Technisches Forum Sicherheit

Frage 86: Grenzbereich Opalinuston/Rahmengestein

Bekanntlich lässt sich Opalinuston von Fliesswasser innert Stunden wegwaschen. Im Bözberg liegt über der Opalinustonschicht nur noch die dünne Passwang-Formation aus Mergel (ein Kalk–Ton-Gemisch). Darüber liegt schon die wasserführende, stellenweise verkarstete Kalkschicht (Hauptrogenstein), in der sogar mit Höhlen gerechnet werden muss.

  1. Welche Forschungsberichte gibt es über den Grenzbereich Opalinuston/Rahmengestein und an welchen Stellen wurden die Forschungsarbeiten gemacht?
  2. In welcher „Geschwindigkeit“ verschiebt sich diese „Schnittstelle“, diese „Grenze“?
Thema , Bereich
Eingegangen am 19. Oktober 2012 Fragende Instanz Fragen aus der Bevölkerung
Status beantwortet
Beantwortet am 17. Juni 2014 Beantwortet von , ,

Beantwortet von ENSI

b)

Eine Abtragung von Gestein kann durch physikalische oder chemische Erosion erfolgen. Bei beiden Prozessen wird Material zuerst abgetragen, anschliessend transportiert und schliesslich erneut abgelagert. Erosionsprozesse können, mit wenigen Ausnahmen, nur an der Erdoberfläche wirksam sein, da nur dort ein sich ausreichend bewegendes Transportmedium, z. B. Flüsse, Gletscher oder Wind sowie der erforderliche Platz zur erneuten Ablagerung zur Verfügung stehen. Im geologischen Standortgebiet Jura Ost befindet sich der Kontaktbereich zwischen der Passwang-Formation und dem Opalinuston heute in 400 bis 500 Metern unter der Erdoberfläche. Durch kontinuierliche Abtragung der Erdoberfläche wird sich diese Tiefenlage im Laufe der nächsten 1 Million Jahren zwar um ungefähr 100 Meter reduzieren, dennoch bleibt ausreichend Überdeckung vorhanden, um vor oberflächlicher Erosion zu schützen. Hinzu kommt, dass die chemische Erosion für die tonreichen Gesteine der Passwang-Formation und für den Opalinuston nicht von Bedeutung ist. Tongesteine sind, im Gegensatz zu Salzen, und unter bestimmten Vorrausetzungen auch zu Kalken (Verkarstung), in Wasser nicht löslich.

Die Fragestellerin thematisiert die Möglichkeit einer Auswaschung des Wirtgesteins Opalinuston an der Grenze zu seinen umliegenden Schichten. Das ENSI versteht die Teilfrage b) daher wie folgt: «Kann der Opalinuston im geologischen Standortgebiet Jura Ost durch fliessendes Wasser erodiert werden – und wenn ja, mit welcher Erosionsrate ist zu rechnen?»

Darstellung der Gesteinsabfolge und deren Waserdurchlässigkeit im Untergrund des Standortgebiets Jura Ost. WG = Wirtgestein (Opalinuston). Die blauen Balken rechts markieren die potenziell wasserführenden Schichten. KB = Kalkbankabfolgen in den Effinger Schichten, AK = Arietenkalk, KS = Keupersandsteine. Zur Skala der Gesteinsabfolge: Die Opalinustonschicht ist ca. 100 Meter mächtig. Quelle: Expertenbericht Dr. von Moos AG (2009).
Darstellung der Gesteinsabfolge und deren Waserdurchlässigkeit im Untergrund des Standortgebiets Jura Ost. WG = Wirtgestein (Opalinuston). Die blauen Balken rechts markieren die potenziell wasserführenden Schichten. KB = Kalkbankabfolgen in den Effinger Schichten, AK = Arietenkalk, KS = Keupersandsteine. Zur Skala der Gesteinsabfolge: Die Opalinustonschicht ist ca. 100 Meter mächtig. Quelle: Expertenbericht Dr. von Moos AG (2009).

