • Auslösung von Sicherheitssystemen
  • Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt
  • Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv

 

Aktualisierung: 8. August 2017