Strahlenschutzbericht 2017: Risiko-Wert hilft Strahlenschutzbeauftragten im Berufsalltag

Für den Berufsalltag im Strahlenschutz ist das Wissen um das Risiko von kleinen Dosen ionisierender Strahlung zentral. Die Internationale Strahlenschutzkommission ICRP hat basierend auf quantitativen Studien einen Wert ermittelt, gemäss welchem das Risiko, nach einer Bestrahlung einen schädlichen Effekt zu erleiden, bei etwa 5,7 Prozent pro Sievert liegt.

Werden 10‘000 Personen mit jeweils 100 Millisievert bestrahlt, müssten gemäss diesem Risiko-Wert etwa 57 Personen einen strahlenbedingten Effekt erleiden. Dazu gehören auch beispielsweise Mutationen an der Erbsubstanz DNS, welche zu Krebs führen können.

„Ein solcher Risikowert ist für den Berufsalltag im Strahlenschutz ein hilfreiches Werkzeug“, sagt Rosa Sardella, Leiterin des Fachbereichs Strahlenschutz beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI. „Er erlaubt Strahlenschutzbeauftragten, den Schutz vor Strahlung zu optimieren.“

Im heute publizierten Strahlenschutzbericht 2017 des ENSI ist beschrieben, worauf dieser Risiko-Wert basiert. Da die Strahlenbiologie für eine solche Zahl keine ausreichend belastbaren Erkenntnisse besitzt, stützte sich die Internationale Strahlenschutzkommission ICRP bei der Ermittlung auf epidemiologische Studien, hauptsächlich auf die Auswertung der Überlebenden der Atombombenabwürfe in Japan am Ende des Zweiten Weltkriegs. Entwicklungen der Strahlenbiologie, der Molekularbiologie, der Dosimetrie und die Auswertung von anderen Bevölkerungen von bestrahlten Personen ermöglichten, den Risiko-Wert zu verfeinern.

Jahreskollektivdosen und Individualdosen deutlich unter dem Maximalwert

In den Kernanlagen in der Schweiz gab es 2017 keine Vorkommnisse, die zu einer unzulässigen Strahlenexposition von Personal oder Bevölkerung geführt haben. Die Kernanlagen hielten alle Grenzwerte ein und wendeten das Optimierungsprinzip konsequent an.

Seit Anfang ihres Betriebs konnten die Jahreskollektivdosen in den Kernanlagen deutlich reduziert werden. Von insgesamt 5586 Personen, deren Dosen statistisch erfasst werden, wurden 2017 insgesamt 3478,4 Millisievert akkumuliert. Dies sind mehr als im 2016. Grund dafür ist ein geplanter Mehraufwand bei den Prüfungen und sonstigen Tätigkeiten in Zonen mit erhöhter Strahlung im Kernkraftwerk Leibstadt.

Entwicklung der Kollektivdosen in den Kernanlagen von 1969 bis 2017.

Mit einem Mittelwert von 0,6 Millisievert und einem Maximalwert von 14,2 Millisievert blieben 2017 auch die Individualdosen – die Dosis, welche eine Person im Jahr 2017 angesammelt hat – deutlich unter dem Dosisgrenzwert von 20 Millisievert für beruflich strahlenexponierte Personen.

Keine erhöhten Ortsdosisleistungswerte

In der Umgebung der Kernanlagen wurden keine erhöhten Ortsdosisleistungswerte festgestellt, die auf Abgaben der Kernkraftwerke zurückzuführen sind. Die Emissionen der Kernanlagen mit der Abluft und mit dem Abwasser führten 2017 in der unmittelbaren Umgebung zu einer Dosis von weniger als 0,007 Millisievert. Dies macht einen Anteil von etwa 0,1 Prozent der mittleren jährlichen Strahlendosis der Schweizer Bevölkerung von 5,8 Millisievert aus.