KKW Leibstadt: Zwei Reaktorschnellabschaltungen mit gleicher Ursache
Betroffenes Werk / Titel
KKW Leibstadt: Zwei Reaktorschnellabschaltungen mit gleicher Ursache
Datum / Zeit
24. April 2019 / 18:09 Uhr und 12. Mai 2019 / 02:15 Uhr
Sachverhalt
Am 24. April 2019 und am 12. Mai 2019 führte ein fehlerhaftes Verhalten eines Messwertumformers zu falschen Messwerten in einem Kanal der Frischdampfdruckmessung. Der Messwertumformer erzeugt ein druckabhängiges elektrisches Signal für die Leittechnik. Der Dampfdruck selbst lag im Normalbereich. Die fehlerhaften Messwerte lösten ein schnelles Schliessen der Turbineneinlassventile aus. Die Anlage reagierte auslegungsgemäss mit einer Reaktorschnellabschaltung, die normal verlief.
Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)
INES: unterhalb der Skala
Massnahmen des Betreibers
Das Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) hatte nach der ersten Schnellabschaltung Teile des betroffenen Messwertumformers ausgetauscht, worauf sich der Messwert vorerst normalisierte. Nach dem zweiten gleichartigen Vorkommnis tauschte das KKL den ganzen Umformer aus. Untersuchungen zeigten Kontaktprobleme zwischen übereinander angebrachten Platinen als Ursache für die temporären Messwertschwankungen. Diese waren mit dem Austausch von Teilen des Umformers nach der ersten Schnellabschaltung nicht behoben worden. Da die Messwertschwankungen aufgrund der Kontaktprobleme bei den folgenden Prüfungen des Umformers nicht mehr auftraten, wurde der Fehler als behoben betrachtet.
Massnahmen des ENSI
Nach dem zweiten Vorkommnis verlangte das ENSI vom KKL zu prüfen, ob Messumformer des betroffenen Typs immer komplett auszutauschen sind.
Beurteilung durch das ENSI
Die Anlage reagierte in beiden Fällen auslegungsgemäss auf das Schliessen der Turbineneinlassventile, welches durch die fehlerhaften Messwerte verursacht worden war. Die Wiederaufnahme des Leistungsbetriebs nach der ersten Abschaltung war zulässig, da die Werte nach dem Austausch von Teilen des betroffenen Messumformers stabil waren. In beiden Fällen waren die Massnahmen des KKL dem jeweiligen Stand der Erkenntnisse angemessen.
Die Vorkommnisse hatten eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit.
Kriterien für die Aufschaltung auf der ENSI-Website
Auslösen von Sicherheitssystemen,
Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt.
Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:
- INES-Stufe 1 oder höher,
- Auslösung von Sicherheitssystemen,
- Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt,
- Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv.