ENSI-Strahlenschutzseminar 2023: Fachleute diskutierten Anforderungen an Ausbildungen im Strahlenschutz

Am 20. November 2023 führte das ENSI in Brugg zum vierten Mal ein Strahlenschutzseminar durch. Fachleute aus der Schweiz und aus Deutschland diskutierten über Anforderungen und Möglichkeiten von Ausbildungen im Strahlenschutz.

Das ENSI-Strahlenschutzseminar fand am 20. November 2023 zum vierten Mal statt. Das Thema war dieses Mal «Ausbildungen im Strahlenschutz». Das Strahlenschutzseminar des ENSI findet jährlich statt und dient als Plattform für den Austausch zwischen den Strahlenschutzfachkräften der Schweiz  zu aktuellen Themen. Teilgenommen haben dieses Jahr Strahlenschutzexperten der Schweizer Kernanlagen, der Suva, der IHK Nordschwarzwald sowie des ENSI.

Die Arbeit in Kernanlagen ist anspruchsvoll. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an potenzielle Mitarbeitende sowohl bezüglich ihrer Ausbildung als auch ihrer Bereitschaft zur Fortbildung. Die Ausbildung zum Pikett-Ingenieur in einem Kernkraftwerk (KKW) dauert beispielsweise durchschnittlich acht Jahre. Zusätzlich sind anlagenspezifische Kenntnisse notwendig, weshalb Fachkräfte nicht einfach von einer Anlage zu einer anderen wechseln können. Speziell im Hinblick auf einen geplanten Langzeitbetrieb sind die KKW auf gut ausgebildetes Personal angewiesen.

PSI und Suva präsentierten ihre Strahlenschutzausbildungen

Die beiden grössten Anbieter von Aus- und Fortbildungen im Strahlenschutz in der Schweiz sind das Paul Scherrer Institut (PSI) sowie die Suva, wobei nur das PSI auch Ausbildungen für den Aufsichtsbereich des ENSI anbietet. Das ENSI fungiert als Aufsichtsorgan. Es regelt die Anforderungen zur Anerkennung von Aus- und Fortbildungen und kann selbst entsprechende Kurse anerkennen. Beispielsweise müssen angehende Strahlenschutzsachverständige einen vom ENSI anerkannten Kurs absolvieren.

Maya Keller, Expertin des PSI-Bildungszentrums, informierte die Teilnehmer über das Ausbildungsangebot des PSI. Stefan Buechi, Strahlenschutzexperte der Suva, gab eine Übersicht über die Strahlenschutzausbildungen der Suva. So erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen guten Überblick über die aktuelle Ausbildungssituation.

Für das ENSI präsentierte Strahlenschutz-Fachexperte Clemens Glombitza die rechtlichen Anforderungen und Vorgaben in Form einer Zusammenfassung der Richtlinie ENSI-B13 «Ausbildung und Fortbildung des Strahlenschutzpersonals». Er sprach ebenfalls über die Anerkennung ausländischer Ausbildungen in der Schweiz.

Bedarf an ausländischen Strahlenschutzfachleuten während der Jahresrevisionen

Um einen Vergleich der Ausbildungssituation mit dem Ausland zu haben, referierte Heiko Knappschneider, Strahlenschutz-Experte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald, über die Strahlenschutzausbildung in Deutschland. Die Ausbildungssituation in Deutschland ist für die Schweiz von grossem Interesse, da vor allem während der Jahresrevisionen der KKW die Nachfrage nach Strahlenschutzfachkräften besonders gross ist und nicht allein durch schweizerisches Personal abgedeckt werden kann. Speziell für Fachkräfte mit Ausbildung durch die IHK wird in der Schweiz ein sogenannter «Delta-Kurs» angeboten, welcher die gesetzlichen Grundlagen und spezifische Anlagenkenntnisse vermittelt und so den Einsatz deutscher Strahlenschutzfachkräfte ermöglicht.

Ein Teil des Seminars war der Methodik und Auftrittskompetenz gewidmet: mit einem Impulsreferat einer eidgenössisch anerkannten Ausbildnerin, Frau Claudia Godenzi, konnten sich die Teilnehmenden die Grundprinzipien für eine erfolgreiche Ausbildungsveranstaltung vergegenwärtigen.

Die Diskussion unter den Teilnehmenden zeigte, dass Fachkräftemangel und Kompetenzerhalt als künftige Herausforderungen angesehen werden. Der Austausch im Rahmen des Seminars bestätigte weiter die Wichtigkeit von guten Aus- und Fortbildungen. Diese bringen qualifizierte und kompetente Fachkräfte hervor, was wiederum die Sicherheit von Kernanlagen stärkt.