Technisches Forum Sicherheit

Frage 33: Berücksichtigung der Eppenberg-Struktur

Warum wird explizit im Bereich Aarau – Eppenberg – Wöschnau – Schönenwerd – Unterentfelden ein Tiefenlager für die Lagerung von schwach- bis mittelaktiven Abfällen vorgeschlagen, obwohl in diesem Bereich alles auf eine W – E verlaufende Störungszone im Untergrund hindeutet (Bericht Eberhard & Partner AG vom 18.7.07) ?

In einer kürzlich in dieser Zone niedergebrachten Erdwärmesonde auf 300 m (Endtiefe in Effingerschichten) trat viel Grundwasser aus.

Thema , , Bereich
Eingegangen am 22. September 2009 Fragende Instanz Jura-Südfuss
Status beantwortet
Beantwortet am 26. August 2010 Beantwortet von |

Beantwortet von EGT (ehem. KNE) | ENSI

Die Identifikation und Einengung potenzieller geologischer Standortgebiete erfolgt schrittweise gemäss den Vorgaben des Sachplans geologische Tiefenlager SGT und den darin vorgegebenen sicherheitstechnischen Kriterien und Indikatoren. Im letzten und fünften Schritt des Einengungsprozesses der Etappe 1 werden dabei innerhalb der evaluierten geologisch-tektonischen Grossräumen geeignete Konfigurationen von Wirtgesteinen (u.a. laterale Ausdehnung, Mächtigkeit, Tiefenlage, Abstand zu regionalen Störungszonen, Meidung von Zonen mit Anzeichen erhöhter Zergliederung, Abstand zu glazial übertieften Felsrinnen, bautechnische Machbarkeit) identifiziert. Die Nagra hat diese Einengung mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) durchgeführt und dokumentiert (NTB 08-03). Aus diesem Einengungsprozess resultieren in der Nordschweiz bevorzugte Bereiche für HAA- und SMA-Lager in den Wirtgesteinen Opalinuston, Brauner Dogger und Effinger Schichten, darunter auch der bevorzugte Bereich SMA-EFF-SJ-O im geologischen Standortgebiet Jura-Südfuss.

Das ENSI hat das GIS-Einengungsverfahren zusammen mit der KNE und einem externen Experten, Büro Dr. von Moos AG, überprüft und nachvollzogen (Dr. von Moos AG (2009); ENSI 33/​070; KNE (2010)).

Die Überprüfungen des ENSI und der KNE zeigen, dass

  • alle verfügbaren geologischen Grundlagedaten aus Bohrungen, Seismiklinien, geologisch-tektonischen Kartierungen und publizierten Isohypsen- und Isopachenkarten berücksichtigt wurden
  • der Einengungsprozess nachvollziehbar und unter Berücksichtigung der sicherheitstechnischen Kriterien durchgeführt wurde
  • und der daraus resultierende bevorzugte Bereich SMA-EFF-SJ-O nachvollziehbar ist

Die Eppenberg-Struktur wurde von der Nagra bei der Kompilation der tektonischen Strukturen als Zone mit Anzeichen erhöhter tektonischer Zergliederung berücksichtigt und bildet die Nordgrenze des bevorzugten Bereiches SMA-EFF-SJ-O (NTB 08-03, Figur 5.7-6). Das ENSI beurteilt aufgrund von Anzeichen erhöhter tektonischer Zergliederung (Seismiklinie 83-SE-12, NTB 08-04) und einer möglichen Fortsetzung der Born-Engelberg-Antiklinale nach Osten den Indikator „Platzangebot untertage“ für das Gebiet SMA-EFF-SJ-O im Gegensatz zur Nagra nur als bedingt günstig.

(Die Frage betreffend Wasserführung der Effinger Schichten erfolgt in der Antwort zur Frage 34).

Referenzen:

Dr. von Moos AG (2009): Sachplan Geologische Tiefenlager (SGT) Etappe 1: Überprüfung des GIS-Verfahrens der Nagra und der verwendeten Datensätze im Standortauswahlverfahren SGT Etappe 1, Expertenbericht Dr. von Moos AG Beratende Geologen und Ingenieure, Zürich.

ENSI 33/070: Sicherheitstechnisches Gutachten zum Vorschlag geologischer Standortgebiete, Sachplan geologische Tiefenlager, Etappe 1, Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat, Brugg, 2010.

KNE (2010):  Sach­plan Geo­lo­gi­sche Tie­fen­la­ger, Etappe 1 – Stel­lung­nahme der KNE zur Sicher­heit und bau­tech­ni­schen Mach­bar­keit der vor­ge­schla­ge­nen Stand­ort­ge­biete, Exper­ten­be­richt Kom­mis­sion Nukleare Ent­sor­gung, Brugg

NTB 08-03: Vorschlag geologischer Standortgebiete für das SMA- und das HAA-Lager – Darlegung der Anforderungen, des Vorgehens und der Ergebnisse, Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, Nagra Technischer Bericht, Wettingen, 2008.