 

Die Abtragung von Gesteinen und Böden wird in der Geologie als Erosion bezeichnet. Wird Material mechanisch gelockert und in fester Form, zum Beispiel als Kies, Sand oder Ton, transportiert, spricht man von physikalischer Erosion. Bei der chemischen Erosion wird das Gestein hingegen durch chemische Prozesse aufgelöst und in gelöster Form transportiert. Beide Erosionsarten führen zur Umlagerung von Material, d. h. durch den Transport eines Stoffes von einem Ort zu einem anderen. Physikalische Erosionsprozesse können daher fast ausschliesslich an der Erdoberfläche stattfinden, da nur dort ein Transportmedium (fliessendes Wasser sowie Eis oder Wind) und «freier Platz» zur Ablagerung vorhanden sind. Suffosion, auch als Ausschwemmung oder innere Erosion bezeichnet, ist ein Prozess der in Böden oder in der Nähe von Quellen und bei Brunnenbauwerken beobachtet werden kann. Fliesst Wasser aus einer Schicht in eine andere, hydraulisch durchlässigere Schicht, kann durch den Strömungsdruck des fliessenden Wassers Material transportieren werden. Bei nachlassender Strömungsenergie setzt sich das Material im freien Porenraum der durchlässigeren Schicht wieder ab. Im Unterschied zur Erdoberfläche, reicht aber die Strömungsenergie im Untergrund kaum aus, um das Gestein mechanisch aufzulockern. Der Prozess der Suffosion kann daher praktisch nur in nicht-bindigem Material, wie z. B. Boden oder Lockersedimenten, auftreten, nicht aber im Opalinuston oder anderen tonreichen Gesteinen. Chemische Erosion ist für tonreichte Gesteine wie den Opalinuston nicht von Bedeutung, da seine Bestandteile in Wasser nicht löslich sind. Der (von der Fragestellerin beschriebene) Zerfall von Tongesteinen bei Kontakt mit Wasser ist ein rein mechanischer Vorgang und darf nicht mit einer chemischen Löslichkeit verwechselt werden. Salzgesteine und kalkreiche Gesteine können dagegen unter bestimmten Voraussetzungen gelöst werden. In der Geologie wird dieser Prozess als Verkarstung bezeichnet. Aktive Karstphänomene konzentrieren sich auf die Gesteinsschichten oberhalb des Grundwasserspiegels, respektive des Vorflut-Niveaus, d. h. sie betreffen im geologischen Standortgebiet Jura Ost weder den Opalinuston noch die direkt darüber liegenden Gesteine (obere Rahmengesteine, Figur 86-2).

Die ca. 60 m mächtige Passwang-Formation oberhalb des Opalinustons umfasst Tonsteine, Mergel und Kalke. Unter der Passwang-Formation folgt das rund 100 m mächtige Wirtgestein Opalinuston. Es liegt heute in 400 und 500 m Tiefe (ENSI 33/070; NTB 08-04). Berücksichtigt man die natürliche Abtragung der Erdoberfläche mit einer zu erwartenden Geschwindigkeit von 0,1 mm pro Jahr (ENSI 33/070), so wird der Opalinuston nach 1 Million Jahre (Betrachtungszeitraum für hochaktive Abfälle) noch immer 300 bis 400 Meter unter Terrain liegen. Der Opalinuston und seine Rahmengesteine werden somit selbst nach 1 Million Jahren nicht der Erosion an der Erdoberfläche ausgesetzt sein.

