Erfahrungs- und Forschungsbericht: Forschung hat weitere Fortschritte erzielt
Während die Projekte des ENSI-Forschungsprogramms im Jahr 2020 teils wichtige Resultate lieferten und neue Forschungsprojekte gestartet wurden, hat die Corona-Pandemie die internationale Zusammenarbeit im Rahmen von Gremien und Übereinkommen erschwert. So fasst der nun veröffentlichte Erfahrungs- und Forschungsbericht des ENSI das Jahr 2020 zusammen.
Die Projekte des Forschungsprogramms tragen zur Klärung offener Fragen bei. Sie liefern Grundlagen und entwickeln Hilfsmittel weiter, welche das ENSI zur Erfüllung seiner Aufgaben benötigt. Sie fördern die Kompetenzen für die Aufsichtstätigkeit und stärken die unabhängige Expertise. Schliesslich führen internationale Projekte zu Ergebnissen, die in der Schweiz alleine nicht erzielt werden könnten, und unterstützen die länderübergreifende Vernetzung. Dies sind die wichtigsten Ziele der ENSI-Forschungsstrategie, die auch im Jahr 2020 weiterverfolgt wurden.
Forschungsprojekte auf Kurs
Die Projekte der regulatorischen Sicherheitsforschung des ENSI haben im Jahr 2020 weitere Fortschritte erzielt.
So schloss zum Beispiel das Projekt LEAD des Paul Scherrer Instituts PSI Ende letzten Jahres seine erste dreijährige Phase ab. In dieser betrachteten die Forscher verstärkt das Zusammenwirken verschiedener Alterungsmechanismen, beispielsweise wie das Kühlmittel die Bruchzähigkeit der Stähle für Reaktordruckbehälter beeinflusst. Die Resultate insbesondere zur Risskorrosion und zur Ermüdung der Werkstoffe sind wichtig für den Langzeitbetrieb der Kernkraftwerke. Im Langzeitbetrieb muss gewährleistet sein, dass alle strukturmechanischen Anforderungen erfüllt bleiben und weiterhin ausreichende Sicherheitsmargen vorhanden sind.
Tektonische Entwicklung wird verstärkt untersucht
Ein weiterer thematischer Schwerpunkt der Forschungsprojekte sind Fragen der Landschaftsentwicklung und der Tektonik, welche die Entsorgung der nuklearen Abfälle in geologischen Tiefenlagern betreffen. Das ENSI wendet sich diesen Fragen verstärkt zu. Im Jahr 2020 wurden deshalb zwei neue Projekte gestartet: Zum einen das PD-Experiment im Felslabor Mont Terri, das sich mit Deformationen und Störungen im Opalinuston beschäftigt. Die Prozesse der Störungen im Gestein sollen einerseits durch die Untersuchungen an wenig bis stark deformierten Opalinuston-Proben aus dem Felslabor Mont Terri, andererseits durch zusätzliche Deformationsexperimente am gleichen Material im Labor untersucht werden. Zum anderen wurde begonnen, im Rahmen einer Doktorarbeit an der CY Cergy Paris Université mittels stochastisch-mechanischer Analyse herauszufinden, wie die tektonische Entwicklung der Nordschweiz über eine Million Jahre aussehen könnte. Abhängig von den Resultaten der Forschungs- und Modellierarbeit ist auch die Möglichkeit angedacht, die Modellierungen im Rahmen der Beurteilung der drei verbleibenden Standortgebiete in Etappe 3 des Sachplanverfahrens anzuwenden, um die dortige geologische Entwicklung über den Betrachtungszeitraum von einer Million Jahre zu vergleichen.
Alle Informationen zu den weiteren Forschungsprojekten des ENSI finden sich im Erfahrungs- und Forschungsbericht 2020.
Corona erschwert internationale Zusammenarbeit
Das ENSI war im Berichtsjahr im Rahmen von mehreren internationalen Übereinkommen aktiv. Im Oktober hat es den siebten Schweizer Länderbericht zur sogenannten Joint Convention bei der IAEA eingereicht. Dieses Übereinkommen gibt vor, wie die Vertragsparteien mit abgebrannten Brennelementen und radioaktiven Abfällen umzugehen haben. Für dessen Überprüfungskonferenz wurde der frühere ENSI-Direktor Hans Wanner zum Präsidenten gewählt. Die für 2021 vorgesehene Veranstaltung wurde wegen der andauernden Corona-Pandemie auf den Sommer 2022 verschoben.
Aus demselben Grund wurde die 2020 angesetzte achte Überprüfungskonferenz des Übereinkommens über nukleare Sicherheit von Kernkraftwerken (Convention on Nuclear Safety) zunächst ebenfalls um ein Jahr verschoben und dann abgesagt; die nächste reguläre Überprüfung wird im Jahr 2023 stattfinden. Darüber hinaus hat das ENSI die für Herbst 2021 geplante IRRS-Mission (Integrated Regulatory Review Service) vorbereitet.