Vor der Stilllegung: Böden um das KKW Mühleberg radiologisch kaum belastet

Das ENSI und das BAG veröffentlichen einen gemeinsamen Bericht zur Umweltradioaktivität in der Umgebung des KKW Mühleberg von 2017 bis 2019. Die Messungen geben zusammen mit den Ergebnissen der bestehenden Überwachung Aufschluss über den radiologischen Zustand der Umgebung des Kernkraftwerks vor der Stilllegung – eine wichtige Referenz, um die Abgaben radioaktiver Stoffe während der Stilllegungsarbeiten zu beurteilen.

Vor der Einstellung des Leistungsbetriebs des Kernkraftwerks Mühleberg (KKM) am 20. Dezember 2019 haben das ENSI und das Bundesamt für Gesundheit BAG das bestehende Programm zur Überwachung der Umweltradioaktivität (siehe Klapptext) in der Umgebung der Anlage für den Zeitraum von 2017 bis 2019 angepasst und erweitert. Eine detaillierte Beschreibung der Messungen ist im nun vorliegenden Bericht zum Ergänzungsprogramm «Nullpegelmessung Rückbau Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) 2017-2019» zu finden.

Umgebungsüberwachung zum Schutz der Bevölkerung

Die Sektion Strahlenmessung des ENSI befasst sich unter anderem mit der Beurteilung und Kontrolle der Abgaben radioaktiver Stoffe aus den Kernanlagen und mit deren Auswirkungen auf die Umwelt. Dafür betreibt die Sektion das Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke (MADUK) und ein Messlabor, in dem sie unter anderem Kontrollmessungen an Abwasser-, Luftfilter- und Umweltproben durchführt.

Die Überwachung der Direktstrahlung und der Radioaktivität in der Umgebung der Kernanlagen ist eine wichtige Kontrollmassnahme zum Schutz der Bevölkerung. Die Immissionsmessungen der Betreiber und Behörden erfolgen gemäss dem Umgebungsüberwachungsprogramm, das Teil des anlagenspezifischen Abgabereglements ist. Dieses Programm wird jährlich vom Bundesamt für Gesundheit BAG und vom ENSI überprüft und ist mit dem vom BAG erstellten Probenahme- und Messprogramm abgestimmt (Art. 193 der Strahlenschutzverordnung). Im Umgebungsüberwachungsprogramm sind die zu überwachenden Parameter, Probeentnahmeorte, Messhäufigkeiten, Verfahren zur Probenerhebung und Messungen sowie die zu erreichenden Messempfindlichkeiten festgelegt.

Beteiligt an der Umgebungsüberwachung der Kernkraftwerke sind, neben dem ENSI und den Kernanlagen, das BAG, die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz, das Institut Universitaire de Radiophysique in Lausanne, die Universität Bern und kantonale Labors. Zusätzlich führt die Nationale Alarmzentrale NAZ im Auftrag des ENSI aeroradiometrische Messungen in der Umgebung der Kernanlagen durch.

Spezialmessungen zeigen radiologisch kaum belastete Umgebung

Zur Ergänzung des bestehenden Überwachungsprogramms beauftragte das ENSI das Paul Scherrer In­stitut (PSI) mit den Spezialmessungen in der Umgebung des KKM. Zusätzlich wurden im Auftrag des BAG Ana­lysen der Radionuklidkonzentration im Boden, im Gras und in der Milch durchgeführt. Die Messergebnisse zeigen, dass die Böden rund um das KKM radiologisch kaum belastet sind. Auch wurden mit Ausnahme einer unkontrollierten Abgabe von radioaktiven Aerosolen in die Atmosphäre im Jahr 1986 keine Hinweise auf Immissionen gefunden, die auf den Betrieb des KKM zurückzuführen sind.

Das nun mit dem Bericht vorliegende erweiterte Umgebungsüberwachungsprogramm gibt einen Überblick über den radiologischen Zustand der Umgebung des KKM vor der Aufnahme der Stilllegungsarbeiten. Die Messdaten werden als Referenz herangezogen, wenn während der Stilllegungsarbeiten der Verdacht besteht, dass radioaktive Stoffe oberhalb der behördlich festgelegten Abgabelimiten abgegeben werden. Würde sich ein solcher Verdacht bestätigen, würden das ENSI und das BAG dies wie bei einem Werk, das sich in Betrieb befindet, als Störfall behandeln und bearbeiten.

Das KKM befindet sich seit dem 15. September 2020 in der ersten Stilllegungsphase.