Kann trotzdem «fliessendes» Wasser auf den Opalinuston einwirken? Die tonreichen Rahmengesteine und das Wirtgestein des geologischen Standortgebietes Jura Ost haben sich für die Tiefenlagerung als geeignet erwiesen, da sie – neben weiteren positiven Eigenschaften – nur sehr geringe hydraulische Durchlässigkeiten aufweisen. Bei einer für den Opalinuston typischen hydraulischen Durchlässigkeit von 10-12 m/s bewegt sich das Wasser im Opalinuston in 1 Million Jahre nur etwa 30 m weit, was einem Dreissigstelmillimeter pro Jahr entspricht. Im Gegensatz zu tonreichen Gesteinsschichten, können kalkreiche Einheiten im Untergrund höhere hydraulische Durchlässigkeiten von etwa 10-6 m/s aufweisen, was einer Wasserbewegung von etwas weniger als 10 Zentimeter pro Tag entspricht. In Figur 86-2 werden diese sogenannten Tiefenaquifere für das geologischen Standortgebiets Jura Ost aufgeführt. Zu den bedeutendsten gehört der Malm, einzelne Kalkbänke in den Effinger Schichten, die von der Fragestellerin erwähnte Hauptrogenstein-Formation sowie der sehr tief liegende Hauptmuschelkalk (Figur 86-2). In der Hydrogeologie gelten Gesteine mit hydraulischen Durchlässigkeiten von grösser als 10-6 m/s zwar als durchlässig, eine Fliessbewegung, welche man mit dem blossen Auge wahrnehmen könnte, findet dennoch nicht statt. Das Wasser «fliesst» in diesen Gesteinen folglich nicht frei, wie man es von Flüssen und Bächen an der Oberfläche kennt.

Zusammenfassend lässt sich folgern, dass am Kontakt zwischen oberem Rahmengestein (Passwang- Formation) und Wirtgestein (Opalinuston) kein «fliessendes» Wasser vorhanden ist und somit keine Erosion stattfinden kann. Die «Grenze» zwischen Passwang-Formation und Opalinuston besteht in ihrer heutigen Ausbildung seit der Ablagerung der Passwang-Formation vor über 170 Millionen Jahren. Aufgrund der heutigen Tiefenlage von über 400 Metern unter der Erdoberfläche und den dort vorhandenen Gesteinseigenschaften ist in den kommenden 1 Millionen Jahren nicht mit einer Freilegung und folglich auch nicht mit Erosion zu rechnen.

REFERENZEN

ENSI 33/069: Dr. von Moos AG (2009): Standortgebiete: Prüfung der Grundwasserverhältnisse im Hinblick auf die bautechnische Erschliessung, Expertenbericht, Dr. von Moos AG Beratende Geologen und Ingenieure, Zürich. ENSI

ENSI 33/070: : Sicherheitstechnisches Gutachten zum Vorschlag geologischer Standortgebiete, Sachplan geologische Tiefenlager, Etappe 1, Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat, Brugg, 2010.

NTB 08-04: Vorschlag geologischer Standortgebiete für das SMA- und das HAA-Lager – Geologische Grundlagen (Textband & Beilagenband), Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, Nagra Technischer Bericht, Wettingen, 2008.

Beantwortet von swisstopo

Aus den Rahmengesteinen des Opalinustones im Felslabor Mont Terri liegen geologische und geochemische Untersuchungsresultate vor. Es handelt sich um die liegende Staffelegg- und die hangende Passwang-Formationen. Die lithologische Ausbildung dieser Rahmengesteine kann gut mit den Abfolgen am Bözberg verglichen werden, nicht aber mit jenen weiter östlich (die hangenden Rahmengesteine des Zürcher Weinlandes sind deutlich toniger ausgebildet). Die Untersuchungen beziehen sich auf mehrere aus dem Felslabor abgeteufte Bohrungen, u.a. Labormessungen der Chloridkonzentrationen in den Porenwässern durch die Rahmengesteine, aber auch stabile Isotopen, Helium-4 Profile und Tritiummessungen. Die Resultate dieser Untersuchungen zeigen, dass die untersten 15 m der Passwang-Formation tonig ausgebildet sind und molekulare Diffusion der relevante Transportmechanismus ist. Das gleiche gilt für die 50 m mächtige Staffelegg-Formation im Liegenden des Opalinustones, worin erst an der Basis Wasserzuflüsse beobachtet wurden.

