KKW Beznau: ENSI stellt Forderungen im Hinblick auf den Langzeitbetrieb

Das KKW Beznau wurde im Beurteilungszeitraum 2012 bis 2016 mit der notwendigen Sorgfalt betrieben und war sicherheitstechnisch auf einem guten Niveau. Trotzdem stellte das ENSI im Rahmen seiner Stellungnahme zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) des KKW Beznau Verbesserungspotenzial fest und formulierte verschiedene Forderungen. Bei diesen Forderungen geht es insbesondere darum, die Sicherheit auch im Langzeitbetrieb zu gewährleisten.

Die Sicherheitstechnische Stellungnahme des ENSI zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) umfasst den Beurteilungszeitraum von 2012 bis 2016. Im Gegensatz zur letzten PSÜ beinhaltet die vorliegende PSÜ zusätzlich einen Sicherheitsnachweis für den Langzeitbetrieb von bis zu 60 Jahren. Grund dafür sind die Änderungen an der Kernenergieverordnung sowie an der Richtlinie ENSI-A03 zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken.

Ablauf und Inhalte einer PSÜ

Alle zehn Jahre muss der Inhaber einer Betriebsbewilligung für ein Kernkraftwerk eine umfassende Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) durchführen. Ziel ist die ganzheitliche sicherheitstechnische Beurteilung des Kernkraftwerks durch den Betreiber. Konkret umfasst eine PSÜ die sicherheitstechnische Bewertung folgender Themen:

  • Übersicht über die Anlage
  • Betriebsführung und Betriebsverhalten
  • Sicherheitsrelevante Anlagenteile
  • Alterungsüberwachung
  • Deterministische und probabilistische Sicherheitsanalysen
  • Organisation und Personal
  • Notfallvorsorge und Notfallmanagement
  • Sicherheitsnachweis für den Langzeitbetrieb

Zu jeder PSÜ verfasst das ENSI eine ausführliche Stellungnahme. Als Beurteilungsgrundlagen dienen das gültige Regelwerk, die Erfahrung und der Stand von Wissenschaft und Technik sowie der Nachrüstungstechnik.

In der vorliegenden Stellungnahme werden die bis Ende September 2021 termingerecht eingereichten deterministischen Nachweise zur Beherrschung der Erdbebengefährdung ENSI-2015 nicht berücksichtigt. Diese liegen ausserhalb der Beurteilungsperiode und werden derzeit separat bearbeitet.

Forderungen im Hinblick auf den Langzeitbetrieb

In verschiedenen Bereichen ist das KKW Beznau auf einem sehr guten sicherheitstechnischen Niveau; namentlich beim Strahlenschutz und bei der Notfallvorsorge. Generell war das KKW Beznau dank diversen bereits durchgeführten Nachrüstungen und einer guten Betriebsführung im Beurteilungszeitraum trotz seines Alters in einem guten Zustand.

«Die vom ENSI darüber hinaus geforderten Untersuchungen und Nachrüstungen leisten einen Beitrag zur weiteren Erhöhung des Sicherheitsniveaus des KKW Beznau», sagt Ralph Schulz, Leiter des Fachbereichs Sicherheitsanalysen und Verantwortlicher für die Stellungnahme zur PSÜ des KKW Beznau. «So wird sichergestellt, dass der Stand der Nachrüstungstechnik und damit das Sicherheitsniveau erreicht wird, das für einen Langzeitbetrieb von bis zu 60 Jahren erforderlich ist.»

Die Forderungen des ENSI im Detail

Die Forderungen des ENSI ergeben sich einerseits im Hinblick auf den Langzeitbetrieb und andererseits aus der erstmalig durchgeführten Konformitätsprüfung. Eine vollständige Auflistung aller Forderungen des ENSI findet sich im Kapitel 11.3 der ENSI-Stellungnahme zur PSÜ 2017.

Konformitätsüberprüfung

Das KKW Beznau hat im Rahmen der vorliegenden PSÜ erstmals eine Konformitätsprüfung durchgeführt. Da die Anforderungen an die Dokumentation früher weniger hoch waren als heute, zog die Konformitätsprüfung zahlreiche technische Überprüfungen nach sich. Wenn beispielsweise die Unterlagen zu einem verwendeten Material lückenhaft sind, muss das Material im Rahmen einer Materialprüfung getestet werden. In der Folge hat das ENSI umfangreiche Nachweise zur Funktion, zur Standsicherheit wie auch zur Integrität gefordert. Diese Nachweise stellen aus Sicht des ENSI eine wesentliche Grundlage für den vom ENSI geforderten Erdbebennachweis dar.

Nachrüstungen im Hinblick auf den Langzeitbetrieb

In einzelnen Aspekten entspricht das ursprüngliche Anlagendesign des KKW Beznau nicht mehr dem Stand der Technik. Diesbezüglich hat das Werk in der Vergangenheit bereits diverse, teilweise sehr umfangreiche, Nachrüstungen durchgeführt. Darüber hinaus stellt das ENSI im Rahmen der aktuellen PSÜ unter anderem folgende zwei Forderungen:

  • Rückhaltung von organischem Iod: Gemäss Forderung des ENSI müssen mindestens 90 % des organischen Iods zurückgehalten werden können. Das KKW Beznau hat zu prüfen, ob dies bei der gefilterten Druckentlastung gewährleistet ist oder ob diesbezüglich Nachrüstungen notwendig sind.
  • Frischdampfabblasestation: Das KKW Beznau muss den internationalen Stand der Nachrüstungstechnik hinsichtlich des Brandschutzes und der Erdbebensicherheit der Frischdampfabblasestation aufzeigen. Insbesondere geht es dabei um das Ölversorgungssystem und um Abblaseventile. Zudem muss das KKW Beznau untersuchen, wie die Frischdampfabblasestation an den internationalen Stand der Technik herangeführt werden kann.

Die letzte Stellungnahme zur PSÜ des KKW Beznau von 2002 bis 2011 hat das ENSI 2016 abgeschlossen. Der Beurteilungszeitraum vom 1. Januar 2012 bis 31. Dezember 2016 der vorliegenden PSÜ umfasst nun lediglich fünf anstelle der üblichen zehn Jahre. Grund dafür ist der Sicherheitsnachweis für den Langzeitbetrieb, welcher aufgrund des Alters der Anlage bis Ende Juni 2018 eingereicht werden musste. Um die Berichte zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung und die Unterlagen für den Langzeitbetriebsnachweis zeitlich zu synchronisieren, reichte das KKW Beznau bereits vor dem Ablauf von zehn Jahren eine weitere PSÜ ein.