„Hüten“ versus „Endlagern“: Eine Standortbestimmung 2014

Die vorliegende Arbeit geht auf Diskurse um das Jahr 1990 zurück. Zu dieser Zeit diskutierten Exponenten der Atomgegner und Umweltverbände das aus den Vereinigten Staaten stammende „guardianship“-Konzept, für das sich bald ein recht grosses Bündnis von Atomkraftgegnern aussprach. Die im deutschsprachigen Raum als „Hüte“-Konzept bekannten Ideen beeinflussten wiederum die Diskussionen, welche bei Behörden und Institutionen geführt wurden und die sich mit den Auswirkungen dieser Konzeption auf die Entsorgung radioaktiver Abfälle in der Schweiz befassten. Die Betonung der Rückholbarkeit und Kontrollierbarkeit von Endlagern und die Ende der 1990er Jahre in der Kommission „Entsorgungskonzepte radioaktive Abfälle“ (EKRA) entwickelten Ideen zum Pilot-Lager sind Ausdruck für die Auseinandersetzung mit diesen Gedanken.

Das „Hüte“-Konzept ist aus der gesellschaftlichen Diskussion um Lösungen für radioaktive Abfälle nicht verschwunden, auch wenn es weniger prominent debattiert wird wie in früheren Zeiten. Das Unbehagen weiter Teile der Zivilgesellschaft gegenüber definitiven Lösungen wie jene des Tiefenlagers besteht aber weiter und manifestiert sich in der Forderung nach vermehrter Kontrolle und Überwachung und der Gewährleistung der Bergbarkeit der Abfälle. Es lag auf der Hand, die 1998 veröffentlichte Studie unter diesem Blickwinkel neu aufzunehmen und den Stand der Diskussion 2014 darzustellen. Das ENSI beauftragte Marcos Buser, diese Neubewertung vorzunehmen. Diese Arbeit erfolgte in Etappen zwischen 2012 und 2014.

Die Neubearbeitung baute auf den Ergebnissen der Studie von 1998 auf. Eines der zentralsten Ergebnisse dieser Studie war, dass die Dauerlagerung an der Oberfläche in speziellen Zwischenlagern oder Mausoleen Risiken birgt, die nicht mit jenen eines tiefen Endlagers zu vergleichen sind. Diese zentrale Folgerung wurde daher als Ausgangspunkt der neuen Studie vorausgesetzt und nicht mehr im Detail aufgenommen. Die Fragen zur gesellschaftlichen Stabilität und die Rolle von atomaren Priesterschaften können in der Studie von 1998 nachgelesen werden.

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