Verschlussmassnahmen in Krisensituationen

In der Schweiz ist vorgesehen, dass die radioaktiven Abfälle in einem geologischen Tiefenlager langfristig sicher eingeschlossen werden. Bedingt durch die langen Zeiträume bis zum definitiven Verschluss des geplanten Tiefenlagers in wahrscheinlich mehr als 100 Jahren besteht jedoch die Gefahr, dass zum Beispiel durch gesellschaftliche Entwicklungen oder äussere Einwirkungen die Kontrolle über dasLager und damit die Abfälle verloren gehen könnte. Die EKRA forderte daher in ihren Berichten, dass auch in Krisensituationen die Sicherheit des Tiefenlagers gewährleistet
sein muss und dass dafür Massnahmen für den raschen Verschluss des Lagers in Form von Schnell- und Selbstverschluss zu prüfen sind.

Die vorliegende Studie kommt zum Schluss, dass mit dem aktuellen Lagerkonzept der Nagra schon viel erreicht ist, um negative Auswirkungen auf das Tiefenlager im Fall eines Kontrollverlustes zu reduzieren. Weitere Optimierungen sind aus Sicht der Autoren dieser Studie möglich, entsprechende Massnahmen sind im Kapitel 4.4 aufgeführt. Das grösste Potential zur Risikominimierung liegt nach Ansicht der Studienautoren jedoch in einer kritischen Hinterfragung des Prozesses bis zum Verschluss des Hauptlagers.

Die Wahrscheinlichkeit eines Kontrollverlustes über das Lager wird grösser, je länger das Projekt bis zum Verschluss des Lagers dauert. Massgebend für die Dauer ist dabei die Beobachtungsphase, welche mehrere Jahrzehnte oder gar über 100 Jahre dauern kann. Die Autoren dieser Studie empfehlen, eine sorgfältige Abwägung aller Chancen und Risiken der geplanten Beobachtungsphase vorzunehmen unter Berücksichtigung der Risiken eines möglichen Kontrollverlustes über das Lager während dieser Phase. Sollte der Nutzen der Beobachtungsphase nicht eindeutig belegt werden können, empfehlen sie auf die Beobachtungsphase zu verzichten und das Lager möglichst bald nach Abschluss der Einlagerung zu verschliessen.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind im Hinblick auf die Standortwahl des Tiefenlagers auch unter dem Gesichtspunkt eines potentiellen Kontrollverlustes über das Lager in der Zukunft adäquat. Die darüber hinaus gehenden Rahmenbedingungen für die weitere Projektentwicklung berücksichtigen nach Ansicht der Autoren die Möglichkeit eines Kontrollverlustes über die Abfälle jedoch nur am Rande. Eine kritische Betrachtung und Diskussion dieses Themas gerade auch im Hinblick auf die Baubewilligung könnte zu einer sicherheitsgerichteten Optimierung des Verfahrens zur Realisierung eines Tiefenlagers beitragen.

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