Sicherheitsforschung

Im Rahmen der regulatorischen Sicherheitsforschung vergibt und koordiniert das ENSI Forschungsaufträge mit dem Ziel, den aktuellen wissenschaftlich-technischen Kenntnisstand zu ermitteln, zu erweitern und für die Aufgaben der Aufsicht verfügbar zu machen. Die regulatorische Sicherheitsforschung richtet sich nach den aktuellen und zeitlich absehbaren Problemstellungen der Aufsicht. Das ENSI unterstützt zurzeit nationale und internationale Forschungsprojekte in den vier Themenbereichen „Reaktorsicherheit“, „Strahlenschutz“, „Transport und Entsorgung“ sowie „Mensch, Organisation und Sicherheitskultur“.

Im Bereich der Reaktorsicherheit stehen nebst der Materialforschung deterministische und probabilistische Untersuchungen von Störfallabläufen im Vordergrund. Auf dem Gebiet der Materialforschung unterstützt das ENSI Projekte, die sich mit Alterungsmechanismen wie Ermüdung, Korrosion, Versprödung und Risswachstum unter verschiedenen Umgebungsbedingungen befassen. Im Bereich der Störfallforschung sind dies beispielsweise Themen zur Wechselwirkung der Kernschmelze mit Wasser und Beton und die Weiterentwicklung von Methoden und Rechenprogrammen für die Durchführung von Sicherheitsanalysen. Zudem beteiligt sich das ENSI an einer Reihe von internationalen Datenbankprojekten und erhält so Informationen über die Ursachen, Häufigkeiten und Verläufe verschiedener Störfälle.

Der Strahlenschutz dient dem Schutz des Personals, der Bevölkerung und der Umgebung der Kernanlagen vor ionisierender Strahlung. Dabei spielt auch die präzise Messtechnik eine wichtige Rolle. Das ENSI fördert deshalb die Weiterentwicklung der Dosimetrie und der Radioanalytik. Eine grosse Bedeutung hat auch die ständige Verfeinerung der Methodik zur Überwachung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung.

Im Bereich Transport und Entsorgung konzentriert sich das ENSI zurzeit auf Forschungsprojekte zur Untersuchung geeigneter geologischer Schichten für die Endlagerung hochradioaktiver, langlebiger Abfälle. Im Felslabor Mont Terri werden die geologischen, hydrogeologischen, geochemischen und felsmechanischen Eigenschaften des Opalinustons untersucht. Im Rahmen dieses Projekts unterstützt das ENSI ein Experiment, das die Klüfte in der Auflockerungszone, die beim Ausbruch des Stollens infolge der Spannungsumlagerungen entstehen, charakterisiert.

Der Mensch, die Organisation und die Sicherheitskultur haben einen wesentlichen Einfluss auf die Sicherheit einer Kernanlage. Die Wichtigkeit dieser Aspekte wurde in den letzten Jahren erkannt und gewinnt in der Aufsichtstätigkeit zunehmend an Bedeutung. Die vom ENSI unterstützten Forschungsprojekte in diesen Bereichen beschäftigen sich unter anderem mit dem Einfluss menschlicher Handlungen in Störfallsituationen und mit Anforderungsprofilen für das Personal im Kommandoraum von Kernkraftwerken.