In der Mont Terri Antiklinale sind verkarstete Grundwasserleiter im Hauptrogenstein (Passwang-Formation, liegt oberhalb des Opalinustons) und im Arietenkalk (liegt im Lias, unterhalb des Opalinustons) vorhanden. Beide Lithologien sind im Sicherheitsstollen aufgeschlossen, befinden sich oberhalb des Vorfluters mit entsprechenden Karstphänomenen. Die tonhaltigen Rahmengesteine sind aber durch diese Verkarstung nicht beeinflusst worden und es gibt keinerlei Hinweise auf eine entsprechende Erosion der tonigen Rahmengesteine (keine innere Erosion oder Verschiebung der lithologischen Grenzen). Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass ein künftiges Tiefenlager unterhalb des Vorfluter-Niveaus zu liegen kommt.

a)

Im Felslabor Mont Terri wurde der Grenzbereich Opalinuston – Passwang-Formation mit Hilfe der Bohrung BPC-C2 auf den Chemismus des Porenwassers, die Diffusionsprofile und petrophysikalische Parameter hin untersucht. Generell ist der unterste Abschnitt der Passwang-Formation ähnlich wie der Opalinuston ausgebildet. Ca. 15 m oberhalb der Basis wurden diverse Feuchstellen, ohne direkten Wasserzufluss angetroffen. Das auf den ersten 15 m gemessene Chloridprofil ist klar diffusionsbestimmt. Erst ca. 28 m über der Basis wurde ein erster advektiver Wasserzufluss (ca. 1 l/min) registriert. Generell ist der obere Teil der Passwang-Formation wasserführend aber nicht verkarstungsfähig, da zu stark tonig oder vermergelt. In den Sandkalbabfolgen des Brüggli-Members ist eine Verkarstung theoretisch möglich, aber am Mont Terri noch nicht beobachtet worden. Das Sissach-Member ist am Mont Terri tonig ausgebildet, an den pot. Standortgebieten jedoch deutlich karbonatreicher (ENSI 33/124). Im Hauptrogenstein sind lösungserweiterte Hohlräume vorhanden aber im gesättigten Bereich nur minimal ausgebildet und meist stark verlehmt (Bohrung BDS-2).

Die Staffelegg-Formation unterhalb des Opalinustons ist mit 50 m ähnlich mächtig, wie die Passwang-Formation aber noch weitaus toniger ausgebildet. Nur ganz an der Basis dieser Formation liegt das verkarstungsfähige Beggingen-Member (Arietenkalk). Aus diesem Bereich sind auch am Mont Terri grössere Wasserzuflüsse bekannt. Es handelt sich aber im phreatischen Bereich um einen Kluftgrundwasserleiter, der jedoch kaum verkarstet ist. Das Porenwasser aus der Staffelegg-Formation ist durch Mischvorgänge verdünnt worden (Gautschi et al., 1993, Rübel et al., 1999). Dies gilt für den oberen Teil der Staffelegg-Formation. Im untersten Abschnitt, dem Beggingen-Member (früher Gryphitenkalk) wurden tiefe Mineralisierungen und hohe Tritium-Gehalte angetroffen. Im Gryphitenkalk kann advektiver Fluss beobachtet werden (stark schwankende Quellschüttung in der Sicherheitsgalerie des Mont Terri), der stark von den Druckverhältnissen des Bergwasserspiegels abhängt.

