Bereits in ihrer Stellungnahme von 1995 zum Sondiergesuch für die Bohrung Benken bestätigte die KNE: „Die in den Bohrungen bestimmten physikalisch–chemischen Eigenschaften können im einheitlichen, in einem ruhigen marinen Ablagerungsmilieu gebildeten Tongestein gut extrapoliert werden.“ Das Ergebnis der dann 1998 erfolgten geophysikalischen Verknüpfung der Bohrung Benken mit der 3D-Seismik im Zürcher Weinland ist seit dem Jahr 2000 im Nagra-Bulletin 33 (S. 30) einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Das darauf basierende Verfahren zur räumlichen Extrapolation der Bohrbefunde wurde ausführlich in den Untersuchungsberichten der Bohrung Benken (NTB 00-01, S. 247) und der 3D-Seismik (Birkhäuser et al. 2001, NTB 00-03, S. 106-138) beschrieben und schliesslich im Bericht zur Geosynthese (NTB 02-03, S. 171-177) zusammenfassend dokumentiert.
Generell ist festzuhalten, dass sich die Lithologie eines Tongesteins, das als Sediment in einem ausgedehnten, weiträumig kaum variierenden marinen Milieu entstanden ist, lateral entsprechend wenig ändert. Das bedeutet, dass bereits auf der Grundlage eines weitmaschigen Netzes von Sondierbohrungen beruhende, lokale Prognosen recht zuverlässig sind. Daher waren die regionalen lithostratigraphischen und petrophysikalischen Verhältnisse der mesozoischen Schichtreihe im Raum der Nordschweiz bereits vor dem Abteufen der Bohrung Benken gut bekannt; diese Kenntnisse stützten sich auf 16 Bohrungen (einschliesslich dem angrenzenden Süddeutschland) sowie ihre weiträumige Verknüpfung mit 2D-seismischen Profilen (vgl. NTB 02-03, Beilage 3.2-5) und ergänzenden Feldaufnahmen, v.a. in Tongruben und Tunnels (z.B. Mont Terri). Die darauf basierende geologische Prognose für die Bohrung Benken konnte denn auch durch den Bohrbefund weitestgehend bestätigt werden.
Die gute Übereinstimmung zwischen den unabhängig voneinander in der Bohrung Benken und mit der 3D-Seismik gemessenen geophysikalischen Datensätzen (NTB 02-03, Fig. 4.3- 2, S. 173) ermöglicht eine weitgehende Übertragung von Erkenntnissen aus der Sondierbohrung auf den seismisch erfassten Bereich. Dies betrifft sowohl die räumliche Lage der wichtigen Gesteinseinheiten als auch die lithostratigraphische Interpretation des Reflexionsbildes. Mit einem in der Erdöl- und Erdgasprospektion weltweit routinemässig, erfolgreich und mithin gewinnbringend eingesetzten seismischen Modellierverfahren wurde der lithostratigraphische Befund am Bohrstandort Benken lateral in das 3D-seismisch erfasste Gebiet extrapoliert.
Der hochauflösende Datensatz dieser 3D-Seismik erlaubt eine detaillierte Untersuchung der kleinräumigen lateralen lithologischen Variabilität. Die seismische Modellierung (im Intervall Gipskeuper bis Effinger Schichten) bestätigt die auf regionaler Analyse beruhende Prognose geringer lateraler Änderungen bezüglich Mächtigkeiten und der lithofaziellen Ausbildung (NTB 02-03, Fig. 4.3-3, S.174).
Erwartungsgemäss ist also der Aufschluss der Bohrung Benken geologisch repräsentativ für das Untersuchungsgebiet im Zürcher Weinland. Auf dieser Grundlage sowie unter Einbezug von Daten und Erfahrungen aus anderen Bohrungen und Untertagebauten in Opalinuston (NTB 02-03, Tab. 2.5-1) wurde sowohl der Datensatz für die Sicherheitsanalyse als auch derjenige für die Konzeptstudie „Anlagen und Betrieb“ (NTB 02-03, Kap. 9.5) (NTB 02- 02) ermittelt; letztere dokumentiert im Rahmen des Entsorgungsnachweises die grundsätzliche bautechnische Machbarkeit des Referenzlagers.
Sollten im Anschluss an einen zustimmenden Entscheid zur Machbarkeitsstudie „Entsorgungsnachweis“ die hinsichtlich einer Standortcharakterisierung notwendigen Arbeiten im Zürcher Weinland aufgenommen werden, könnte im Rahmen eines (von den Behörden vorgängig zu genehmigenden und freizugebenden) Erkundungsprogramms, falls erforderlich u.a. auch die bereits auf solider Grundlage ruhende Prognose der weiträumigen lithologischen Homogenität verifiziert werden. Eine Verifikation ergäbe sich indes ohnehin spätestens bei einer Sondierbohrung, z.B. im Rahmen der Vorabklärungen für einen Schacht und/ oder Stollenbau als Erschliessung für ein Felslabor im Opalinuston.
Fazit
- Seismik-gestützte Extrapolation von Bohrbefunden beruht nicht auf „Annahmen“ sondern auf erprobten Methoden, die weltweit, routinemässig und erfolgreich namentlich in der Erdöl-/ Erdgasexploration eingesetzt werden.
- Die Bohrung Benken ist 1. bereits die Verifikation einer regionalen Prognose, 2. die Basis für eine lokale Bestätigung der lithostratigraphischen Kontinuität mit räumlich hoher Auflösung (3D-Seismik).
- Möglichkeiten zur Verifikation der lithostratigraphischen Modellierung bestehen im Rahmen der Erkundungsschritte zur Standortcharakterisierung.