KKW Gösgen: Start von zwei Dieselpumpen der zweiten Wasserfassung infolge starker Niederschläge

Betroffenes Werk / Titel

KKW Gösgen: Start von zwei Dieselpumpen in der zweiten Wasserfassung infolge starker Niederschläge

Datum / Zeit

07. Mai 2023 / 22:39 Uhr

Sachverhalt

Die Versorgung mit Kühlwasser erfolgt beim Kernkraftwerk (KKW) Gösgen aus der Aare. Siebtrommeln sorgen bei der ersten Wasserfassung dafür, dass kein Treibgut und kein anderes Material (Sedimente) aus dem Fluss in das KKW Gösgen gelangen. Nach starken lokalen Niederschlägen am 7. Mai 2023 führte die Aare viel Treibgut und Sedimente, weshalb die Siebtrommeln automatisch auf Reinigungsmodus umgeschaltet wurden. Der vorprogrammierte Ablauf umfasste einen einmütigen Stillstand, gefolgt von einem Dauerbetrieb der Siebtrommeln. Der Stillstand führte aufgrund der zähen und klebrigen Konsistenz des anfallenden biologischen Materials dazu, dass sich die Siebtrommeln zusetzten und weniger Wasser durchliessen. In der Folge wurden am 7. Mai 2023 um 22.39 Uhr auslegungsgemäss und automatisch die beiden Dieselpumpen der zweiten Wasserfassung gestartet. Damit wurde die Kühlwasserversorgung des KKW Gösgen unterbrechungslos gewährleistet.

Der Start der Dieselpumpen entlastete den Druck auf die Siebtrommeln und begünstigte damit ihre automatisch ablaufende Reinigung. Nach einigen Minuten konnten die Dieselpumpen wieder abgestellt werden.

Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)

INES: 0

Massnahmen des Betreibers

Das KKW Gösgen leitet aus dem Vorkommnis sieben Folgemassnahmen ab:

  1. Programmierung einer Hysteresefunktion für den Automatikbetrieb (Niveaudifferenz) und die Siebgeschwindigkeit (schnell/langsam), einstellbar am Bedienpanel,
  2. Optimierungen an der Ablaufsteuerung,
  3. Überarbeitung der Schichtanweisung,
  4. Aufarbeitung des Vorkommnisses im Rahmen der Wiederholungsschulung,
  5. Wiederholung eines Self-Assessment,
  6. Überprüfung der Nachkühlketten, respektive der Kühlstellen und
  7. eine Analyse der Geschwemmselproben.

Massnahmen des ENSI

Das ENSI erhebt keine Forderungen.

Beurteilung durch das ENSI

Das KKW Gösgen reagierte mit dem automatischen Start der Dieselpumpen der zweiten Wasserfassung gemäss Auslegung. Das Vorkommnis hatte eine geringe sicherheitstechnische Bedeutung. Die Kühlwasserversorgung und weitere Sicherheitsfunktionen waren zu jedem Zeitpunkt gewährleistet und die Schutzziele wurden vollumfänglich eingehalten. Durch das Vorkommnis traten keine unzulässigen Auswirkungen auf andere Systeme auf.

Das ENSI bewertet die Massnahmen des KKW Gösgen als zielführend, sinnvoll und sicherheitsgerichtet.

Kriterium für die Aufschaltung auf der ENSI-Website

  • Auslösen eines Sicherheitssystems

Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:

  • INES-Stufe 1 oder höher,
  • Auslösen von Sicherheitssystemen,
  • Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt,
  • Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv.