Aufsichtsbericht 2022: Kernanlagen erfüllten Sicherheits- und Strahlenschutzvorgaben

Das ENSI beurteilt den sicherheitstechnischen Zustand der Kernkraftwerke für das Jahr 2022 als gut. Beim Betrieb der Schweizer Kernanlagen wurden die gesetzlichen Anforderungen an die nukleare Sicherheit eingehalten. Zu diesem Ergebnis kommt das ENSI im Aufsichtsbericht 2022.

Der Schutz der Bevölkerung und des Personals vor radioaktiver Strahlung war zu jeder Zeit gewährleistet. Die Kernkraftwerke meldeten 27 Vorkommnisse, die das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI alle der Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zuordnete. Sie hatten somit eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Im Jahr 2022 kam es zu einer Reaktorschnellabschaltung: Am 7. Oktober wurde der Reaktor des Kernkraftwerks Beznau 2 aufgrund einer technischen Störung im Turbinenbereich automatisch abgeschaltet. Das Kernkraftwerk Leibstadt meldete am 25. September aufgrund einer Turbinenabschaltung einen kurzen Unterbruch des Leistungsbetriebs. Der Brennelementwechsel im Kernkraftwerk Beznau 2 und die Revisionsstillstände in den anderen Schweizer Kernkraftwerken führten zu geplanten Unterbrüchen des Leistungsbetriebs.

Abtransport der Brennelemente ins Zwischenlager

Das Kernkraftwerk Mühleberg befindet sich in der Phase I der Stilllegung. Sie wird andauern, bis die letzten Brennelemente abtransportiert sind. Ende 2022 befanden sich noch 215 Brennelemente und 108 Steuerstäbe im Brennelement-Lagerbecken in Mühleberg. Im Berichtsjahr fanden vier Brennelement-Transportkampagnen statt. Insgesamt wurden 203 Brennelemente zunächst in das Zentrale Zwischenlager der Zwilag in Würenlingen transportiert und später für die Zwischenlagerung in vier Transport- und Lagerbehälter umgeladen.

Nagra favorisiert den Tiefenlagerstandort Stadel

Die in der Schweiz anfallenden radioaktiven Abfälle sollen nach der Zwischenlagerung dauerhaft in einem geologischen Tiefenlager verwahrt werden. Im Rahmen des Sachplanverfahrens geologische Tiefenlager läuft in der Schweiz seit 14 Jahren die entsprechende Standortsuche. Im September 2022 kündigte die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) an, dass sie ein geologisches Tiefenlager für alle radioaktiven Abfälle im Standortgebiet Nördlich Lägern in Stadel (Kanton Zürich) favorisiert. Die Verpackungsanlage für hochaktive Abfälle soll am Standort des Zentralen Zwischenlagers in Würenlingen zu stehen kommen. Voraussichtlich gegen Ende 2024 wird die Nagra die entsprechenden Rahmenbewilligungsgesuche einreichen, die das ENSI prüfen wird. Das Tiefenlager wird als Kernanlage der Aufsicht des ENSI unterstellt sein.