Vier Hauptempfehlungen der EU-Stresstest-Peer-Reviews: Stand in der Schweiz

Zusammenstellung des Standes der Umsetzung der vier Hauptempfehlungen der EU-Stresstest-Peer-Reviews in der Schweiz (Stand 26. April 2013):

 

European guidance on assessment of natural hazards and margins

The peer review Board recommends that WENRA, involving the best available expertise from Europe, develop guidance on natural hazards assessments, including earthquake, flooding and extreme weather conditions, as well as corresponding guidance on the assessment of margins beyond the design basis and cliff-edge effects.

In Erfüllung der „Gefährdungsannahmenverordnung“ (SR 732.112.2) werden die Gefährdungsannahmen regelmässig aufdatiert, damit Erkenntnisse aus Erfahrung, Forschung und methodischen Entwicklungen berücksichtigt werden können. Insbesondere in Bezug auf die seismischen Gefährdungsannahmen mit PEGASOS und dem PEGASOS Refinement Project führt die Schweiz die bisher einzige Studie dieser Art in Europa durch. Das ENSI ist aktives Mitglied der Arbeitsgruppe der WENRA, die sich mit der Entwicklung der Grundlagen für die Bestimmung der Gefahrdungannahmen für Naturereignisse befasst.

 

Periodic Safety Review

The peer review Board recommends that ENSREG underline the importance of periodic safety review. In particular, ENSREG should highlight the necessity to re-evaluate natural hazards and relevant plant provisions as often as appropriate but at least every 10 years.

In der Schweiz sind periodische Sicherheitsüberprüfungen (PSÜ) obligatorisch. Wie im Art. 34 der Kernenergieverordnung festgehalten, gehören dazu folgende Elemente:

a. Sicherheitskonzept

b. Betriebsführung und Betriebsverhalten

c. deterministische Sicherheitsstatusanalyse

d. probabilistische Sicherheitsanalyse

e. Gesamtbewertung des Sicherheitsstatus

f. Organisation und Personal.

Die verlangten deterministischen und probabilistischen Analysen setzen aktuelle Gefährdungannahmen voraus. Mit den aus Zwischenergebnissen des PEGASOS Refinement Project abgeleiteten seismischen Gefährdungsannahmen liegen hinsichtlich Erdbeben aktuelle Annahmen vor.

Bei der Analyse der Hochwassergefährdung der Schweizer Kernkraftwerke ist bereits ein hoher Stand der Technik erreicht. Weitere Verfeinerungen der Analysen sind möglich, sollten aber durch Forschungsergebnisse unterstützt werden. Das ENSI setzt sich dafür ein, mit mehreren Bundesbehörden ein Forschungsprojekt zur Hochwassergefährdung des Aare-Einzugsgebiets zu starten.

Ein Konzept zum Nachweis des ausreichenden Schutzes gegen extreme Wetterbedingungen wurde dem ENSI von den Betreibern Ende 2012 termingerecht eingereicht.

 

Containment Integrity

Urgent implementation of the recognised measures to protect containment integrity is a finding of the peer review that national regulators should consider.

The measures to be taken can vary depending on the design of the plants. For water cooled reactors, they include equipment, procedures and accident management guidelines to:

  • depressurize the primary circuit in order to prevent high-pressure core melt;
  • prevent hydrogen explosions
  • prevent containment overpressure.

In der Schweiz sind die Themen der EU-Stresstest-Peer-Review Empfehlung schon analysiert worden und technische Vorkehrungen implementiert, die dem Schutz der dritten Barriere dienen. Bezüglich Wasserstoffgefährdung wurden umfangreiche Studien bereits im Rahmen der probabilistischen Sicherheitsanalyse erstellt, so dass wesentliche Grundlagen vorliegen. Das ENSI hat dennoch eine neue Überprüfung dieser Thematik angeordnet, die auch einen Abgleich mit dem Stand der Nachrüsttechnik beinhaltet. Wie im Aktionsplan Fukushima 2013 aufgeführt, werden werkspezifisch die folgenden Punkte behandelt:

  • Prüfung von Robustheit und Umfang der Messeinrichtungen im Zusammenhang mit der Beurteilung der Wasserstoffgefährdung
  • Aktualisierung der Analysen zur Wasserstoffgefährdung sowie Untersuchung der Ausbreitung von Wasserstoff aus dem Containment in andere Gebäude des Kernkraftwerkes
  • Überprüfung der vorhandenen Massnahmen und Vorschriften zum Schutz gegen die Wasserstoffgefährdung
  • Überprüfung des Containmentdruckentlastungspfads betreffend Wasserstoffgefährdung

Die Schweiz hat zudem die Wiederherstellung der Containmentintegrität im Falle eines vollständigen Verlusts der Wechselspannung während Revisionsstillständen als offenen Punkt identifiziert. Der Punkt bezieht sich auf Massnahmen zur Beherrschung schwerer Unfälle (Fluten des Containments).

 

Prevention of accidents resulting from natural hazards and limiting their consequences

Necessary implementation of measures allowing prevention of accidents and limitation of their consequences in case of extreme natural hazards is a finding of the peer review that national regulators should consider.

Die Ergebnisse der Überprüfung im Rahmen der ENSI-Verfügungen sowie des EU-Stresstests haben gezeigt, dass die schweizerischen Kernkraftwerke einen hohen Schutz gegen die Auswirkungen von Erdbeben, Überflutung, anderer Naturgefahren sowie Stromausfall und Ausfall der Wärmesenke aufweisen. Bei solchen Ereignissen sind die gesetzlichen Anforderungen unter Berücksichtigung der neuesten Gefährdungsannahmen eingehalten und damit die grundlegenden Schutzziele erfüllt.

Darüber hinaus sind insbesondere bezüglich der Kontrolle der Reaktivität, der Kühlung der Brennelemente und dem Einschluss radioaktiver Stoffe Sicherheitsmargen vorhanden. Bei der Ermittlung der Sicherheitsmargen hat sich vor allem die robuste Auslegung der in den Schweizer Kernkraftwerken vorhandenen gebunkerten Notstandsysteme bestätigt.

Wie im Aktionsplan Fukushima 2013 aufgeführt, läuft derzeit ein Projekt des ENSI zur Erhöhung der Sicherheitsmargen. Aus den Ergebnissen der probabilistischen sowie deterministischen Analysen werden diejenigen Bereiche identifiziert, wo Nachrüstungen unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Angemessenheit am meisten zu einer weiteren Verminderung der Gefährdung beitragen können. Insbesondere im Fokus steht der dritte Abfahrpfad, wo Notfallmassnahmen zur Verhinderung vom Kernschmelzen angesiedelt sind.