KKB: Geschlossener Druckschieber im Notspeisewassersystem

Betroffenes Werk / Titel

KKW Beznau Block 2: Geschlossener Druckschieber im Notspeisewassersystem

Datum / Zeit

3. September 2016, 14:15 Uhr

Sachverhalt

Am 3. September 2016 stellte ein Operateur fest, dass der Druckschieber nach der Notspeisewasserpumpe fälschlicherweise geschlossen war. Dadurch wäre das Notspeisewassersystem im Anforderungsfall nicht für eine automatische Einspeisung verfügbar gewesen. Der Druckschieber hätte aber nach Erkennen der Fehlstellung jederzeit manuell geöffnet werden können.

Das Notspeisewassersystem speist sekundärseitig Wasser in die Dampferzeuger. Es steht bei einem Ausfall des Hauptspeisewassersystems für die Wärmeabfuhr aus dem Reaktor zur Verfügung. Das Hilfs- und das Notstandspeisewassersystem sind zwei weitere Systeme zur Dampferzeugerbespeisung bei nicht verfügbarem Hauptspeisewasser.

Ursache für die falsche Stellung des Druckschiebers war die fehlende Anweisung in einer Routinevorschrift für eine Reaktorschutzprüfung, den Schieber nach Abschluss der Prüfung wieder zu öffnen. Daher blieb der Schieber nach der Prüfung vom 14. August 2016 geschlossen. Die betroffene Vorschrift war im Rahmen der Nachrüstung der neuen Notstromversorgung (Projekt AUTANOVE) neu verfasst worden.

Während der Nichtverfügbarkeit des Notspeisewassersystems waren Haupt-, Hilfs- und Notstandspeisewassersystem gemäss den im jeweiligen Anlagezustand massgeblichen Vorgaben der Technischen Spezifikation betriebsbereit. Bei einem kombinierten Ausfall dieser drei Systeme wäre die Wärmeabfuhr durch die Bespeisung der Dampferzeuger mit Notspeisewasser aus dem Block 1 oder mittels Feuerwehrpumpen möglich gewesen.

Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)

INES: unterhalb des Skala

Massnahmen des Betreibers

Der Druckschieber wurde umgehend geöffnet, so dass das Notspeisewassersystem innerhalb der von der Technischen Spezifikation gesetzten Frist wieder verfügbar war.

Die mangelhafte Vorschrift wurde ergänzt. Ebenso wurde die übergeordnete Vorgabe zur Erstellung von Routinevorschriften angepasst, um sicherzustellen, dass die Routinevorschriften verlangen, während Tests veränderte Komponentenstellungen nach Testabschluss rückgängig zu machen.

Massnahmen des ENSI

Die vom KKB getroffenen Massnahmen erachtet das ENSI als ausreichend und erhebt daher keine Forderungen.

Beurteilung durch das ENSI

In der Zeit, in der das Notspeisewassersystem nicht verfügbar war, waren die übrigen Einspeisesysteme für die Dampferzeuger dem jeweiligen Anlagezustand entsprechend entweder in Betrieb oder betriebsbereit. Wäre es zu einem Ausfall eines weiteren Einspeisesystems gekommen, so hätten gemäss der Technischen Spezifikation für die Wiederherstellung der Betriebsbereitschaft im ungünstigsten Fall (Ausfall des Notstandspeisewassersystems) 24 Stunden zur Verfügung gestanden.

Das Vorkommnis hatte eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit.

Kriterien für die Aufschaltung auf der ENSI-Website

Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt

Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend: INES-Stufe 1 oder höher, Auslösung von Sicherheitssystemen, Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt, Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv.

Aktualisierung: 6. April 2017