Die angesprochene deutsche Studie (KiKK ) stellt zwar ein statistisch signifikant erhöhtes Krebs- und Leukämierisiko für Kinder fest, die in einem Abstand von weniger als 5 km zu einem Kernkraftwerk wohnen. Wodurch dieses Risiko entsteht, kann die Studie aber nicht erklären, da die errechneten Dosen durch Direktstrahlung und/oder Abgaben viel zu tief sind, um Krebs- oder Leukämie zu verursachen. Für jemanden, der 50 Jahre in diesem fünf Kilometer Umkreis lebt, akkumuliert sich eine Dosis zwischen 0,000002 und 0,0003 mSv! Dies ist nur ein Bruchteil der jährlichen natürlichen Belastung von rund 1.5 mSv. Bei Dosen unter 1 mSv kann man zwar mit Annahmen Risiken berechnen, allfällig hervorgerufene Auswirkungen sind aber aufgrund vieler anderer Einflüsse nicht direkt messbar.
Die Studie berücksichtigte kein Tiefenlager. Bei einem verschlossenen Tiefenlager ist die Direktstrahlung aufgrund der Abschirmung durch die Gesteinsschichten vernachlässigbar. Dosen könnten höchstens durch aus dem Tiefenlager stammende Radionuklide entstehen, die in die Biosphäre gelangen. Die gesetzlichen Auflagen bestimmen, dass diese allfällig entstehenden Dosen höchstens ein Bruchteil der jährlichen natürlichen Dosis sein dürfen.
Die CANUPIS-Studie des Bundes wird sich auf die Kernkraftwerke der Schweiz beschränken. Resultate sind nicht vor Mitte 2010 zu erwarten.
Für die Ermittlung der langjährigen Risiken und der Folgedosen, die in der Praxis häufig für einen Zeitraum von 50 Jahren berechnet oder geschätzt werden, ist die komplexe Durchmischung einer Population zu beachten, die sich auch zeitlich verändert und die Risiken beeinflusst. So wird ein Kleinkind, das im Vergleich zu Erwachsenen deutlich strahlenempfindlicher ist, mit den Jahren ebenfalls weniger strahlenempfindlich. Gleichzeitig wird es aber wiederum weitere Kleinkinder geben, die die Strahlenempfindlichkeit der Population wieder erhöhen können.
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass nur sehr wenige konkrete Fakten über die Entstehung von Leukämie bei Kindern bekannt sind. Man stützt sich gegenwärtig auf Hypothesen, zu denen aber noch keine konkreten biologischen oder medizinischen Daten vorliegen. So vermuten die Fachleute, dass die kindliche Leukämie auch durch Viren verursacht werden kann.