Die HSK hat in Ihrem Gutachten zum Entsorgungsnachweis zu diesem Punkt Stellung genommen (Kapitel 2.5 des Gutachtens). Die Prognose zukünftiger Hebungen im Zürcher Weinland wird auf der Basis eines geodynamischen Konzeptes gemacht. Die Nagra hat dazu eine umfassende Dokumentation abgeliefert, in der die vorhandenen Erkenntnisse und eigene Untersuchungsresultate zu einem Gesamtbild verarbeitet wurden (Kapitel 8.3 im NTB 02-03). HSK und KNE haben zusätzlich diese Fragestellung mit zwei Studien vertieftabgeklärt (Expertenbericht Prof. A. Steck, HSK 35/98 und Expertenbericht Prof. A. G. Milnes, HSK 35/96). Die Synthese der Nagra bildet nach Einschätzung von HSK und KNE eine gute Grundlage zur Beurteilung der zukünftigen geodynamischen Prozesse.
Die Hebungen und Absenkungen des Zürcher Weinlandes sind mit der alpinen Gebirgsbildung verknüpft. Prognosen des zukünftigen Geschehens erfordern deshalb eine Einschätzung der zukünftigen Entwicklung im Alpenorogen. Diese Vorgänge wurden intensiv untersucht, aber es konnte sich bis heute keine einheitliche Meinung ausbilden, ob die Gebirgsbildung andauert oder ob sie abgeschlossen ist. Dies ist auch aus den Expertenberichten herauszulesen, indem die beiden Experten zu diesem Punkt teilweise gegensätzliche Meinungen vertreten. Prof. Steck ist der Ansicht, dass die kompressive Kontinentalkollision heute im wesentlichen abgeschlossen sei, die heutigen Hebungen seien Ausdruck der tertiären Krustenverdickung und einer daraus folgenden isostatischen Ausgleichsbewegung im Gebiet der Alpen. Prof. Milnes wertet demgegenüber den Unterschied des Stressregimes im Opalinuston der Bohrung Benken im Vergleich zum regionalen Stressfeld als Hinweis auf ein mögliches Andauern des Fernschubes. Die Nagra hat dieser Unsicherheit Rechnung getragen, indem sie den Erosionsszenarien im Zürcher Weinland das Modell eines andauernden Fernschubes zugrunde legte, weil dieses schwerwiegendere Konsequenzen für das Tiefenlager hätte. Die HSK beurteilt in ihrem Gutachten diese Wahl als vernünftig, hält aber dazu fest, dass bei beiden Modellen im Gebiet des Zürcher Weinlandes Hebungen ähnlicher Grössenordnung zu erwarten sind.
Die alpine Gebirgsbildung ist ein Vorgang, der sich über sehr lange Zeiträume erstreckt. Die damit verbundenen Hebungen und Absenkungen gehen darum ausserordentlich langsam vonstatten. Es ist gelungen mit unterschiedlichen Methoden die Hebungsraten über unterschiedlich lange Zeiträume zu bestimmen respektive Mittelwerte zu abzuschätzen. Es zeigt sich dabei, dass die Hebungsraten des Alpenvorlandes immer ähnlicher Grössenordnung waren. Sie sind bestimmt von grossräumigen Umgestaltungen der Erdkruste und des Erdmantels im Rahmen plattentektonischer Vörgänge. Diese Plattenbewegungen sind sehr langsam und träge, die Änderungen die sie bewirken werden erst in geologischen Zeiträumen erkennbar. Aus der Sicht des Entsorgungsnachweises ist darum der Schluss korrekt, dass auch die zukünftigen Bewegungsabläufe im Zürcher Weinland mit vergleichbaren Bewegungsraten weiterlaufen werden.