Zum Vergleich Mont Terri mit den pot. Standortgebieten:

  1. Passwang-Formation: Der Mont Terri ist vergleichbar mit der faziellen Abfolge am Bözberg. Das Sissach-Member ist am Mont Terri mit 15-20 m Mächtigkeit und am Bözberg mit < 10 m anzugeben. Das Brüggli-Member ist am Mont Terri mit >30 m ebenfalls mächtiger, als am Bözberg mit ca. 20 m (Burkhalter, 1996). Lithologisch sind die beiden Member vergleichbar. Hingegen besteht ein klarer Unterschied zu den pot. Standorten weiter im Osten, z.B. Benken, wo der Wedelsandstein (eine Abfolge von Kalken und Sandkalken) dominiert.
  2. Hauptrogenstein/Klingnau-Formation: Der Mont Terri ist auch hier am ehesten mit dem Bözberg vergleichbar. Am Mont Terri treten im Hauptrogenstein neben der oolithischen Fazies tonige Blagdeni Schichten und koralligene Zonen auf und am Bözberg und im Fricktal tritt am Top Spatkalk auf. Ansonsten ist der Hauptrogenstein generell kalkig ausgebildet und verkarstungsfähig (Keltische Fazies – Karbonatplatform) (Wetzel & Gonzalez, 1996). Weiter gegen Osten hin (östlich der Linie Gansingen-Schinznach) wird der Hauptrogenstein durch die tonig-mergelige Klingnau-Formation (Schwäbische Fazies – Becken) abgelöst, welche als Grundwasserstauer in Erscheinung tritt.

b)

Hauptrogenstein, Sandkalbabfolgen in der Passwang-Formation und der Arietenkalk (Beggingen-Member) sind potentielle Karstgrundwasserleiter. Jedoch müssen die Schichten freigelegt sein oder zumindest über der regionalen Vorflut liegen, damit eine Verkarstung überhaupt erst einsetzten kann. In gewissen Fällen kann Karst auch deutlich unter dem Vorfluterniveau angetroffen werden (ENSI 33/069). Dies kann z.B. bei reaktiviertem Paläokarst an der Tertiär-Malm-Grenze der Fall sein. Die Erfahrung aus Tiefenbohrungen (Jaeggi et al., 2012) zeigt aber, dass diese Paläokarstvorkommen oft nicht mehr aktiv sind, da sie durch Kolmatierung mit Residuallehmen vollständig abgedichtet sind. Unter gewissen Voraussetzungen ist Tiefenkarst infolge von Mischkorrosion z.B. entlang von Bruchzonen denkbar. Die Geschwindigkeit der Verkarstung ist abhängig vom hydraulischen Gradienten, der Durchlässigkeit, der Tieferlegung des Vorfluters und des Grundwasserspiegels (z.B. glaziale Tiefenerosion) und der Löslichkeit der Gesteine, inkl. eventueller Selbstheilung der quellfähigen Tonmineralien.

Am Mont Terri ist der Opalinuston durch 55 m Passwang-Formation überlagert und somit gut geschützt. Die Diffusion ist klar der wesentliche Transportprozess in der Passwang-Formation; auch die kalkigen oder sandigen Abschnitte weisen opalinustonähnliche Porositäten und Durchlässigkeiten auf. Der Grenzbereich Opalinuston/Passwang-Formation wird deshalb auch bei einer massiven Tieferlegung der Vorflut und damit einhergehender stärkeren Verkarstung des Hauptrogensteins nicht unmittelbar beeinflusst. Da das geplante Endlager in einen Tiefenbereich von 600-900 m und damit massiv unter die aktuellen Talsohlen zu liegen kommen wird (unterhalb des Vorflut-Niveaus), ist die Trockenlegung der unmittelbaren Rahmengesteine innerhalb der Lagerperiode extrem unwahrscheinlich und selbst dann würden mächtige tonige Abfolgen in den Rahmengesteinen ausreichend Schutz vor der Verletzung des Opalinustons bieten. Dies gilt auch für die Staffelegg-Formation an der Basis des Opalinustons, wo nur gerade der geringmächtige unterste Teil (Beggingen-Member) kalkig ausgebildet ist.

