Bericht der HSK zum Störfall vom 25. Juli 2006 im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark1 – HSK-AN-6132
Die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) hat im Nachgang zum Störfall vom 25. Juli 2006 im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark den Vorfall analysiert und daraus Lehren für die Werke in der Schweiz gezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schwachstellen, die in Forsmark zum Störfall wesentlich beitrugen, in den schweizerischen Anlagen weder im technischen noch im organisatorischen Bereich vorhanden sind. Die Ergebnisse der Überprüfung hat die HSK in ihrem soeben erschienenen Bericht zusammengefasst.
Der Bericht der HSK enthält nebst einer detaillierten Beschreibung des Störfallablaufs im Kernkraftwerk (KKW) Forsmark eine Überprüfung der Stromversorgung in den schweizerischen KKW, der deterministischen und probabilistischen Störfallanalysen bei Ausfall und Teilausfall der Stromversorgung, der Aufgaben des Betriebspersonals bei Störungen und Störfällen sowie deren Ausbildung. Im Weiteren werden die aus dem Vorkommnis für die Schweiz zu ziehenden Lehren dargelegt. Der Bericht ist auf der Website der HSK (www.hsk.ch) aufgeschaltet und kann auch in gedruckter Version bei der HSK bezogen werden.
Vorgeschichte im schwedischen Forsmark
Am 25. Juli 2006 wurde bei Unterhaltsarbeiten in der 400-kV-Hochspannungsschaltanlage beim schwedischen Kernkraftwerk Forsmark 1 infolge menschlicher Fehler das Werk vom Netz getrennt. Dabei traten Spannungsspitzen in der Stromversorgung der Anlage auf. Als Folge fielen zwei der vier Stränge der Notstromversorgung aus. Beim Vorkommnis kam es zu keiner Freisetzung von Radioaktivität. Die schwedische Aufsichtsbehörde SKi klassierte das Vorkommnis auf Stufe 2 der 7-teiligen international gebräuchlichen INES-Skala.
Auswirkungen auf die schweizerischen KKW
Das Vorkommnis führte in allen schweizerischen Kernkraftwerken zu umfangreichen Überprüfungen der Strom- und Notstromversorgungssysteme und deren Schutzeinrichtungen. Die HSK führte eine unabhängige Überprüfung der Strom- und Notstromversorgung und der Überspannungsschutzeinrichtungen in den schweizerischen Kernkraftwerken durch. Sie inspizierte gezielt den Ausbildungsprozess des Betriebspersonals, den Umgang der Werke mit Vorkommnissen in ausländischen Anlagen sowie das Änderungswesen in den schweizerischen Anlagen. Die HSK überprüfte zudem nochmals die in den letzten Jahren in der Schweiz eingetretenen Ereignisse mit Verlust der externen Stromeinspeisung.
Als Ergebnis dieser Überprüfungsmassnahmen kann festgestellt werden, dass in denjenigen Bereichen, die in Forsmark als Schwachstellen identifiziert wurden und die massgeblich zum komplexen Störfallablauf beitrugen, keine Lücken in den technischen und organisatorischen Vorkehrungen der schweizerischen Kernkraftwerke vorhanden sind. Die HSK empfiehlt indessen, dass die KKW Betreiber bei der Simulatorschulung ihres Schichtpersonals noch vermehrt Störfallabläufe mit Total- und Teilausfällen von Sicherheitssystemen, der Energieversorgung, von Informationssystemen und Anzeigen im Kommandoraum üben. Im Weiteren erwartet die HSK, dass die Betreiber der schweizerischen KKW für die Auswertung von Vorkommnissen und Betriebserfahrungen in ausländischen Anlagen die notwendigen Ressourcen bereitstellen.