Die HSK gibt die Leistung von 112 Prozent fürs KKW Leibstadt frei
Die HSK (Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen) hat am 10. Oktober 2000 dem Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) die bereits vom Bundesrat bewilligte Erhöhung der Leistung auf 112 Prozent, entsprechend einer thermischen Leistung von 3515 Megawatt, freigegeben. Die HSK hat sich vorgängig davon überzeugt, dass die erforderlichen sicherheitstechnischen Bedingungen erfüllt sind. Das Werk hat daraufhin seine Leistung von 110 auf 112 Prozent angehoben.
Die Leistung hätte schon im Frühjahr 2000 auf 112 Prozent erhöht werden können. Dies wäre vom nukleartechnischen Standpunkt aus möglich gewesen, doch hatte sich während des Probebetriebs im November 1999 gezeigt, dass das Schluckvermögen der Hochdruckturbine mit knapp 110 Prozent erreicht war. Daher hatte die HSK im März 2000 die Freigabe vorerst nur für eine Leistung von 110 Prozent (anstelle der beantragten 112) erteilt.
Anlässlich der Revisionsarbeiten im vergangenen Sommer wurde die Hochdruckturbine für eine Leistung von 112 Prozent umgebaut. Nach dem Wiederanfahren der Anlage erfolgte im September ein dreiwöchiger Testbetrieb der Turbine auf 112 Prozent Leistung. Dieser Test wurde erfolgreich durchgeführt. Nachher musste das KKL die Leistung auf Verlangen der HSK wieder auf 110 Prozent reduzieren, da noch nicht alle Bedingungen erfüllt waren. Die HSK folgte damit auch einer Empfehlung der KSA (Eidg. Kommission für die Sicherheit von Kernanlagen). Vor der Freigabe der vorerst letzten Stufe der im Jahre 1998 bewilligten Leistungserhöhung waren noch die Ursachen der Brennelementschäden im abgelaufenen Betriebszyklus zu ermitteln.
Während dem Brennstoffwechsel wurden – wie in der Medienmitteilung der HSK vom 25. August bereits erwähnt – neun defekte Brennelemente festgestellt. Eine unmittelbar danach durchgeführte Voruntersuchung führte zum Schluss, dass Fremdkörper (z.B. Drahtstücke) im Kühlwasser sich an der Oberfläche der Brennstab-Hüllrohre verklemmt und durch Reibung die Hüllrohrschäden verursacht haben müssen. Fremdkörper stellen auch in anderen Kernkraftwerken die häufigste Ursache bei Brennelementschäden dar. In der Folge wurden sowohl vom Betreiber als auch von der HSK Stellungnahmen unabhängiger Experten eingeholt. Sie bestätigten diese Schadensursache. Um den Primärkreislauf sauber zu halten, führte das Werk eine Reinigung des Kühlwassers durch. Die Massnahmen, um bei Arbeiten am Reaktorsystem das Eindringen von kleinen Fremdkörpern in den Kreislauf zu verhindern, wurden ausgeweitet und werden noch verbessert. Die Expertisen und Massnahmen zeigten auf, dass die Bedingungen für den Betrieb mit höherer Leistung erfüllt sind. Somit konnte die HSK letzte Woche dem KKL die Freigabe für die Leistungsstufe von 112 Prozent erteilen.
Für die Leistung von 112 Prozent gelten dieselben Bedingungen des Strahlenschutzes für das Personal und die Umgebung wie für die ursprüngliche Leistung von 100 Prozent.