Referenzen

Burkhalter, R.M., 1996: Die Passwang-Alloformation (Unteres Aalenien bis unteres Bajocien) im zentralen und nördlichen Schweizer Jura, Eclogae geol. Helv. 89/3: 875-934

ENSI 33/069: Dr. von Moos AG (2009): Stand­ort­ge­bie­te: Prü­fung der Grund­was­ser­ver­hält­nis­se im Hin­blick auf die bau­tech­ni­sche Er­schlies­sung, Ex­per­ten­be­richt, Dr. von Moos AG Be­ra­ten­de Geo­lo­gen und In­ge­nieu­re, Zü­rich

ENSI 33/124: Burk­hal­ter R., Bit­ter­li-Dre­her P. (2011): Be­ur­tei­lung der von der Nagra ge­plan­ten Un­ter­su­chun­gen zum Wirt­ge­stein ‘Brau­ner Dog­ger’, Ex­per­ten­be­richt ENSI 33/124.

Rübel, A., Lippmann, J. and Sonntag, Ch., 1999: WS-A Experiment: Profiles of Stable Isotopes and Noble Gases in Pore Water across the Opalinus Clay Formation at Mont Terri, Mont Terri Technical Note TN99-18, August 1999

Gautschi, A., Ross, C., Scholtis, A. , 1993: Porewater groundwater relationships in Jurassic shales and limestones of northern Switzerland. In Manning DAC, Hall PL, Hughes CR (eds) Geochemistry of clay-pore fluid interactions, Mineral Soc Ser 4. Chapman & Hall, London, pp412-422

HSK, 2005: Gutachten zum Entsorgungsnachweis der Nagra für abgebrannte Brennelemente, verglaste hochaktive, sowie langlebige mittelaktive Abfälle (Projekt Opalinuston. Würenlingen)

Jaeggi, D., Müller, P. and Nussbaum, C., 2012: DS (Determination of Stress) Experiment: Report about the drilling activities and the geology/hydrogeology encountered at borehole BDS-5, Mont Terri Technical Report, TR2012-05

Jordan, P., 2007: Sammelprofile der Sedimentgesteine der verschiedenen geologisch-tektonischen Einheiten der Schweiz. Nagra Arbeitsber. NAB 07-35.

Laws, S. et al., 2007: Geologie und Hydrogeologie der Effinger Schichten im Tafeljura und am Jurasüdfuss, NAG 07-28

Lerouge et al., 2011: Mineralogy and geochemistry of cores of the BPC-C2 borehole Mont Terri Rock Laboratory phase II, Final report, Mont Terri Technical Note 2010-05rev, August 2011

Lowe, D.J., 2000: Role of Stratigraphic Elements in Speleogenesis The Speleoinception Concept. in: Klimchouk, A.B. et al. (ED): Speleogenesis Evolution of Karst Aquifers.-National Speleological Society, Huntsville (Alabama, USA): 65-76

Nagra, 2000: Hydrogeologie des Gebietes Lägern Zürcher Weinland, Nagra unpubl. Interner Bericht, Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, Wettingen

Rübel, A.P. et al., 2002: Solute transport in formations of very low permeability: Profiles of stable isotope and dissolved noble gas contents of pore water in the Opalinus Clay, Mont Terri, Switzerland, Geochimica et Cosmochimica Acta, Volume 66, No 8, pp1311-1321

Waber, N. et al., 2011: GD experiment: Analysis of porewater and gas samples collected from BPC-C2 borehole and its extension, Mont Terri Technical Note 2010-25, June 2011

Wetzel, A. & Gonzalez, R. (1996): Stratigraphy and Paleogeography of the Hauptrogenstein and Klingnau Formations (middle Bajocian to late Bathonian), northern Switzerland. Eclogae geol. Helv. 89/2, 695-720

