KKW Beznau 2: Automatische Reaktorschnellabschaltung am 7. Oktober 2022
Betroffenes Werk / Titel
KKW Beznau 2: Turbinenschnellabschaltung mit anschliessender Reaktorschnellabschaltung
Datum / Zeit
07. Oktober 2022 / 09:06 Uhr
Sachverhalt
Am 7. Oktober 2022 sprach fälschlicherweise im Kernkraftwerk Beznau 2 während einer Prüfung an einer der beiden Turbogruppen im nicht-nuklearen Teil der Anlage um 08:52 Uhr die Schwingungsüberwachung an. Dies hatte zunächst eine Turbinenschnellabschaltung zur Folge, woraufhin die Reaktorleistung automatisch auf 50 % reduziert wurde. Die nicht betroffene Turbogruppe blieb bis auf Weiteres in Betrieb.
Die Betriebsmannschaft erkannte, dass das Niveau in einem der beiden Dampferzeuger eine Abweichung aufwies. Das entsprechende Niveau ist wichtig, damit ausreichend Wärme aus dem Primärkreis abgeführt werden kann. Die automatische Regelung zur Bespeisung der Dampferzeuger wurde wegen eines stark steigenden Niveaus auf Handbetrieb umgeschaltet. In der Folge wurde dann wegen eines zu hohen Niveaus an einem der Dampferzeuger um 09:06 Uhr automatisch eine Reaktorschnellabschaltung ausgelöst.
Die Anlage befand sich in einem sicheren Zustand. Die Störung wurde analysiert und die Überwachungssensoren vorsorglich ausgetauscht. Am Abend wurde die Anlage wieder angefahren.
Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)
INES: 0
Massnahmen des Betreibers
Neben der sofort durchgeführten Störungsanalyse und -behebung geht das KKW Beznau (KKB) der genauen Vorkommnisursache in weiteren Abklärungen nach: Der ausgebaute Sensor, der an der fehlerhaft ausgelösten Turbinenabschaltung beteiligt war, wird untersucht und es wird geprüft, wie das Risiko einer solchen Fehlauslösung vermindert werden kann. Ausserdem analysiert das KKB das Verhalten der Füllstandregelung im Dampferzeuger bei abweichenden Anlagebedingungen vertieft, um Optimierungspotenzial zu identifizieren. Wie sich die Regelung unter verschiedenen Bedingungen verhält, wird Thema einer Wiederholungsschulung am Simulator sein.
Massnahmen des ENSI
Das ENSI beurteilt die vom KKB getroffenen Massnahmen als zielführend. Die Ergebnisse der weiteren Untersuchung sind dem ENSI vorzulegen. Das ENSI erwartet zusätzlich eine vertiefende Analyse des Vorkommnisses – vom auslösenden Ereignis bis zum Wiederanfahren. Insbesondere sind darin die beim Ereignis getroffenen Entscheidungen zu prüfen und eine sicherheitstechnische Beurteilung der Niveauregelung im Handbetrieb zu berücksichtigen.
Beurteilung durch das ENSI
Die Anlage reagierte mit der automatischen Abschaltung sowohl der Turbinen als auch des Reaktors gemäss Auslegung. Das Vorkommnis hatte eine geringe sicherheitstechnische Bedeutung. Die Sicherheitsfunktionen waren zu jedem Zeitpunkt gewährleistet und die Schutzziele wurden vollumfänglich eingehalten. Durch das Vorkommnis traten keine unzulässigen Auswirkungen auf andere Systeme auf.
Kriterium für die Aufschaltung auf der ENSI-Website
- Auslösen eines Sicherheitssystems
Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:
- INES-Stufe 1 oder höher,
- Auslösen von Sicherheitssystemen,
- Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt,
- Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv.