Erfahrungs- und Forschungsbericht: ENSI beteiligt sich an diversen neuen Forschungsprojekten

Das ENSI hat zwei neue Forschungsprojekte der Nuclear Energy Agency in sein Programm aufgenommen: eines zu Bestrahlungsexperimenten unter Reaktorbedingungen, das andere zur Sicherheit im Langzeitbetrieb. Weiter unterstützt das ENSI seit dem Jahr 2021 ein Forschungsvorhaben zum Verhalten von Stahlbeton bei Erschütterungen und zwei Projekte im Bereich der Entsorgung von nuklearen Abfällen.

Im vergangenen Jahr hat sich das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI gemäss dem neu publizierten Erfahrungs- und Forschungsbericht 2021 zwei neuen Forschungsprojekten der Nuclear Energy Agency angeschlossen: Beim Programm FIDES führen verschiedene Forschungsinstitutionen Bestrahlungsexperimente in Forschungsreaktoren durch. Damit werden Brennstoffe auf ihre Sicherheitsmargen hin getestet, insbesondere auf ihr Verhalten bei Störfällen. Das Projekt SMILE zielt darauf ab, Materialproben aus drei stillgelegten schwedischen Reaktoren auf verschiedene Alterungsprozesse wie beispielsweise Versprödung oder Rissbildung hin zu untersuchen.

Neue Forschungsprojekte zu Erdbeben und zur Entsorgung von nuklearen Abfällen

Im Bereich Erdbebenvorsorge unterstützt das ENSI seit 2021 neu unter anderem eine Doktorarbeit am Institut für Baustatik und Konstruktion der ETH Zürich. Im Rahmen dieser Dissertation wird ein Stahlbeton-Werkstoffmodell erarbeitet, welches das ENSI für seine Aufsichtstätigkeit nutzen möchte. Mit dem neuen Modell wird das ENSI in der Lage sein, die in Kernkraftwerken weit verbreiteten gedrungenen Stahlbetonwände realistischer in den Berechnungsmodellen zu berücksichtigen. Dadurch wird die Genauigkeit und Zuverlässigkeit dieser Berechnungen stark verbessert.

Im Bereich der Entsorgung von nuklearen Abfällen beteiligt sich das ENSI neu am Projekt DOVE (Drilling Overdeepened Alpine Valleys), welches Bohrungen durchführt und Sedimentablagerungen analysiert. Dadurch sollen die Kenntnisse über die durch Gletscher während des Eiszeitalters verursachte Tiefenerosion verbessert werden. Zudem finanziert das ENSI eine zweijährige Studie, mit welcher sogenannte Deckenschotter untersucht werden. Ziel davon sind weitere Informationen zur langfristigen Abtragung durch Flüsse. Abtragungsprozesse sind im Hinblick auf die Langzeitsicherheit relevant für geologische Tiefenlager.

Internationale Zusammenarbeit: IRRS-Mission im Oktober 2021

Das zentrale Ereignis im Berichtsjahr im Bereich der internationalen Zusammenarbeit war die IRRS-Mission im Oktober 2021. Ziel solcher IRRS-Missionen ist es, im jeweiligen Gastland die Umsetzung der internationalen Sicherheitsstandards zu überprüfen. Die 20 Experten aus 15 Ländern stellten gute Praktiken und Leistungen fest, formulierten aber auch Empfehlungen und Vorschläge an die Schweiz.

Der Erfahrungs- und Forschungsbericht ist eine von drei jährlich erscheinenden Publikationen des ENSI. Er setzt sich zusammen aus Informationen zur regulatorischen Sicherheitsforschung, zu lehrreichen Vorkommnissen in ausländischen Kernanlagen, zur internationalen Zusammenarbeit sowie zu Änderungen rechtlicher Grundlagen.