Technisches Forum Entsorgungsnachweis

Frage 52: Chemische Toxizität

Im Entsorgungsnachweis wird die Radiotoxizität der eingelagerten Abfälle beurteilt. Hinweise zur chemischen Toxizität und die damit verbundenen möglichen Auswirkungen auf die Biosphäre sind keine vorhanden.

Wie beurteilt die Nagra den Gesichtspunkt der chemischen Toxizität?

Thema , Bereich
Eingegangen am 23. Dezember 2005 Fragende Instanz Vertreter des Kantons Schaffhausen
Status beantwortet
Beantwortet am 23. Dezember 2005 Beantwortet von

Beantwortet von Nagra

Die chemische Toxizität wurde in Übereinstimmung mit der schweizerischen Gesetzgebung (Kernenergieverordnung) im Entsorgungsnachweis nicht behandelt. Diese verlangt erst für die Rahmenbewilligung einen Umweltverträglichkeitsbericht, wobei davon ausgegangen wird, dass die Resultate einer detaillierten Untersuchung zur Chemotoxizität in den Umweltverträglichkeitsbericht einfliessen werden. Andere Länder haben z.T. schon Studien über mögliche Auswirkungen der chemischen Toxizität der eingelagerten Materialien auf die Biosphäre erarbeitet; so z.B. die finnische Posiva [1, 2] und die kanadische AECL [3]. Die finnische Studie [1, 2] weist nach, dass die Konzentrationen der relevanten chemischen Elemente im Trinkwasser, die aus dem geologischen Tiefenlager für abgebrannte Brennelemente stammen, klar unterhalb der gültigen Limiten liegen und dass somit die chemische Toxizität kein wesentlicher Faktor bei der Entsorgung von abgebrannten Brennelementen ist. Die kanadische Studie [3] kommt zu einem ähnlichen Schluss; sie hält fest, dass das Risiko von schädlichen (chemischen) Auswirkungen auf die Biosphäre gering ist.

Es wird darauf hingewiesen, dass sowohl für eine mögliche Freisetzung von radioaktiven Stoffen als auch von chemotoxischen Stoffen der mit Abstand wichtigste Freisetzungspfad der Transport von in Wasser gelösten Stoffen aus dem geologischen Tiefenlager durch die Geosphäre (d.h. durch das Wirtgestein und die darüberliegenden Schichten) in einen Grundwasserträger ist. Bei der Sicherheitsanalyse hat sich gezeigt, dass die meisten Metalle im Opalinuston sehr stark sorbieren; d.h. selbst nach einer Million Jahren sind diese Stoffe noch praktisch vollständig im Opalinuston eingeschlossen (siehe Sicherheitsbericht NTB 02- 05).

Eine erste grobe Abschätzung der chemotoxischen Auswirkungen des vorgeschlagenen geologischen Tiefenlagers im Zürcher Weinland auf die Biosphäre zeigt, dass auch hier die Trinkwasser-Limiten (d.h. die Konzentration der betrachteten, potentiell chemotoxischen Elemente im Grundwasserträger, der zur Gewinnung von Trinkwasser benützt wird) für alle drei Abfallkategorien (BE, HAA und LMA) deutlich unterschritten werden. Wegen der generell geringen Chemotoxizität der Materialien im geologischen Tiefenlager und aufgrund der hervorragenden Barriereneigenschaften des Opalinustons ist dieser Befund nicht erstaunlich. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass nicht erwartet wird, dass die chemische Toxizität der eingelagerten Materialien für das vorgeschlagene geologische Tiefenlager zu einem Thema wird, das das Projekt in Frage stellen könnte.

Referenzen

[1] Posiva Oy: The final disposal facility for spent fuel: Environmental impact assessment report. Posiva Oy, Helsinki, 1999.

[2] Raiko, E. & Nordman, H.: Kemiallinen myrkyllisyys käytetyn ydinpolttoaineen loppusijoituksessa. Posiva Oy, Helsinki, 1999. Työraportti 99-18 (Abstract in Englisch).

[3] Goodwin, B.W., Garisto, N.C., Barnard, J.W.: An assessment of the long-term aspects of chemically toxic contaminants from the disposal of nuclear fuel waste. AECL-8367. AECL, Pinawa, 1987.