Beantwortet von Nagra

Die Schichtabfolge über dem Opalinuston im geologischen Standortgebiet Jura Ost ist gut bekannt. Wegen der in Etappe 1 des Sachplans Geologische Tiefenlager (SGT) abgeleiteten und von den Behörden in ihrer Beurteilung bestätigten Mindestanforderung bezüglich der Gesteinsüberdeckung eines Tiefenlagers (SMA/HAA) ist ein ‚Wegwaschen‘ des Opalinustons im relevanten Betrachtungszeitraum wegen der darüberliegenden schützenden Gesteinsabfolge nicht möglich.

a)

Die Schichtabfolge über dem Opalinuston im Standortgebiet Jura Ost (vgl. Figur 86-1) ist gut bekannt; es gibt es umfangreiche geologische Beschreibungen und Kartierungen. Die wichtigsten Publikationen und Berichte sind untenstehend aufgelistet. Zwischen dem Opalinuston und der Hauptrogenstein-Formation liegt nicht eine dünne,  sondern eine 4050 m mächtige Wechselfolge von Sandkalken, Tonsteinen und Mergeln (Passwang-Formation).

b)

In Etappe 1 des Sachplans Geologische Tiefenlager wurde von der Nagra eine Mindestanforderung an die Gesteinsüberdeckung eines Tiefenlagers bestimmt, die von den Behörden in ihrer Beurteilung bestätigt wurde. Für ein SMA-Tiefenlager muss die Obergrenze des Opalinustons eine Gesteinsüberdeckung von mindestens 200 m haben, für ein HAA-Tiefenlager mindestens 400 m.

Eine Verkarstung des Hauptrogensteins findet v.a. in Gebieten statt, in welchen er an der Oberfläche aufgeschlossen ist oder zumindest höher liegt als das lokale Entwässerungsnetz (Vorfluter). Wegen den Mindestanforderungen an die Gesteinsüberdeckung eines Tiefenlagers ist der Hauptrogenstein im Umfeld des potenziellen Lagergebiets von weiteren, geringer durchlässigen Schichten überdeckt (v.a. Effinger Schichten), und liegt auch unter dem Vorfluterniveau. Die Verkarstung ist deshalb sehr gering. Zudem liegt zwischen dem Hauptrogenstein und dem Opalinuston die 40 50 m mächtige Passwang-Formation, welche auch tonreiche Schichtfolgen enthält. Ein ‚Wegwaschen‘ des Opalinustons im relevanten Betrachtungszeitraum (100 000 Jahre für SMA, 1 Mio Jahre für HAA) ist wegen der darüberliegenden schützenden Gesteinsabfolge nicht möglich, selbst wenn ein Teil davon erodiert oder abgebaut würde.

Stratigraphisches Sammelprofil des geologischen Standortgebiets Jura Ost (Nagra NTB 10-01, leicht modifiziert und ergänzt). [1] Mindestanforderung SMA-Lager: Top Opalinuston 200 m Gesteinsüberdeckung, [2] Mindestandforderung HAA-Lager: 400 m.
Stratigraphisches Sammelprofil des geologischen Standortgebiets Jura Ost (Nagra NTB 10-01, leicht modifiziert und ergänzt). [1] Mindestanforderung SMA-Lager: Top Opalinuston 200 m Gesteinsüberdeckung, [2] Mindestandforderung HAA-Lager: 400 m.

Wichtigste Referenzen

Geologischer Atlas der Schweiz 1:25 000, Blätter Frick-Laufenburg, Aarau und Baden (mit Erläuterungen)

Burkhalter, R.M. (1996): Die Passwang-Alloformation (Unteres Aalenien bis unteres Bajocien) im zentralen und nördlichen Schweizer Jura, Eclogae geol. Helv. 89/3: 875-934

Naef, H. (2008): Stratigraphie, Mächtigkeit und Lithofazies der mesozoischen Formationen in der Nordschweiz – Eine Kompilation von Bohrungen, Übersichts- und Aufschlussprofilen. Nagra Arbeitsbericht NAB 06-26

Bläsi, H.R. et al. (2013): Sedimentologie und Stratigraphie des ‚Braunen Dogger‘. Nagra Arbeitsbericht NAB 12-51