Stilllegung von Mühleberg prägte Berichtsjahr

Das Jahr 2019 stand im Zeichen der Einstellung des Leistungsbetriebs des Kernkraftwerks Mühleberg. Das hält der neue Aufsichtsbericht des ENSI fest. Daneben ereigneten sich 30 meldepflichtige Vorkommnisse, 2018 waren es 33 gewesen.

Es war ein historisches Ereignis: Als erstes kommerzielles Kernkraftwerk des Landes ging die Anlage in Mühleberg am 20. Dezember 2019 ausser Betrieb. Für das Stilllegungsprojekt hat das ENSI ein Aufsichtskonzept erstellt. Inspektionen, Analysen und Fachgespräche zeigten: Die Betreiberin hat alle Schutzziele eingehalten, die Vorbereitungsarbeiten für den technischen Nachbetrieb sowie die Rückbau- und die Stilllegungsphase 1 sind umgesetzt. Diese Erkenntnisse sind dem Aufsichtsbericht 2019 zu entnehmen.

Insgesamt 490 Inspektionen

Auch der reguläre Betrieb in Schweizer Kernanlagen erfüllte die Anforderungen an die nukleare Sicherheit und Sicherung. Im Berichtsjahr ereigneten sich in den Kernkraftwerken 30 meldepflichtige Vorkommnisse, 2018 waren es 33 gewesen. Der Schutz von Mensch und Umwelt war jederzeit gewährleistet. Davon hat sich das ENSI mit insgesamt 490 angemeldeten und unangemeldeten Inspektionen überzeugt.

Mit einer Ausnahme stufte das ENSI alle Vorkommnisse auf der internationalen Ereignisskala als INES 0 ein. Einzig der Einsatz von nicht auf ihre Eignung geprüften Druckmessumformern im Kernkraftwerk Gösgen führte zu einer INES-1-Bewertung.

Besonderes Augenmerk galt im Berichtsjahr den Prüfprotokollfälschungen im Kernkraftwerk Leibstadt. Dabei begleitete das ENSI die zur Qualitätssicherung ergriffenen Massnahmen sowie die tiefgreifende Überprüfung der Sicherheitskultur eng. Ausserdem hat es Strafanzeige gegen den fehlbaren Mitarbeiter eingereicht.

Standortsuche kommt voran

Für die sicherheitstechnische Beurteilung der geologischen Standorte trägt das ENSI die Gesamtverantwortung. In der dritten Phase des Sachplans geologische Tiefenlager untersucht die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) die drei Gebiete Jura Ost, Zürich Nordost und Nördlich Lägern. 2019 legte sie Vorschläge zur Platzierung der Oberflächeninfrastrukturen vor.

Damit es die Sicherheit der Entsorgungslösung für radioaktive Abfälle bewerten kann, führt das ENSI eigene Forschungsprojekte zur Tiefenlagerung durch – unter anderem im Felslabor Mont Terri. Um stets auf dem neusten Stand zu bleiben, engagiert es sich überdies in internationalen Projekten.

Mehrere Richtlinien aktualisiert

Weiter hat das ENSI im Berichtsjahr seine Richtlinie zur geologischen Tiefenlagerung überarbeitet und für die öffentliche Anhörung publiziert. Im Rahmen der stetigen Optimierung der Grundlagen für die Aufsichtstätigkeit hat es zudem das Regelwerk zu den Auslegungsanforderungen an Kernkraftwerke mit den beiden Richtlinien zum Betrieb von Kernanlagen und deren Notfallschutz aktualisiert. Ferner hat es die Richtlinie zu wiederkehrenden Prüfungen für sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen in die öffentliche Anhörung geschickt.